Cupra hat das elektrisch angetriebene SUV-Coupé Tavascan präsentiert – und wir sind ihn bereits gefahren. Der zweite Elektro-Cupra nach dem Born basiert auf dem MEB des VW-Konzerns. 2024 geht der SUV in Serie und soll eine Reichweite von bis zu 550 Kilometer haben. Cupra fertigt den bis zu 340 PS starken Tavascan in China. Ab sofort kann bestellt werden.
Erstmals zeigte Cupra den Tavascan 2019 als Showcar auf der IAA. Auf Basis dieser Studie entwickelten die Spanier den nächstes Jahr erhältlichen SUV zum Serienmodell weiter. Häppchenweise veröffentlichte Cupra Bilder und Teaser-Videos des Tavascan, der den Modularen E-Antriebs-Baukasten von Konzernmutter VW nutzt. Auf dem baut ebenfalls der VW-Bruder ID.4 auf, von dem sich der E-SUV optisch abhebt. Das Design stammt aus Barcelona.
Video: Cupra Tavascan Sitzprobe
Der Vorstandsvorsitzende Cupras Wayne Griffiths bezeichnet viele Elektroautos als "brav" und "bieder". Deshalb will die Marke zeigen, dass Stromer passend zum Marken-Claim (auto emoción) Emotionen wecken können. Mit dem Tavascan definiert Cupra die Designsprache für künftige E-Autos des Herstellers. Der Cupra Born sieht seinem Konzernbruder VW ID.3 deutlich ähnlicher als der neue E-SUV dem ID.4.
So fährt der Cupra Tavascan
Hält sein Set-up, was das Design verspricht? Kurz gesagt: Ja. Beim ersten Kennenlernen hatten wir ausschließlich das Vergnügen mit der allrad-angetriebenen Topversion VZ. Die lässt sich nicht zweimal bitten: Beim Start schiebt der 2,3-Tonnen-Crossover mit Macht und ohne Schlupf an; auch aus Kurven heraus beschleunigt der Cupra mit guter Traktion und viel Vehemenz.
Ohne direkten Vergleich lässt sich zwar nicht verifizieren, ob und wie viel flotter das im Tavascan VZ im Vergleich etwa zu einem VW ID.5 GTX gelingt. Doch es erscheint glaubhaft, wenn Entwicklungsvorstand Werner Tietz versichert, dass man den Tavascan nicht nur beim Fahrwerk, sondern auch an allen Fahrer-Schnittstellen auf mehr Sportlichkeit getrimmt hat: Lenkung, Bremsen, Fahrpedal.
Mit dem hier serienmäßigen adaptiven DCC-Fahrwerk und 21-Zoll-Niederquerschnittsbereifung bleibt der Cupra bei guter Agilität und Spurtreue jedenfalls noch komfortabel genug, um den Insassen die Freude an der Elektro-Dynamik auch auf schlechteren Straßen vermitteln zu können. Der Fahrer erfreut sich zudem an der verbindlichen Kennlinie der Progressivlenkung und dem ausgesprochen spritzigen Ansprechen auf Leistungsanforderung. Ebenfalls positiv: die zurückhaltend abgestimmten Assistenten – Stichwort Spurhalter und Tempowarner. Lediglich in engen Kehren und schnellen Wechselkurven gelingt es dem Tavascan nicht, seine Masse zu kaschieren. Der Drang zum Kurvenäußeren und ausgeprägteren Aufbaubewegungen nimmt dann zu.
Cupra Tavascan: Das Exterieur
Die dreieckigen Frontscheinwerfer stechen beim Tavascan hervor und geben ihm ein kantiges Gesicht. Das beleuchtete Logo wandert in die Fronthaube. In der Studie platzierte es Cupra noch in der Frontschürze. Das erinnerte eher an ein Batmobil und mutete aggressiver an. Der Schlitz zwischen den LED-Scheinwerfern führt die Luft durch die perforierte Fronthaube. Die großen Luftschlünde im Kühlergrill sowie der Frontschürze dienen der Kühlung der Batterie und der Aggregate. Ein schwarz glänzender Übergang in die Seitenscheiben soll dem Tavascan eine besondere Note verleihen – inspiriert von einem Rennfahrerhelm.
