Die Zeit, in der autonomes Fahren zum Alltag gehören wird, rückt immer näher. Aber bis es so weit ist, stehen nicht nur die Autohersteller, sondern auch die Länder vor großen Herausforderungen. Eine Bestandsaufnahme.

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Verkehrsexperten gehen davon aus, dass es nur noch fünf bis zehn Jahre dauern wird, bis auch hierzulande die ersten autonom fahrenden Autos im regulären Straßenbild unterwegs sein werden. In den USA wird die Fortbewegungsmethode der Zukunft schon fleißig erforscht und auf öffentlichen Straßen getestet. Das Google Car beispielsweise ist eines dieser selbstfahrenden Autos. Aber auch andere Hersteller stellen beinahe im Wochentakt neue technische Errungenschaften und Assistenzprogramme vor, die nur ein Ziel haben: Den Fahrer zu entlasten und das Auto selbst fahren zu lassen. Aber so praktisch die Mobilität der Zukunft erscheint, so viele Fragen wirft sie auch auf.

Wo dürfen autonome Autos bereits fahren?

In den USA dürfen selbstfahrende Autos mit einer Sondergenehmigung bereits in den Bundesstaaten Florida, Nevada und Kalifornien unterwegs sein. In Deutschland ist seit 2015 ein Teilstück der A9 für autonome Testfahrten freigegeben. 2017 soll außerdem auf der Stadtautobahn von Göteborg ein autonomes Fahrprojekt von Volvo gestartet werden. Ein Jahr später ist ein ähnlicher Plan für Ingolstadt vorgesehen. Es ist aber damit zu rechnen, dass in den kommenden Jahren weitere Teststrecken freigegeben werden.

Für wen ist autonomes Fahren erlaubt?

Derzeit dürfen lediglich die Autohersteller selbst rein autonom fahrende Autos testen und fortbewegen. Ein gültiger Führerschein ist dabei genauso Voraussetzung, wie die Möglichkeit jederzeit manuell in den selbstfahrenden Betrieb einzugreifen. Aufgrund einer erst 2014 hinzugekommenen Ergänzung des Wiener Abkommens von 1968, das geltende Richtlinien für den Straßenverkehr in Europa festhält, wird es auch in Zukunft vorerst so bleiben, dass für das Fahren autonomer Autos der Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis eine Grundvoraussetzung ist.

Welche Gefahren bestehen derzeit noch?

Die Unfallgefahr, die von selbstfahrenden Autos ausgeht, wird derzeit heiß diskutiert. So hat das Google Car in letzter Zeit laut Medienberichten mehrfach durch verursachte Auffahrunfälle von sich Reden gemacht. Die sichere Technik hat nämlich auch einen Haken. Erkennt der Computer eine Gefahr, bremst er beispielsweise schnell und stark ab. Das führt schnell zu Auffahrunfällen - und zu der nächsten Frage.

Wer haftet bei Unfällen mit autonomen Fahrzeugen?

Aktuell steht noch der Autofahrer selbst in der Verantwortung, wenn es im autonomen Fahrbetrieb zu einem Unfall kommt. Experten rechnen damit, dass sich das auch in Zukunft nicht ändern wird. Die Hersteller sind derzeit von einer offiziellen Haftungspflicht noch nicht betroffen.

Können Hacker das Auto übernehmen?

In den USA gab es bereits die ersten Fälle, in denen Hacker bewiesen haben, dass sie den Computer eines Fahrzeugs von außen übernehmen und in den Fahrbetrieb eingreifen können. Diese Gefahr ist daher nicht auszuschließen.

Welche Vorteile ergeben sich für die Sicherheit?

Flächendeckendes autonomes Fahren soll in der Theorie zu einer Reduzierung der Unfallzahlen und auch Staus führen. Ziel ist es, dass die hoch entwickelten Computersysteme der Autos schneller und zuverlässiger reagieren als Menschen. Brems- und Ausweichmanöver beispielsweise könnten dann früher erkannt und eingeleitet werden. Die Staugefahr soll außerdem dadurch minimiert werden, dass autonom fahrende Autos ihre Geschwindigkeit jederzeit bestmöglich anpassen und in der Folge keine unnötigen Verzögerungen entstehen. In der Praxis zeigt der aktuelle Stand der Technik derzeit aber noch viele Schwächen, wie sie zum Beispiel an den Unfällen des Google Cars zu sehen sind. Die Testfahrer müssen laut Medienberichten in brenzligen Situationen noch häufig eingreifen.

Was ist in selbstfahrenden Autos möglich?

Möglich ist vieles, erlaubt derzeit noch sehr wenig. Die geltende Rechtslage schreibt vor, dass selbst Testfahrer im autonomen Fahrmodus beide Hände am Steuer haben müssen. Von ausschweifenden Ablenkungen wie Zeitung lesen, im Internet surfen, Fernsehen gucken oder sogar Schlafen ist man zumindest rechtlich gesehen noch weit entfernt.

Gibt es Tempolimits für autonom fahrende Autos?

Derzeit müssen sich autonome Autos, wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch, streng an die vorgeschriebenen Tempolimits halten. Hinzukommt, dass ein vom Verkehrsministerium vorgelegtes Strategiepapier vorsieht, dass Fahrzeuge im rein autonomen Fahrbetrieb nicht schneller als 130 km/h unterwegs sein dürfen.

Was ist der Stand der autonomen Technik?

Im Grunde funktionieren alle bisher vorgestellten autonomen Fahrsysteme unabhängig vom Hersteller nach demselben Prinzip: Zahlreiche Kameras und Sensoren erfassen die Umgebung des Fahrzeugs und berechnen diese anhand von aufwendigen Radarsystemen, GPS-Daten und digitalen Landschafts- und Straßenkarten. Die Systeme erfassen im Millisekundentakt Veränderungen im Fahrzeugumfeld und ermitteln anhand dieser Daten das bestmögliche Fahrverhalten. Verkehrsschilder, Tempolimits und stehende beziehungsweise sich bewegende Hindernisse können inzwischen ebenfalls erkannt werden.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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