Der Autokonzern Stellantis, zu dem auch die Marke Opel gehört, steckt in Schwierigkeiten. Deshalb sieht sich der Aufsichtsrat nach einem neuen Chef um.

Mehr zum Thema Mobilität

Das Riesenunternehmen Stellantis mit seinen 14 Automarken ist sein Werk: Seit kurz nach Jahresbeginn 2021 der französische PSA- und der italienisch-amerikanische Fiat-Chrysler-Konzern vereint wurden, fungiert Carlos Tavares als dessen für das operative Geschäft zuständige Vorstandsvorsitzender.

Tavares verlässt Stellantis 2026

Der Portugiese, der zuvor den weitgehend französischen Arm mit unter anderem Peugeot, Citroën und Opel, geleitet hatte, verfügt über einen Vertrag bis zum Jahresbeginn 2026. Dieser soll allerdings nicht verlängert werden, erklärte Stellantis in einer Mitteilung vom 10. Oktober 2024. Der 66-Jährige geht nach Ende seines Vertrages in den Ruhestand.

Stellantis hat für die Suche eines Nachfolgers einen Sonderausschuss gebildet. Lapo Elkann leitet das Gremium. Bis Ende 2025 soll ein neuer Konzernchef feststehen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte der Automobilhersteller erklärt, dies sei "Teil der regulären Nachfolgeplanung". Tavares werde in den Suchprozess einbezogen.

Video: Im Video

Stellantis unter neuer Führung

Ab sofort baut Stellantis außerdem das Management um. Chief Financial Officer Nathalie Knight verlässt das Unternehmen. Ihr Nachfolger wird Doug Ostermann, der mehr als 19 Jahre Erfahrung im Finanzbereich von Stellantis und zwei weiteren Konzernen mitbringt. Jeep-Chef Antonio Filosa übernimmt zusätzlich den Posten des Chief Operating Officer für Nordamerika. Er hatte bereits das Südamerika-Geschäft geleitet.

Jean-Philippe Imparato übernimmt von Uwe Hochgeschurtz die Verantwortung für "Enlarged Europe" und bleibt außerdem CEO von Stellantis Pro One. Hochgeschurtz verlässt das Unternehmen. Gregoire Olivier wird Chief Operating Officer China und bleibt Chief Liasion Officer zu Leapmotor. Santo Filici übernimmt von Davide Grasso die Chefrolle bei Alfa Romeo und Maserati. Grassos neue Position steht noch nicht fest.

Probleme in den USA und Europa

Allerdings sollen Elkann und das gesamte Kontrollgremium zunehmend unzufrieden mit der Entwicklung des Stellantis-Konzerns sein. Insbesondere die Performance in Nordamerika lässt aktuell zu wünschen übrig. Alle US-Marken sahen sich auf dem dortigen Markt mit einem Absatzrückgang im ersten Halbjahr 2024 konfrontiert; vor allem der Pick-up-Spezialist Ram musste Federn lassen. Hinzu kommt Unmut bei den Händlern in den USA, welche die traditionsreichen Marken Chrysler, Dodge, Ram und Jeep immer stärker beschädigt sehen. Einige von ihnen fordern gar, dass sie aus dem Stellantis-Konstrukt herausgelöst werden sollen.

Die Geschäftszahlen des Konzerns lassen aber auch in den anderen Regionen der Welt zu wünschen übrig. Für das zweite Quartal 2024 standen ein Gewinneinbruch von 48 Prozent und ein starker Rückgang der Rendite im Bericht. Tavares nahm das zum Anlass, die Zukunft seiner unrentablen Marken infrage zu stellen. Stellantis hat bereits klargestellt, dass beispielsweise Chrysler und Maserati nicht zur Disposition stehen. Dagegen könnte es die europäische Premiummarke DS treffen; auch der jüngst erst reanimierte Hersteller Lancia soll schon wieder auf der Abschussliste stehen.

Viele Vorteile mit ams+
Erhalten Sie werbereduzierten Zugang zu allen Inhalten von auto-motor-und-sport.de inkl. der digitalen Zeitschrift als E-Paper. Monatlich kündbar.

Kostenkiller Tavares

Tavares werden mehrere Fehler angekreidet. Die Europa-Strategie mit einem starken Fokus auf Elektroautos stellt sich angesichts der aktuell mangelnden Stromer-Nachfrage als – zumindest kurzfristig – falsch heraus. Dagegen haben die US-Marken mit einem veralteten Modell-Portfolio, Qualitätsproblemen und einer suboptimalen Modellstrategie zu kämpfen. Die Keimzelle vieler dieser Probleme sollen Tavares' Bemühungen um Kostensenkungen sein; der Portugiese ist in der Branche als knallharter Kostenkiller bekannt.

Hinweis: Im Video nach dem ersten Absatz beleuchten wir die neuen Auto-Plattformen des Stellantis-Konzerns. In der Fotoshow stellen wir Ihnen die einzelnen Marken vor.  © auto motor und sport

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.