Besucher der CES in Las Vegas (9. bis 12. Januar 2024) können es selbst auf einem Parkplatz des Messegeländes ausprobieren: BMW stellt bei der Technikmesse in der Metropole im US-Bundesstaat Nevada ferngesteuertes Valet-Parken vor. Dabei fährt der Fahrer das Auto über einen Parkplatz-Parcours in eine Parklücke – vom Schreibtisch aus.
Video: CES 2024: BMW stellt ferngesteuertes Valet-Parken vor
Gemeinsam mit dem Zulieferer Valeo möchte BMW automatisiertes Valet-Parken (AVP) ermöglichen. Valet-Parken bedeutet, dass der Kunde nicht selbst zum Parkplatz des Serviceanbieters fährt, sondern diesen Job von einem Mitarbeiter des Dienstes erledigen lässt – oft gegen eine Gebühr oder ein Trinkgeld. Beim AVP verlässt der Kunde am Zielort sein Auto, das dann teilautonom nach Level 4 zu seinem Parkplatz fährt. Bei Bedarf holt das Auto seinen Fahrer wieder ab.
Fernsteuerung als sicherere Lösung
Die beim AVP eingesetzte Basis-Technologie kann entweder hochautomatisiertes Fahren oder ein ferngesteuertes Valet-System sein. Die Fernsteuerung soll in für das Fahrzeug unbekannten Umgebungen und bei zu komplexen Fahrsituationen helfen – also immer dann, wenn die Technik zum teilautonomen Fahren überfordert ist. Der sogenannte Fernbediener steuert das Fahrzeug über eine drahtlose Datenverbindung. Dabei sieht er über einen Bildschirm Live-Kamerabilder und nutzt ein Spiele-Lenkrad und eine Gaming-Pedalerie – wie ein Computerspieler bei Renn-Simulationen. Sollte er allerdings einen Fahrfehler begehen, könnte er den ferngesteuerten BMW tatsächlich beschädigen.
Wie die Freigabe des Autos an den AVP-Dienst erfolgt, welche Datenübertragungs-Technik BMW für die Fernsteuerung nutzt und welche Sicherheitstechnik den Datenverkehr vor unbefugtem Zugriff schützt, verrät BMW aktuell noch nicht. Genau sowenig ist bislang bekannt, ab wann dieser Service zur Verfügung steht. Eins ist allerdings klar: Die Technik ermöglicht jedem die Fernsteuerung eines fremden Autos, der sich Zugriff auf die Systeme verschafft. Interessenten könnten Sicherheitsbehörden sein, die Autos von Flüchtenden an den Straßenrand oder direkt ins nächste Polizeirevier umleiten. Oder Kriminelle, die Autos rauben oder Personen entführen wollen.
Basis der Technik älter als Automarke BMW
Die Geschichte ferngesteuerter Autos ist fast 100 Jahre alt und somit älter als die 1928 eingeführte Automarke BMW. Die US-Firma Houdina Radio Control rüstete 1925 ein Modell von Chandler Motor Car mit einer Radio-Empfangsantenne aus. Das vom Hersteller "American Wonder" getaufte Auto war mit Elektromotoren an der Lenkung, am Gaszug und an den Bremsen ausgestattet. Diese Elektromotoren steuerten das Fahrzeug – die Steuerbefehle empfing die Antenne über Radiowellen. Der Sender war in einem nachfolgenden Auto untergebracht. Im Sommer 1925 zeigte Houdina Radio Control die Fähigkeiten seines in den Medien "Phantom-Auto" genannten Mobils, indem es die Firma in New York City durch dichten Verkehr den Broadway hinauf und die Fifth Avenue hinunterfuhr. Das Auto beschleunigte, bremste, bog ab und hupte – und am Ende der Vorführung stieß es mit einem Fotografenauto zusammen.
Opel fuhr 1928 nur scheinbar ferngesteuert
Im Januar 1928 ließ dann der Berliner Geschäftsmann Arthur Franke einen angeblich per Radiowellen ferngesteuerten 4 PS (Laubfrosch) durch deutsche Städte fahren. Von der Fahrt durch den dichten Berliner Stadtverkehr im Jahr 1928 existiert sogar ein Video. Opel-Classic-Manager Leif Rohwedder hat 2017 allerdings herausgefunden, dass die Fahrten Werbefahrten für einen "Kraftwagen für Volksbelustigung" waren: Ein verborgen im Heck des Laubfrosch sitzender Fahrer steuerte das Auto, was bei Außenstehenden die Illusion eines vollautonom fahrenden Fahrzeugs erwecken sollte. Am 27. November 1926 erteilte das Deutsche Reichspatentamt Franke ein Patent auf sein ausschließlich Unterhaltungszwecken dienendes Fahrzeug. © auto motor und sport
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