Wie Audi Tradition Youngtimer und Oldtimer mit Ersatzteilen versorgt und welche Defizite die Clubs dabei sehen. Ein Blick hinter die Kulissen.

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In 17 Lagerhallen an drei Standorten im Raum Neckarsulm lagert Audi Ersatzteile für Oldtimer und Youngtimer. Die Klassiksparte Audi Tradition hat ihre eigene Logistik und einen Online-Shop für die Teile älterer Modelle. Eine klare Baujahresgrenze gibt es nicht, doch 10 Jahre nach dem Auslaufen einer Baureihe endet die gesetzliche Pflicht eines Herstellers, Ersatzteile vorzuhalten. Dann ist ein Modell meist um die 17 Jahre alt. Die meisten Hersteller versorgen Autos länger mit Teilen. Doch bis ein Auto mit 30 Jahren zum Oldtimer wird, entsteht fast immer eine Versorgungslücke.

Gibt es keine Teile, wird es schwer, dass ein Auto überhaupt ein Oldtimer wird. Denn für ein H-Kennzeichen ist ein guter, originaler Zustand Bedingung. Kein Wunder, dass nur ein geringer Prozentsatz der Autos überhaupt bis ins Klassikeralter überlebt – vorher wird der Unterhalt oft unwirtschaftlich.

Ein Problem, mit dem Audi Tradition ganz praktisch zu tun hat: Teile lagern kostet Geld. Und bis manche Teile für Oldtimer oder Youngtimer gefragt sind, kann Zeit ins Land gehen. "Wir können nicht alles vorhalten, das ist ein Ding der Unmöglichkeit", sagt Timo Schiemer, Ersatzteil-Experte bei Audi Tradition.

Last Call: Teile für 5 bis 10 Jahre

Endet die Produktion eines Neuteils, bietet der Zulieferer meist einen "Last Call" an: Der Hersteller kann dann Teile für die nächsten Jahre bestellen. Häufig schätzt er dann anhand der bisherigen Bestellungen den Bedarf für die nächsten fünf bis zehn Jahre und legt eine entsprechende Anzahl auf Lager. Das sind dann Originalteile, auf den originalen Werkzeugen gefertigt.

Sind diese Teile alle, und es gibt einen Bedarf, entsteht oft einen dritten Markt. Manchmal gibt es Lösungen wie bei der technisch innovativen UFO-Bremse des Audi V8: Als die nicht lieferbar war, rüsteten Besitzer auf die HP2-Bremse um. Jetzt kann Audi wieder liefern und hat die Scheiben in den Regalen liegen.

Nachfertigung kann das Zehnfache kosten

Eine Nachfertigung solcher sicherheitsrelevanter Teile ist teuer und aufwendig: "Am Prädikat Audi Original Ersatzteile hängt viel dran", sagt Nico Siebeck, Leiter Vetrieb und Ersatzteilwesen. Sicherheitsrelevante Teile muss die Technische Entwicklung freigeben und im Zweifel an einem originalen Auto testen. Auch deshalb können Nachfertigungen das Zehnfache des ursprünglichen Teils kosten.

Nicht immer ist eine Nachfertigung sinnvoll: "Ich kann nicht für einen Ölmessstab, der vorher 15 Euro gekostet hat, 100 Euro verlangen." Dabei ist dieses unscheinbare Teil überraschend heikel: Es besteht aus mehreren Materialien, die auch hohe Temperaturunterschiede wegstecken müssen. Denn bröselt wegen der Hitze des Öls die Kunststoffskala am Ende des Metallstabs, kann das einen schweren Schaden am Motor verursachen.

Rückleuchten sind ein Problem

Manchmal lehnt der Zulieferer trotz jahrelanger Gespräche eine Nachfertigung ab: Rückleuchten für Audi Cabrio und V8 gibt es nicht mehr – sehr zum Leidwesen der Audi Clubs, die im Audi Club International (ACI) organisiert sind und in regelmäßigem Austausch mit dem Hersteller stehen. Auspuff-Mitteltöpfe für den V8, Stoffbahnen für den Quattro von 1984 bis 1987 und ABS Sensoreinheiten für den TT fehlen laut der Clubs teils schon seit Jahren.

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Aktuell hat die V8 Gemeinschaft eine Liste mit 130 Teilen für den V8 D1, die nicht mehr lieferbar sind – darunter auch sicherheitsrelevante. Wünschen würden sich die Clubs Unterlagen und Freigaben für Nachfertigungen sowie eine bessere Information: "Da müssen wir enger in den Austausch", sagt André Hölzgen vom TT Owners Club.

Sitzbezüge in Nogaroblau

Manchmal klappt eine Nachfertigung: Die nogaroblauen Alcantara-Mittelbahnen der RS2-Sitze hat der Hersteller des Originalteils geliefert.

NSU und DKW sind ansonsten die Sorgenkinder der werksseitigen Ersatzteilversorgung; anders als BMW oder Mercedes hat Audi Tradition mehrere Marken im Programm. Bis 2007 hatte VW Classicparts Audi mitversorgt. Doch inzwischen hat die Marke das selbst übernommen. Kunden können eines der rund 33.000 unterschiedlichen Teile ganz normal an der Ersatzteiltheke beim Händler bestellen – oder über den Webshop. Jeden Tag gehen 200 bis 300 Sendungen raus – vom Modellauto bis zum Kotflügel. Eines der teuersten und sperrigsten Teile: Der Rumpfmotor für einen RS4 B5, der brutto rund 27.000 Euro kostet.  © auto motor und sport

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