Tesla kann 2025 mit über einer Milliarde Euro Mehreinnahmen durch Emissionshandel mit anderen Herstellern rechnen. VW und Renault könnte die Zeit davonlaufen.
Tesla könnte 2025 mehr als eine Milliarde Euro an Mehreinnahmen einstreichen, weil sich andere Autohersteller im Zuge des europäischen Emissionshandels mit dem Elektroautobauer verbinden. Dies haben Analysten der Schweizer Großbank UBS Group AG ermittelt. Insbesondere Toyota, Ford und jetzt auch Stellantis wollen mit Tesla koalieren, um die ab diesem Jahr geltenden strengeren EU-Emissionsvorschriften einzuhalten. Die Kooperation würde es den Herstellern ermöglichen, ihre Flotten virtuell zusammenzulegen und deren Emissionen zu mitteln. Diejenigen, die weniger Elektrofahrzeuge verkaufen, entschädigen Tesla dafür finanziell.
UBS-Analyst Patrick Hummel betont, dass Teslas Emissionshandel-Einnahmen 2025 sogar deutlich über eine Milliarde Euro betragen könnten, sollte der Elektroautohersteller seine sogenannte Long-CO2-Position zu Geld machen. Mit einer Long-Position ist ein steigender Wert gemeint. Dass Stellantis Teil der Tesla-Koalition ist, gilt als Überraschung. Der Anfang Dezember 2024 zurückgetretene Stellantis-Chef Carlos Tavares hatte immer betont, dass der Konzern die Emissionsgrenzen aus eigener Kraft einhalten möchte. Dieser Vorsatz gilt anscheinend seit dem Weggang von Tavares nicht mehr. Die UBS-Analysten sehen darin einen Vorteil: Stellantis hat jetzt weniger Druck, die jetzt schon hinter dem Zeitplan liegende Produktion von neuen Elektro-Modellen hochzufahren.
Frist läuft am 5. Februar 2025 ab
Wer als Autohersteller dem Tesla-Emissionspool beitreten möchte, kann noch bis zum 5. Februar einen entsprechenden Antrag einreichen. Laut kürzlich veröffentlichten EU-Dokumenten müssen die Antragsteller eine Geheimhaltungs-Erklärung unterzeichnen und Tesla Daten zu ihren Emissionen zur Verfügung stellen. Dann prüfen Tesla-Verantwortliche das Risiko, ob der Pool seine Emissionsziele durch den erhöhten CO₂-Eintrag nicht erreichen könnte.
Volvo schließt sich im Rahmen des Emissionshandels mit Mercedes zusammen und kann in diesem Zusammenhang mit Mehreinnahmen in Höhe von 300 Millionen Euro rechnen. Hersteller, die dem Volvo-Mercedes-Pool beitreten möchten, haben noch bis zum 7. Februar 2025 Zeit.
VW und Renault mit Problemen
Ein großes Fragezeichen sehen die UBS-Analysten bei den Emissionspool-Plänen von VW und Renault. Beide Hersteller haben im Hinblick auf die Zahl ihrer E-Auto-Verkäufe vom vergangenen Jahr und den verschärften Emissionszielen in diesem Jahr große Lücken zu schließen. Ob Tesla in seinem Pool überhaupt noch Platz für weitere Hersteller hat, ist unklar – die Analysten befürchten, dass das CO₂-Budget ausgeschöpft sein könnte.
Die UBS-Fachleute sehen in der Ankündigung der aktuellen Tesla-Pool-Zusammensetzung eine Verminderung der strategischen Optionen von VW und Renault. So könnten die beiden Hersteller zu einem Hochfahren ihrer Elektroauto-Produktion gezwungen sein, was wiederum ihre Marge verwässern könnte. Für 2025 befürchten die Analysten nämlich beim Verkauf von E-Autos ein Abwärtsrisiko in Höhe von zehn Prozent für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern.
EU-Hersteller mit EU unzufrieden
Renault kritisiert in diesem Zusammenhang die Europäische Kommission: Die Hersteller seien durch die Regelungen gezwungen, kontraproduktive Entscheidungen zu treffen. Dies führe zu einer Schwächung der europäischen Industrie.
Auch viele andere Hersteller haben in der EU Lobbyarbeit betrieben, um die Emissionsvorschriften zu lockern. Sie haben davor gewarnt, dass sie gezwungen wären, Strafen zu zahlen, ihre Produktion herunterzufahren, sich mit ausländischen Konkurrenten zusammenzuschließen oder Elektrofahrzeuge mit hohen Verlusten zu verkaufen. Die Zahl der verkauften Elektroautos stagniert oder ist aktuell rückläufig, auch, weil in Deutschland die für den E-Autokauf vom Steuerzahler zur Verfügung gestellten Subventionen entfallen sind. © auto motor und sport
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.