Die Produktion im Audi-Werk in Brüssel wird im Februar eingestellt, das Werk geschlossen. 3.000 Beschäftigte verlieren ihre Arbeit.

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Die Verhandlungen von Audi mit Gewerkschaften und Betriebsrat des Brüsseler Werks sind endgültig gescheitert. Das teile das Unternehmen am Mittwoch, 11.12.2024 mit. Damit sind auch Verhandlungen über einen Sozialplan für die rund 3.000 Beschäftigten ergebnislos beendet. Schon Ende Oktober 2024 hatte Audi mitgeteilt, dass die Produktion im Werk in der belgischen Hauptstadt Ende Februar 2025 eingestellt werden soll. Damals liefen laut Audi noch Gespräche mit einem potenziellen Investor. Audi plante schon länger, den Standort aufzugeben und war, wie in Belgien gesetzlich vorgeschrieben, seit Monaten mit Betriebsräten und Gewerkschaften in Verhandlungen.

Kein eigener Sozialplan

Für die Mitarbeiter wird es nach dem Scheitern der Verhandlungen keinen Sozialplan geben, nachdem auch das sechste Angebot des Unternehmens von der Arbeitnehmerseite abgelehnt wurde. Audi biete jetzt laut Produktionsvorstand Gerd Walker eine eigene, freiwillige Unternehmensprämie zusätzlich zum gesetzlichen Kündigungsgeld an. "Insgesamt gibt Audi für die Abfindungen mehr als doppelt so viel aus wie gesetzlich gefordert.", so Walker.

Bereits im Herbst hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass das Werk vor der Schließung steht. Das habe Audi-Manager Gerd Walker nach einer außerordentlichen Betriebsratssitzung vor Ort bekannt gegeben. Walker ist Mitglied des Vorstands der Audi AG und verantwortlich für das Ressort Produktion und Logistik.

Kein Zukunfts-Konzept

Demnach habe keiner der potenziellen 26 Investoren ein "lebensfähiges und nachhaltiges Konzept" für die Zukunft der Fabrik angeboten. Im September war in zahlreichen Medien der chinesische Autohersteller Nio als Kandidat für die Übernahme des Werks gehandelt worden. Das Dementi dauerte damals allerdings keine 24 Stunden, kurz darauf verkündete der CEO des Elektroauto-Herstellers, William Li, dass an diesen Spekulationen nichts dran sei. Das chinesische E-Auto-Portal cnevpost zitierte den Nio-Chef mit dem Satz "Wie kann sich Nio eine Fabrik leisten, die sich Audi nicht leisten kann? Die Gerüchte sind unbegründet". Nio sei, so William Li, derzeit vorsichtig mit Investitionen in Sachanlagen, mit Ausnahme der Batteriewechselstationen des Herstellers.

2025 endet die Produktion des Q8 E-Tron in Brüssel. Das Werk stand ganz oben auf der Streichliste des Volkswagen-Konzerns und kam zuletzt durch eine heftige Protestaktion der Mitarbeiter mit geklauten Neufahrzeug-Schlüsseln in die Schlagzeilen. Die Suche nach der Produktion eines anderen Modells aus dem Konzern war ergebnislos geblieben. Problematisch für den Standort Brüssel ist außerdem seine Lage, eingeengt zwischen Wohngebieten, Bahnanlagen und Schnellstraße, die eine räumliche Erweiterung unmöglich macht.

Das Werk Brüssel ist über 75 Jahre alt. Am 7. April 1949 lief dort das erste Fahrzeug vom Band. Vor der Übernahme des Werks durch die Audi AG im Jahr 2007 gehörte der Standort seit 1970 der Volkswagen AG an und baute verschiedene Modelle des Volkswagen-Konzerns. Der Produktionsstart des Audi A1 im Jahr 2010 markierte eine neue Ära. In der Geschichte des Werks war der Audi A1 das erste Modell, das exklusiv in der belgischen Hauptstadt gefertigt wurde.

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2023 wurde noch gefeiert

Am 1. August 2018 lief der letzte Audi A1 der ersten Generation in Brüssel vom Band, der Nachfolger wurde dann im spanischen Martorell gebaut. Insgesamt sind seit Mai 2010 knapp 910.000 Audi A1 in Brüssel gefertigt worden. Seit 2018 läuft der Q8 E-Tron dort vom Band. Ebenfalls 2018 erhielt das Werk das Zertifikat für eine CO₂-neutrale Produktion. 2023 feierte man im Werk 200.000 produzierte Q8 E-Tron.  © auto motor und sport

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