Im Vergleich zum Concept-Car gibt es Neuerungen in der Seitenansicht. Hervorzuheben sind die Außenspiegel und die Türgriffe, die bündig mit der Karosserie abschließen. Die Winglets entfallen an den Seitenschwellern vor den Hinterrädern. Dafür ziehen sich die Schweller stark ein, die vor den Hinterrädern auslaufen. Am Tavascan-Serienmodell verschwinden die Dachfinnen, die das Studienfahrzeug noch getragen hat. Die hintere Schürze zeichneten die Cupra-Designer ebenfalls komplett neu. Die Rückleuchten wurden etwas breiter, behalten aber ihre horizontale Ausrichtung. Ein verbindendes Lichtband sorgt optisch für mehr Breite.
Der Cupra misst in der Länge 4.644 mm, ist 1.861 mm breit, 1.597 mm hoch und hat einen Radstand von 2.766 mm. Sein Bruder ID.4 ist mit einer Gesamtlänge von 4.584 mm 60 mm kürzer und 9 mm schmaler als der Tavascan. Der Cupra wirkt schnittiger, weil er 43 mm flacher ist. Der Radstand ist beim ID.4 mit 2771 mm 5 mm größer. Die Kunden können sich bei dem SUV-Coupé zwischen verschiedenen Felgengrößen entscheiden. Die variieren von 19 bis 21 Zoll. Auf letzteren sitzen Reifen mit 255 mm Breite auf Vorder- und Hinterachse. Die 19-Zöller sind vorne 20 mm schmaler. Das Gewicht hat Cupra noch nicht bekannt gegeben. Der Tavascan dürfte aber je nach Akkugröße wie der ID.4 knapp zwei bis gut 2,2 Tonnen auf die Waage bringen.
Interieur und Konnektivität des Tavascan
Im Inneren des SUV fällt der 15-Zoll-Bildschirm auf. Der ist größer als so manches Tablet. Das Infotainment-Display ist das größte, das es bislang in einem Cupra gab und in Richtung des Fahrers gedreht. Eine kleine Reminiszenz an frühere, fahrerzentrierte Innenräume von BMW. Das Display ist über Berührung bedienbar – wie üblich beim VW-Konzern. Das 5,3 Zoll große Fahrerdisplay erhält im Tavascan Unterstützung vom Augmented-Reality-Head-up-Display.
Dank Cupra Connect und der hauseigenen App können die Kunden drei Jahre lang diverse Online-Services kostenlos nutzen. Dazu zählen unter anderem Online-Verkehrsinformationen und Online-Routenberechnungen. Kunden können mittels der App die Klimatisierung remote steuern, das Laden verwalten und den Tavascan ver- und entriegeln. Erstmals gibt es von Cupra ein HiFi-Soundsystem. Das entwickelte die Marke in Zusammenarbeit mit der Firma Sennheiser.
Das flügelförmige Armaturenbrett soll für ein großzügiges Raumgefühl sorgen. Die Mittelkonsole vereint den Konsolenkörper und das Armaturenbrett. Der Innenraum soll dadurch mehr leichter wirken. Die schalenförmigen Sitze bestehen bis zu 90 Prozent aus recyceltem Polyester oder bis zu 50 Prozent aus recycelten Mikrofasern. Sportlichkeit und Komfort will Cupra mit den Sitzen vereinen, zusätzlich verfügen sie über integrierte Lautsprecher und Smartphone-Anschlüsse.
Zu einem späteren Zeitpunkt will Cupra seinen Kunden Cup-Schalensitze anbieten, die noch sportlicher sind. Im Fond bietet der E-SUV trotz des Coupé-typischen abfallenden Hecks ausreichend Kopf- sowie Beinfreiheit. Der Kofferraum des Tavascan fasst bis zu 540 Liter Stauraum. Zum Vergleich: Beim ID.4 sind es 543 Liter.
Antrieb mit bis zu 340 PS
Das Herz des sportlichen E-SUV ist der Antrieb. Den Tavascan bietet Cupra in zwei verschiedenen Leistungsvarianten an. Das Topmodell der Baureihe Tavascan VZ generiert maximal 340 PS (250 kW). Dafür benötigt das SUV-Coupé zwei Motoren. Im Heck platziert Cupra einen permanent erregten Synchronmotor (PSM), der 286 PS (210 kW) leistet und ein maximales Drehmoment von 545 Nm hat. Erkennt die elektronische Steuerung, dass der Allradler Unterstützung benötigt, schaltet sich der Asynchronmotor vorn dazu. Er verfügt über 109 PS (80 kW) und ein maximales Drehmoment von 134 Nm.
