Hier fassen wir die aktuellen Hiobsbotschaften aus der Auto- und Zulieferindustrie zusammen. Aktuell hat Ford bestätigt, europaweit 4.000 Stellen wegen der schwachen E-Auto-Nachfrage abzubauen.
Die Autoindustrie in Deutschland und Europa befindet sich dauerhaft im Krisenmodus. Fast täglich gibt es neue Meldungen, die sich um Umstrukturierungen, Werksschließungen, Stellenabbau und Ähnliches drehen. Damit Sie den Überblick im unübersichtlichen Nachrichtenstrom behalten, bereiten wir in diesem Ticker-Artikel die Hiobsbotschaften aus der Auto- und Zulieferindustrie übersichtlich auf.
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Ford will 4.000 Stellen in Europa abbauen
20.11.2024: Die Ford hat angekündigt, im Rahmen einer umfassenden Restrukturierung rund 4.000 Stellen in Europa abzubauen. Ziel der Maßnahmen ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern und die wirtschaftliche Tragfähigkeit in einem sich schnell verändernden Marktumfeld zu sichern. Nach Angaben der Bild-Zeitung finden der Stellenabbau in erster Linie in Deutschland und Großbritannien statt. Im Ford-Werk in Köln sollen rund 2.900 Arbeitsplätze, 800 weitere Jobs in Großbritanniens sowie 300 in anderen EU-Staaten wegfallen. Der geplante Stellenabbau soll bis Ende 2027 umgesetzt werden. Parallel dazu wird das Produktionsprogramm für neue Elektrofahrzeuge wie den Explorer und Capri angepasst. Dies führt im ersten Quartal 2025 zu zusätzlichen Kurzarbeitstagen im Kölner Werk.
John Lawler, stellvertretender Vorsitzender und Finanzvorstand der Ford Motor Company, betonte in einem Schreiben an die Bundesregierung die Notwendigkeit einer verbesserten politischen Agenda. "Öffentliche Investitionen in die Ladeinfrastruktur, klare Anreize für Verbraucher und größere Flexibilität bei CO₂-Zielen sind entscheidend für die erfolgreiche Transformation der Branche", so Lawler.
Kurzarbeit bei Ford in Köln
13.11.2024: Der Autobauer Ford führt ab der kommenden Woche Kurzarbeit ein. Im Kölner Werk, wo derzeit die beiden neuen Elektromodelle Explorer und Capri gebaut werden, soll die Arbeit insgesamt drei Wochen ruhen. Bis zu den Weihnachtsferien soll im Wechsel jeweils eine Woche produziert und eine Woche ausgesetzt werden, berichtet der Kölner Stadtanzeiger. "Wir können bestätigen, dass Ford bei der Bundesagentur für Arbeit aufgrund der sich rasant verschlechternden Marktbedingungen für Elektrofahrzeuge Kurzarbeit beantragen wird", erklärte eine Unternehmenssprecherin der Zeitung. Auch im ersten Quartal 2025 soll es noch Tage ohne Produktion geben.
Conti spart weiter und senkt Umsatzprognose
12.11.2024: Im dritten Quartal des Jahres macht der deutsche Autozulieferer Continental vier Prozent weniger Umsatz als noch im gleichen Zeitraum 2023. Durch rigorose Sparmaßnahmen konnten die Hannoveraner allerdings den Gewinn leicht steigern. Für den Jahresabschluss prognostiziert Conti in seiner Automotive-Sparte allerdings erneut ein dickes Minus von 124 Millionen Euro. Schuld daran ist vor allem der schwächelnde Automarkt in Europa und den USA.
Conti-Finanzchef Olaf Schick betont: "Wir haben das dritte Quartal mit einem guten Ergebnis abgeschlossen. Vor dem Hintergrund der schwachen Automobilproduktion basiert unser verbessertes Ergebnis bei Automotive vor allem auf den von uns ergriffenen Maßnahmen zur Kostenreduzierung sowie Preisanpassungen." Der Vorstandsvorsitzende von Continental, Nikolai Setzer, ergänzt: "Im herausfordernden Jahresendspurt streben wir an, beim Automotive-Ergebnis weitere Fortschritte zu erzielen."
VW mit Milliarden-Geschenken an Investoren
11.11.2024: Es ist keine Besonderheit, dass Aktien-Besitzer von erfolgreichen Unternehmen jährlich eine Dividende als Gewinnbeteiligung ausgezahlt bekommen. Dass aber ausgerechnet der tief im Krisenschlamm steckende VW-Konzern Milliarden an seine Investoren ausschüttet, verwundert in diesen Zeiten. Gemeint sind die 4,5 Milliarden Euro Dividende vom Sommer 2024 – die sich auf den erfolgreichen Jahresabschluss 2023 bezogen. In jenem Jahr machte der VW-Konzern nämlich einen Nettogewinn von 17,9 Milliarden Euro.
