Audi möchte sich für die neue Generation von Modellen neu aufstellen. Dazu gehört für Audi-Chef Gernot Döllner offenbar auch ein neuer Designchef. Den haben die Ingolstädter jetzt gefunden. Der Italiener Massimo Frascella kommt von Jaguar Land Rover und ersetzt den bisherigen Chefdesigner Marc Lichte, der diese Position seit zehn Jahren innehatte und nun neue Aufgaben im VW-Konzern bekommt.

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Der 52-jährige Massimo Frascella ist Absolvent des Turiner Istituto d'Arte Applicata & Design (IAAD) und startete seine Karriere bei Bertone. Weitere Stationen folgten bei der Ford Motor Company und Kia. Seit 2011 war Frascella in leitenden Positionen für Jaguar Land Rover tätig, zuletzt als Designchef für beide Marken.

Direkt beim Vorstands-Vorsitzenden verankert

Wer sich die aktuellen Designs der englischen Marken ansieht, darf mit einigen Veränderungen für Audi rechnen. Denn das Credo von Massimo Frascella heißt: "Die Essenz meines Zugangs zum Design ist das Einfache. Meine Leidenschaft gilt einem Design ohne überflüssige Ornamentik und das nicht einfach nur zeitgenössischen Trends folgt, sondern zeitlose Ästhetik und Raffinesse verkörpert."

Audi hat sein Design-Resort kürzlich umstrukturiert und organisatorisch direkt beim Vorsitzenden des Vorstands verankert. Schließlich stünden in den nächsten Jahren zahlreiche technologische Innovationsschübe an, die Formgebung und Funktion aller Seriensegmente entscheidend verändern werden, so die Ingolstädter.

Audi-CEO freut sich auf die Zusammenarbeit

Auch der Audi-Chef selbst hat einen eigenen Anspruch an Design. Gernot Döllner skizziert das so: "Design gehört seit jeher zum Markenkern, zur DNA der Marke Audi. Deshalb gilt gerade in dieser Phase der technologischen Transformation: Vorsprung durch Technik muss sichtbar und spürbar sein im Interieur und Exterieur aller künftigen Serienmodelle. Massimo Frascella wird dafür sorgen, dass Audi-Fahrzeuge mit einer unverwechselbaren und emotionalen Formensprache die Identität der Marke verkörpern. Im Zentrum seiner Design-Philosophie stehen Klarheit, Präzision und perfekte Proportion – Qualitäten, die sich nahtlos in das Markenbild von Audi einfügen."

Natürlich vergisst Döllner nicht die Leistung des Vorgängers Marc Lichte. Der 54-jährige Sauerländer kam 2014 von der Volkswagen AG, wo er das Exterieur-Designstudio geführt hatte. In Lichtes Amtszeit bei Audi entstanden neue Generationen von Serien-Bestsellern ebenso wie die ersten eigenständigen E-Baureihen der Marke – der Audi E-Tron, der E-Tron GT und die Q4-Modellfamilie. "Marc Lichte hat mit seinem Team die Evolution des Marken-Designs ins Zeitalter der E-Mobilität geprägt. Wir danken Marc dafür, dass er ein Jahrzehnt lang kreativer Kopf und Impulsgeber gewesen ist für das Gesicht der Marke", sagt Audi-Chef Döllner.

Marc Lichte & auto motor und sport

Bei auto motor und sport ist Marc Lichte kein Unbekannter: Schon Anfang der 1990er-Jahre nahm er mit seinem langjährigen Weggefährten Andreas Mindt (heute Designchef Marke VW) an einem auto motor und sport-Designwettbewerb teil, bei dem es darum ging, Stadtautos für die Zukunft zu gestalten. Lichte und Mindt setzten sich gegenüber Hochschulabsolventen aus aller Welt durch, gewannen den Wettbewerb und lernten damals Jury-Mitglied Hartmut Warkuss kennen, den damaligen VW-Designchef, der den beiden Studenten der Fachhochschule Pforzheim den Weg zu einer großen Karriere ebnete: Beide bekamen einen VW-Vertrag; Lichte startete 1996 als Designer in Wolfsburg.

In der Folge zeichnete der gebürtige Arnsberger als Leiter des Design-Exterieur-Studio an VW Golf (Generation 5, 6 und 7), Passat (Generation 6, 7 und 8) und dem VW Touareg sowie Arteon, bevor ihn 2014 der Ruf zu Audi erreichte. Lichte setzte sich damals souverän gegenüber anderen Bewerbern durch, weil er einen Entwurf für den Audi A8 in der Tasche hatte, der im Vorstand gut ankam.

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Lichte, passionierter Segler, krempelte die Design-Sprache bei Audi um; Modelle von A1 bis Q8 trugen zuletzt seine Handschrift. Doch die Ausrichtung der letzten Jahre stieß auch auf Kritik: Wofür steht Audi im Design, fragten sich viele zuletzt. Dass er selbst mit neuen Aufgaben liebäugelte, war in der Szene in den letzten Monaten bereits bekannt.

Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen den Audi Activesphere Concept. Die Studie ist einer der letzten, die unter Regie von Marc Lichte entstanden ist.  © auto motor und sport

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