Das glaubt Digital-Chefredakteur Gerd Stegmaier mit Blick auf politische Forderungen der US-Auto-Lobby an den designierten US-Präsidenten.
Die EU-Kommission ist von der Klimawirkung des E-Autos überzeugt, fördert es nach Kräften und will ab 2035 die Neuzulassung von Autos, die fossilen Sprit verbrennen, nicht mehr zulassen. Die meisten europäischen Hersteller glauben ebenfalls daran, dass die Zukunft des Automobils elektrisch ist. In den USA ist der Glaube an die elektrische Zukunft, so viel kann man sagen, weniger ausgeprägt. Je nach Bundesstaat muss man stellenweise rigorose Ablehnung konstatieren.
Video: Der Kompromiss für E-Fuels und Verbrenner erklärt
Mit dem Ende der Amtszeit von
Video: Moove (135) - Hat das E-Auto ein CO2-Problem? - Volker Quaschning, Professor HTW Berlin
Das sind schlechte Aussichten für die aktuelle E-Auto-Förderung in den USA von bis zu 7.500 Dollar. Man könnte nun meinen, das liefe den Interessen von Trumps Best Buddy Elon Musk zuwider und der würde versuchen, die Abschaffung der Förderung zu verhindern. Aber weit gefehlt. Musks Rechnung geht anders: Er kann seine E-Autos viel günstiger herstellen als die Konkurrenz. Die müsste ihre Preise für E-Autos erhöhen und so würde die Streichung der Prämie helfen, seine Rivalen zu "zerstören".
US-Autobauer glauben ans E-Auto – Tesla sowieso
Das bedeutet aber, dass Musk davon ausgeht, dass es perspektivisch dennoch eine (natürliche) Nachfrage nach E-Autos gibt. Bekanntlich baut Tesla nur Stromer, während die anderen US-Autobauer viel mehr Verbrenner verkaufen, mit denen Musk nicht dienen kann. Doch selbst die traditionellen US-Hersteller glauben offenbar nicht an die Zukunft des Verbrenners: In einem Brief hat die wichtigste Lobbygruppe der US-Autoindustrie (Alliance for Automotive Innovation) Donald Trump laut Detroit News geraten, alle Steuervergünstigungen für die Industrie beizubehalten, darunter auch solche, die Investitionen in Elektrofahrzeuge und die heimische Batterieproduktion unterstützen.
Denn selbst in den USA halten Branchenbeobachter den Wandel hin zu E-Autos für unvermeidlich, weil Länder weltweit versuchen, die Emissionen zu begrenzen und entsprechende Beschränkungen für Verbrenner einführen. Ausgerechnet China – größter wirtschaftlicher Rivale der USA – hat sich infolgedessen zum Weltmarktführer bei Verkauf und Produktion von E-Autos entwickelt.
Die Autoindustrie denkt wirtschaftlich, nicht ideologisch
Natürlich fordert die Lobbygruppe in dem Brief ebenfalls laxere Emissionsgesetze – die erlauben aber vor allem einfacheres Geldverdienen mit Verbrennern, solange es noch einen Markt dafür gibt. Denn das Schreiben lobt neben Gesetzen aus Trumps erster Amtszeit auch solche von Biden. Und zwar nicht nur den Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA), sondern ausdrücklich ebenso den nach Trumps Geschmack viel zu umweltfreundlichen IRA, der die E-Auto-Förderung enthält.
Außerdem nennt der Brief die wesentlichen Herausforderungen für die US-Automobilindustrie aus ihrer Sicht. Darunter auch solche, die der Antriebswende der heimischen Hersteller im Weg stehen. So etwa die unfaire Konkurrenz durch stark subventionierte Elektrofahrzeuge und andere aus China exportierte Technologien sowie den globalen Wettlauf um die Sicherung kritischer Mineralien und Rohstoffversorgungsketten, der ebenfalls von China dominiert wird. Und im Inland eine (längst überfällige) Genehmigungsreform. Die behindert laut dem Positionspapier den Ausbau von Minen, aber eben auch den des Stromnetzes für eine höhere Belastbarkeit.
Big Oil investiert in Alternativen
Etliche Marktbeobachter sehen selbst Trumps Vorstellung, dass die Energiepreise und mithin die Verbraucherpreise bzw. die Inflation sinken, wenn die USA Öl und Gas im Überfluss fördern, nicht als geeignet, die Energiewende aufzuhalten: Der Markt regle das, denn Technologien, die dafür wichtig sind wie Solar- und Windkraft oder Batterien, würden immer billiger – und zur Konkurrenz für die Fossilen.
Hinzu kommt: Konzerne wie Chevron oder ExxonMobil haben längst in Wasserstoff, Biokraftstoffe oder CO₂-Speicherung investiert. Exxon-Chef Darren Woods sprach sich auf der UN-Klimakonferenz in Baku sogar für einen Verbleib der USA im Pariser Klimaabkommen aus: Es helfe seinem Land nicht, ständig rein- und rauszugehen. © auto motor und sport
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