Allerdings zeichnete sich 2024 längst die schwierige Konjunktur ab. Zudem sind die strukturellen Probleme wie die zu teure Produktion bei zu großer Belegschaft im Konzern seit Langem bekannt. Und so wird die Milliarden-Dividende zurecht zum Aufreger. Während Angestellte in den VW-Werken um ihre Jobs bangen, verteilt der Konzern Geldgeschenke an reiche Investoren. Natürlich profitierten auch Privatanleger von der Auszahlung. Dennoch ging der Geldregen vor allem über den großen Investoren-Familien Piëch oder Porsche sowie dem Land Niedersachsen oder der Qatar Holding LLC nieder. Mittlerweile vermelden Volkswagen und Audi extreme Gewinneinbrüche für das laufende Jahr 2024.
Lotus setzt Entlassungswelle fort
11.11.2024: Der britische Sportwagenbauer Lotus musste bereits im Juli 2023 und im Januar 2024 etliche Stellen wegen der schwierigen Marktsituation und mangelnder Nachfrage streichen. Im Herbst 2024 kündigt die Automarke aus Norfolk an, dass weitere 200 Arbeitsplätze wegfallen. Im Vergleich zu den großen Autobauern wirken diese Zahlen verhältnismäßig klein. Doch im Verhältnis handelt es sich hierbei um einen großen Teil der Beschäftigten. Anfang des Jahres 2023 arbeiteten bei Lotus UK noch knapp 1.700 Menschen.
Lotus-CEO Qingfeng Feng darf seine Position vorerst behalten. Hingegen musste der Executive Director des Performance-Programms von Lotus, Simon Lane, das Unternehmen Anfang November 2024 verlassen. Aus Lanes Team kommt auch der Supersportwagen Evija. An dessen Realisierung möchte Lotus wohl weiterhin festhalten.
Audi plant womöglich Jobabbau
7.11.2024: Audi plant in den kommenden Jahren einen möglichen Abbau von bis zu 4.500 Stellen in Deutschland, wobei die Entwicklungsabteilung mit über 2.000 Jobs besonders betroffen wäre. Laut Manager Magazin könnten rund 15 Prozent der Stellen im indirekten Bereich wegfallen, um das Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen. Eine Audi-Sprecherin bestätigte gegenüber der Bild-Zeitung die Zahlen jedoch nicht und betonte, dass die Gespräche mit dem Betriebsrat vertraulich und auf Augenhöhe geführt werden.
Trotz der schwierigen Marktlage besteht die Beschäftigungsgarantie laut "Audi.Zukunft" bis 2029, aber bei weiter verschlechterten Bedingungen wären neue Verhandlungen denkbar. Finanzvorstand Rittersberger erklärte, dass derzeit ein Fokus auf Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit liege, während externe Einstellungen nur noch selektiv erfolgen. Audi hebt hervor, dass ein Stellenabbau noch nicht endgültig beschlossen ist und eine finale Entscheidung in Absprache mit dem Betriebsrat getroffen wird.
Nissan will 9.000 Stellen streichen
7.11.2024: Der japanische Autohersteller Nissan kündigte einen umfassenden Arbeitsplatzabbau von 9.000 Stellen und eine Reduktion der globalen Produktionskapazität um 20 Prozent an, um auf anhaltende Herausforderungen, insbesondere im chinesischen Markt, zu reagieren. Diese Schritte sind Teil einer Strategie zur Effizienzsteigerung in einem schwierigen Marktumfeld. Zudem senkte Nissan seine Prognose für den Betriebsgewinn des laufenden Geschäftsjahres von ursprünglich 500 Milliarden Yen auf nur noch 150 Milliarden Yen, was einem Rückgang von 70 Prozent entspricht. Auch die aktuellen Quartalszahlen fielen enttäuschend aus, mit einem operativen Gewinnrückgang von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Schaeffler AG baut Stellen ab
05.11.2024: Der Zulieferer aus dem fränkischen Herzogenaurach baut in Europa brutto rund 4.700 Stellen ab, etwa 2.800 davon in Deutschland. Dies entspricht ungefähr 3,1 Prozent der gesamten Mitarbeiterzahl, die sich nach dem Zusammenschluss mit der Vitesco Technologies Group AG im Oktober um rund 35.000 auf rund 120.000 Beschäftigte erhöht hatte. Von den Abbaumaßnahmen sind in Deutschland zehn Schaeffler-Standorte betroffen. In Europa kommen fünf weitere hinzu, von denen zwei komplett geschlossen werden sollen. Dank dieser Umstrukturierung will Schaeffler ab 2029 pro Jahr 290 Millionen Euro an Kosten sparen. Sie betrifft in erster Linie die Sparten "Bearings & Industrial Solutions", "Powertrain & Chassis" sowie "E-Mobility". Gleichzeitig führen Synergien aus dem Vitesco-Zusammenschluss zu einem Personalabbau. © auto motor und sport
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