Spektakuläre Aktion eines Parkhausbetreibers in Hamburg: Dort gab es Anfang Dezember negative Parkgebühren und pro Stunde einen Euro zurück.
Beim Parken Geld verdienen: Mit einer ungewöhnlichen Aktion hat der Betreiber eines Parkhauses in der Hamburger Innenstadt für sich Werbung gemacht. Einen Tag lang hat er Anfang Dezember negative Parkgebühren erhoben.
Für jede Stunde Abstellen entlohnten Mitarbeiter die Kunden vor dem Ausfahren mit einem Euro. Zum Jahreswechsel dreht Norbert Postek den Spieß dann um und verlangt einen Euro pro angefangene Stunde. Günstig ist das im Vergleich mit umliegenden City-Parkhäusern aber immer noch. Deren Preise starten bei 3,50 Euro, können sich in Zeiten starker Nachfrage wie etwa vor Weihnachten allerdings auf bis zu sechs Euro erhöhen.
Betreiber fordert mehr Wettbewerb
Dynamic Parking nennt das die Branche. Das Ziel von Postek ist ein anderes: Er will mehr Wettbewerb unter Parkhäusern. "Wir wollen das Aldi oder Lidl der Parkhäuser werden", sagt der Unternehmer, dessen Firma Alpha Parking bundesweit elf Parkhäuser betreibt, davon zehn in und um Hamburg. Stundentarife von fünf bis sechs Euro wie in vielen deutschen Innenstädten seien oft "künstlich hoch", sagt Postek, der vorher bei einem großen Parkraumbewirtschafter gearbeitet hat. "Parkhäuser verdienen meist schon mit drei Euro ihr Geld. Alles andere ist on top, das bekommen der Eigentümer oder der Investor".
Derart hohe Preise seien daher unfair und nicht gerechtfertigt. "Irgendwann wird ein Punkt erreicht sein, an dem sich der Kunde überlegt, ob er noch mit dem Auto in die Innenstadt fahren will", sagt der Chef des Billig-Parkhauses. Ein älteres Ehepaar freut sich über die Aktion. "Alles wird teurer, endlich ist es mal umgekehrt", sagen beide, bevor sie ins nahe gelegene Museum für Kunst und Gewerbe gehen.
Geschäftsleute verderben die Preise
Aber heißt billig auch schlechter? Beim Ortstermin entdecken wir das Gegenteil. Posteks neues Parkhaus "StadtKontor Parking" ist hell, modern, mit Überwachungskameras ausgestattet und wird jeden Tag gereinigt. Wenige Sekunden nach der Einfahrt schließen sich die Tore, damit kein ungebetener Besuch hineinkommt. Am Empfang hilft ein Concierge Parkkunden, es gibt Musik und saubere Toiletten, Ladesäulen für E-Autos sind geplant. Postek: "Wir wollen zeigen, dass es mit weniger Geld auch besser geht". Warum aber zahlen viele die Mondpreise trotzdem? Das liege vor allem an Geschäftsleuten. "Denen ist der Preis fast egal – die Firma zahlt ja", erklärt Postek.
Unübersehbar ein riesiges Plakat an der Fassade. Direkt an der S-Bahn-Strecke wirbt der 52-Jährige für sein "Aldi-Parkhaus" – für Pendler, die sich das Parken in der City nicht mehr leisten können. "Wir sind zum Teil günstiger als Hin- und Rückfahrt mit der Bahn." Jede Woche soll auf Instagram ein Monat Gratis-Parken verlost werden.
Was sagt der Hamburger Senat?
Die Magnetwirkung extrem günstiger Parktarife dürfte Hamburgs rot-grünem Senat (Landesregierung) nicht gefallen. Der versucht seit Jahren, Autofahrer zum Umstieg auf Bus oder Bahn zu bewegen. Etwa durch den Abbau von Parkplätzen, ausgedehnte Anwohnerparkzonen oder hohe Parkgebühren von drei Euro pro Stunde. Bewerten will ein Sprecher der zuständigen Behörde für Verkehr und Mobilitätswende von Senator Anjes Tjarks (Grüne) das "Aldi-Parkhaus" nicht: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns als Senatsbehörde nicht zu einzelnen privatwirtschaftlichen Initiativen oder Kampagnen äußern." © auto motor und sport
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