Nach mehreren Anschlägen auf mobile Geschwindigkeitsmessanlagen kann der Landkreis Görlitz keine Blitzer-Anhänger mehr einsetzen.
Drei sogenannte Semi-Stationen, also mobile Blitzer in Anhängerbauweise, wurden seit 2021 gezielt zerstört – mutmaßlich durch den Einsatz illegaler Pyrotechnik aus dem Ausland. Die Täter blieben bislang unbekannt.
"Der Landkreis Görlitz wird künftig von der Nutzung einer Semi-Station absehen beziehungsweise absehen müssen, da zum einen der bisherige Anbieter kein solches Gerät mehr zur Verfügung stellt, und es aktuell keine taugliche und bezahlbare Alternative mit notwendigen Sicherheits- und Schutzsystemen auf dem Markt gibt", sagt Kevin Schlei, Sprecher des Landkreises Görlitz, gegenüber der Sächsischen Zeitung.
Drei Blitzer innerhalb von drei Jahren zerstört
Der erste der Blitzer-Anhänger war im Herbst 2021 in Betrieb genommen worden. Im Oktober 2022 wurde er in Ebersbach-Neugersdorf durch eine Explosion beschädigt. Ein baugleiches Ersatzgerät fiel im März 2023 einem Brandanschlag zum Opfer. Der dritte Blitzer wurde schließlich im Februar 2024 in Friedersdorf zerstört – ebenfalls durch eine Explosion. "An zwei Tatorten wurden Reste von Pyrotechnik gefunden. Daher liegt die Vermutung nahe, dass die Anlagen in Neugersdorf und in Friedersdorf mit Pyrotechnik beschädigt wurden", so der Landkreis Görlitz auf Anfrage der Bild-Zeitung.
Der schwerste Vorfall ereignete sich in Königshain. Dort wurde nicht nur der Blitzer komplett zerstört, sondern auch ein Hausdach in der Nähe in Mitleidenschaft gezogen "In Königshain gab es aufgrund der vollständigen Zerstörung zumindest für die Bußgeldstelle keine konkreten Hinweise auf eine bestimmte Vorgehensweise", so ein Sprecher von Landrat Stephan Meyer (CDU) gegenüber der Bild-Zeitung. Die Schadenshöhe wurde in diesem Fall auf rund 150.000 Euro geschätzt. Auch bei den anderen beiden Vorfällen lagen die Summen im fünfstelligen Bereich.
Leasingvertrag wird nicht verlängert
Da es sich bei allen Geräten um Leasinganlagen handelte, lag die finanzielle Verantwortung beim Anbieter. Der hat nach Angaben des Kreises jedoch angekündigt, künftig keine weiteren Geräte mehr zu liefern. Damit endet das Kapitel "Semi-Station" im Landkreis Görlitz vorerst.
Trotz der Vandalismusschäden waren die Blitzer-Anhänger für die Bußgeldstelle des Landkreises ein wirtschaftlicher Faktor. Laut Landratsamt wurden in den Jahren 2022 und 2023 Einnahmen in Höhe von rund 650.000 Euro erzielt. Die geschätzten Sachschäden summieren sich im gleichen Zeitraum auf etwa 200.000 Euro. "In den Nutzungsjahren hatte die Bußgeldstelle des Landkreises Görlitz durchschnittlich circa 250.000 Euro pro Jahr an Einnahmen zu verzeichnen", so der Kreissprecher Kevin Schlei laut Sächsischer Zeitung weiter.
Kreis setzt künftig auf mobile Messfahrzeuge
Statt der Blitzer-Anhänger will der Landkreis künftig ausschließlich auf mobile Geschwindigkeitsmessungen mit Personal setzen. Diese erfolgen aus Fahrzeugen, die von Mitarbeitenden überwacht werden.

"In den Jahren 2023 und 2024 konnten auf diesem Weg jeweils rund 4,8 Millionen Euro an Einnahmen erzielt werden – weitgehend ohne den Anhänger-Blitzer", so die Angaben des Kreises.
Die kuriosesten Polizeimeldungen der letzten Zeit lesen Sie in der Fotoshow. © auto motor und sport