Akkus von Elektroautos halten länger als gedacht – das zeigt eine Auswertung von mehr als 7.000 Fahrzeugen. Noch jenseits von 300.000 km bleiben sie gesund. Auch eine neue Studie aus Amerika bescheinigt den Auto-Akkus ein langes Leben.
Die Stuttgarter Technologie-Beratungsfirma P3 hat mehr als 7.000 Elektroautos auf die Haltbarkeit ihrer Batterien analysiert. Das Ergebnis: Die E-Auto-Akkus halten viel länger als erwartet und gehen einfach nicht kaputt. Auch die Reichweite lässt nach hoher Laufleistung kaum noch nach. Auf ähnliche Daten kommen Wissenschaftler des SLAC-Stanford Battery Center aus Kalifornien (siehe weiter unten).
State of Health nach hoher Laufleistung
Der Gesundheitszustand wird im Allgemeinen mit dem State of Health (SoH) angegeben. Dieser gibt an, wie viel Prozent seiner vollen Kapazität ein Akku noch nutzen kann. Ist er frisch und gesund, stehen 100 Prozent im Protokoll. Durch Alterung und viele Ladezyklen kann der SoH allerdings sinken. Autohersteller versichern ihren Kunden – meistens über eine Garantie von 160.000 km oder acht Jahre – dass dieser nicht unter 80 Prozent abfällt. Einige Autobauer sichern ihre Batterien mittlerweile sogar bis 250.000 Kilometer und zehn Jahre ab.
Dass dieser Wert in der Praxis nicht unterschritten wird, zeigt die neue Studie. Selbst mit 200.000 oder 300.000 Kilometern auf dem Tacho, verfügen Elektroautos im Schnitt noch über 87 Prozent SoH. Ein Rechenbeispiel: Kam ein Elektroauto als Neuwagen 500 Kilometer weit – können es mit einer Batteriegesundheit von 90 Prozent nach bereits 300.000 zurückgelegten Kilometern noch 450 Kilometer Reichweite sein. Weil es allerdings kaum Elekroautos mit solch hohen Kilometerständen gibt, werden die Ergebnisse der Studie hier etwas ungenauer.
Batterien altern nach den ersten Jahren kaum noch
Für die Studie untersuchte das Unternehmen zunächst die eigene Flotte aus 50 Fahrzeugen. Anschließend kam das österreichische Start-up Aviloo hinzu, das mit seiner selbst entwickelten Messtechnik bereits zehntausende Batterie-Kapazitätstests durchgeführt hat. In der Aviloo-Datenbank finden sich etliche Elektroautos, die mehr als 200.000 oder gar 300.000 Kilometer zurückgelegt haben und immer noch über mehr als 90 Prozent SoH besitzen.
Auffällig bei der Untersuchung war, dass Batterien keinesfalls mit dem Alter in einer linearen Kurve an Kapazität verlieren. Vielmehr passiert vor allem innerhalb der ersten 30.000 Kilometer ein chemischer Prozess, der den SoH auf etwa 95 Prozent fallen lässt. Danach verlangsamt sich der Alterungsprozess der Batterie deutlich. Das liegt daran, dass sich bei den ersten Nutzungen der Batterie an deren Anode (Minuspol) die sogenannte SEI-Schicht (steht für Solid Electrolyte Interphase) bildet. Je nach Batteriechemie und -Typ verläuft dieser Prozess unterschiedlich. Im Schnitt verfügen Elektroautos nach etwa 100.000 Kilometer so noch über gut 90 Prozent der Kapazität. Danach verschlechtert sich der Wert kaum noch.
"Batterien halten 40 Prozent länger als ursprünglich gedacht"
Eine neue Studie von Wissenschaftlern des Battery Center in Standord (SLAC) belegt, dass bisherige Testergebnisse zu Reichweite und Degradation alle falsch sind. Die Haltbarkeits-Tests würden üblicherweise wie bei Verbrennern in Laboren durchgeführt. Dabei werde die Zykluszahl durch konstante Entladeraten und anschließendes Wiederaufladen bestimmt.
"Im echten Batterieleben sorgen häufiges Beschleunigen, Bremsen sowie kurze Ladestopps und stundenlanges Ruhen der Batterien für bessere Lebensumstände und längere Haltbarkeit," sagt die Stanford-Professorin und eine der drei Hauptautorinnen der Studie, Simona Onori. "Wir haben die Batterien für Elektrofahrzeuge in der Vergangenheit nicht richtig getestet." Bis zu 38 Prozent länger als gedacht würden die Batterien im wahren Leben halten. In Zahlen heißt das: Die Professoren ermittelten eine durchschnittliche Lebensdauer von 313.000 Kilometer oder 14 durchschnittliche Jahre an, bevor die Batterie ihre Leistungsfähigkeit verringert.
Batteriegesundheit abhängig von der Benutzung
Bei den Auswertungen handelt es sich um statistische Mittelwerte. Die individuelle Nutzung des eigenen Elektroautos hat enormen Einfluss auf die Alterung der Batterie. So kann häufiger Stress den Verschleiß der Batterie beschleunigen. Die wichtigsten Stressfaktoren für die Batteriezellen sind: Leistungsabfrage bei zu hohen oder zu niedrigen Temperaturen, ständig hohe Ladeleistungen, zu häufiges Voll- oder komplettes Entladen, lange Standzeiten mit 100 Prozent SoC.
Beim Alterungsprozess muss zudem zwischen der kalendarischen Alterung und der zyklischen unterschieden werden. Die kalendarische Alterung passiert über die Zeit und lässt sich maßgeblich über die oben genannten Faktoren beeinflussen. Die zyklische Alterung passiert während der Nutzung, also der Entladung oder Ladung. Sie hängt stark vom Fahr- und Ladeverhalten ab. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass hohe Ströme – also entweder sehr starkes Beschleunigen oder starkes Laden – mehr Stress verursachen als niedrige. Dieser Effekt verstärkt sich bei extremen Temperaturen. Solche Langzeiterkenntnisse blieben frühzeitigen Elektroauto-Fahrern vorenthalten. Mit zunehmender Akzeptanz und wachsendem Verständnis dürften sich in Zukunft immer mehr Batterien auch nach 100.000en Kilometern bei bester Gesundheit befinden.
In der Fotogalerie zeigen wir Ihnen die Elektroauto-Neuzulassungen aus dem Oktober 2024 auf. © auto motor und sport
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