Wer sich im vergangenen Jahr nach einem Neuwagen umgesehen hat, bekam bereits ein Gefühl für das, was der neueste DAT-Report 2024 nachweist: Die Preise sind so hoch wie nie. Nicht nur in absoluten Zahlen haben die Herstellerpreise ein Allzeithoch erreicht. Vor allem in Relation zum persönlichen Einkommen erreichen die Tarife den höchsten Wert seit 50 Jahren.

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Der DAT-Report beleuchtet seit 1974 die Lage auf dem Gebraucht- und Neuwagenmarkt und hat sich seitdem als seriöse Instanz in diesem Bereich etabliert. Der Zahlenvergleich aus den letzten fünf Jahrzehnten ist dabei aufschlussreich. Umgerechnet in Euro lag das Verhältnis des durchschnittlichen Pkw-Neupreises zum durchschnittlichen Jahresgehalt in Deutschland vor 50 Jahren bei 38 Prozent. Dieses Verhältnis blieb über die Jahre relativ stabil, bis es 2014 steil nach oben ging. Heute gehen im Vergleich zum Jahreseinkommen (Durchschnitt 55.632 Euro) rund zehn Monatsgehälter für einen Neuwagen (Durchschnittspreis 44.630 Euro) drauf.

Die Gründe für diesen Preisanstieg sind vielschichtig. So haben die Gehälter in vielen Branchen besonders in der jüngeren Vergangenheit mit der stark gestiegenen Inflation nicht mehr Schritt gehalten, während die Hersteller (nicht nur) inflationsbedingt ihre Preise zum Teil mehrmals im Jahr nach oben korrigiert haben. Ein Grund ist auch die durch viele Krisen verursachte Preissteigerung (Stichwort Teilemangel). Nicht zuletzt sorgt der Hochlauf der Elektromobilität für ein höheres Preisniveau: Rund 50.060 Euro betrug 2023 laut DAT-Analyse der Durchschnittspreis eines Elektroautos in Deutschland. Rund 15.000 Euro günstiger war dagegen der Durchschnittspreis für Benziner-Pkw.

Strengere Vorschriften treiben die Preise

Der technische Fortschritt und gesetzliche Vorgaben sind ebenfalls starke Preistreiber. Neue Vorschriften für die Sicherheitsausstattung und zusätzliche Komfortausstattungen fordern ihren Tribut ebenso wie die immer schärferen Abgas-Grenzwerte. Die bedeuten sowohl in der Entwicklung als auch in der Produktion entsprechende Mehrkosten. Diese geben die Hersteller natürlich an die Kunden weiter.

Beispielhaft für den Gesamtmarkt einige Betrachtungen bei VW, bei rund 520.000 Neuwagen-Zulassungen im Jahr 2023 mit Abstand Marktführer und damit ein Spiegelbild dieser Thematik. Vor zehn Jahren lag der Basispreis des günstigsten VW Polo (Trendline, 60 PS) bei 12.450 Euro. Heute beginnt die Preisliste bei 21.590 Euro für den Polo Life mit 80-PS-Benziner, eine Basispreis-Steigerung um 73,4 Prozent. Gleiches Bild beim Golf: Kostete ein Golf VII Trendline mit 85-PS-Benziner im Jahr 2014 noch 17.175 Euro, liegt der Einstieg heute bei einem 110 PS starken Golf Life für 29.275 Euro – 70,4 Prozent mehr innerhalb von zehn Jahren.

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Kleinwagen-Sterben erhöht Durchschnittspreise

Ein entscheidender Punkt für das stetig steigende Preisniveau ist schließlich das Aussterben günstiger Kleinwagen. Viele Hersteller haben diese praktischen "Hauptsache es fährt"-Modelle aus dem Programm genommen, weil die Entwicklungskosten nach aktuellen Vorschriften zu hoch beziehungsweise die Gewinne pro Modell zu gering waren. Beispielhaft hier ebenfalls VW, wo der günstige Up! Ende 2023 aus dem Programm gekegelt wurde.  © auto motor und sport

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