In 5,6 Sekunden soll der E-SUV von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Mit voller Batterie soll der Tavascan laut WLTP 520 Kilometer weit kommen. Die zweite Variante heißt bei Cupra Endurance und verzichtet auf den Frontmotor. Das reduziert zwar die Power des Tavascan, soll aber die Reichweite um 30 Kilometer erhöhen. Sechs verschiedene Fahrmodi bietet Cupra im Tavascan VZ an, in der Endurance-Ausführung sind es fünf.
Batterie mit 77 kWh
Die Lithium-Ionen-Batterie hat eine Nettokapazität von 77 kWh. Hier bedient sich Cupra wiederum am MEB von VW. Die gleiche Batterie verwendet auch der ID.4. Das Thermomanagement soll den Tavascan effizienter machen, indem es die Temperatur der Batterie konstant regelt und die Leistung je nach Fahrsituation optimiert. Eine Bodenplatte in der Batterie verfügt über integrierte Wasserkanäle, die beim E-SUV an den Kühlmittelkreislauf angeschlossen sind.
Cupra bietet eine Wärmepumpe als Sonderausstattung an. Das soll den Innenraum effizienter heizen. Besonders im Winter und bei kalten Umgebungstemperaturen dürfte dieses Extra punkten. Maximal 135 kW sollen die Batterie von zehn auf 80 Prozent in weniger als 30 Minuten aufladen. Für zu Hause liefert der Hersteller auf Wunsch eine spezifische Wallbox, die der Kunde installieren kann. Der Käufer erhält dank drei verschiedener Optionen die Kontrolle über das Laden der Batterie.
Sicherheitssysteme des Tavascan
Diverse Fahrassistenzsysteme sollen für ausreichend Sicherheit sorgen. Dazu zählen die vorausschauende automatische Distanzregelung (ACC), Verkehrszeichenerkennung, Geschwindigkeitsanpassung, Abbiegeassistent, Seiten- und Spurhalteassistent, Ausstiegswarnung und -assistent. Müdigkeitserkennung und Rückfahrkamera unterstützen den Fahrer im E-SUV. Der Front Assist mit Ausweichunterstützung soll im Notfall andere Verkehrsteilnehmer schützen und Unfälle verhindern.
Die Informationen der Assistenzsysteme bekommt der Fahrer über das AR-Head-up-Display angezeigt – sie liegen somit in Sichtlinie. Das reduziert die Ablenkung und verringert das Unfallrisiko. Mit anderen Fahrzeugen kommuniziert der Cupra dank des neuen Car2x-Systems. Aktiviert der Fahrer das System, scannt das seine Umgebung auf eine Entfernung von bis zu 800 Metern. Das beinhaltet Straßeninformationen, Rettungsfahrzeuge, liegen gebliebene Fahrzeuge, Unfälle und Baustellen. Mögliche kritische Situationen sollen so schon im Keim erstickt werden.
Marktstart und Preise
Ab Juni 2024 kann der neue Cupra Tavascan auch bestellt werden, die Auslieferung beginnt im Herbst. Die 210 kW starke Tavascan Endurance-Variante mit Hinterradantrieb wird zu Preisen ab 56.210 Euro offeriert. Für den 250 kW starken Tavascan VZ mit Allradantrieb werden wenigstens 60.780 Euro gefordert. Damit sortiert sich der chinesische Spanier klar über seinen Konzernbrüdern von VW, Skoda und Audi ein.
Bauen lässt Cupra das E-Auto in der chinesischen Provinz Anhui. Dort nutzt Cupra die Infrastruktur von Konzernmutter VW, die dort bereits das dritte MEB-Zentrum aufgebaut hat, das mit der Serienproduktion in der zweiten Jahreshälfte 2023 begonnen hat. Die Kapazität des Werks in Anhui soll 350.000 Stromer pro Jahr abwerfen. Nach der Produktion exportiert Cupra den Tavascan dann in die Welt – auch nach Europa. © auto motor und sport
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