In Kalifornien hat Elon Musk das Tesla Robotaxi und den Robovan vorgestellt. Die autonom fahrenden Modelle sollen schon in naher Zukunft auf den Markt kommen.

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Seit vielen Jahren kündigt Tesla autonom fahrende Autos, Robotaxis und auch einen Robo-Van als innerstädtischen Kleinbus an. Bei einer Veranstaltung in Kalifornien am 8. Oktober 2024 zeigte Tesla-Chef Elon Musk gleich alles auf einmal.

Beim Robotaxi oder auch "Cybercab" handelt es sich um ein zweitüriges Coupé mit nach oben öffnenden Flügeltüren. Die Optik erinnert von vorne an das Model 3, von hinten an den Cybertruck. Das Auto hat weder Heckscheibe noch Pedale oder ein Lenkrad. Die Innenausstattung besteht aus zwei Sitzen und einem großen Bildschirm, das war’s. Technische Details nannte der Tesla-Boss nicht, dafür einen wie üblich ambitionierten Zeitplan: Bis 2026 soll das autonom fahrende Elektroauto verfügbar sein.

Autonom für unter 30.000 Dollar

Ebenso optimistisch ist die Preisangabe, die Musk für das Cybercab bekanntgab: Unter 30.000 Dollar, umgerechnet also weniger als rund 27.500 Euro, solle das Cybercab kosten. Und gleich noch eine Ankündigung stellte Musk bei der Präsentation in die Welt: Bereits 2025 sollen die autonomen Fahrfunktionen des Robotaxis als Update für die bestehenden Tesla-Modelle ausgespielt werden, den Anfang sollen die US-Bundesstaaten Texas und Kalifornien machen. Musk versprach sogenanntes "Full Self Driving", bei dem der Fahrer das Auto nicht mehr überwachen muss.

Erheblich futuristischer als der Cybercab kommt der Robovan daher. Der fahrerlose Kleinbus könnte auch aus einem Science-Fiction-Film stammen und unterscheidet sich optisch deutlich von früheren Tesla-Konzepten zum Thema, die vollverglaste, eher plump wirkende Transportcontainer zeigten. Der Robovan soll bis zu 20 Personen Platz bieten und im öffentlichen Nahverkehr durch Städte surren, auch eine sitzfreie Variante für den Warentransport soll kommen. Wann? Das ließ Musk völlig offen.

Tesla unter Druck

Lange Zeit ging es für Tesla steil aufwärts. Doch die Hochphase ist selbst beim teils kultisch verehrten E-Auto-Hersteller vorbei. Auch die Vorstellungen von Cybercab und Robovan machten die Anleger nicht glücklich. So sackte der Aktienkurs von Tesla am Folgetag der Präsentation deutlich ab. Zudem erscheinen die Negativschlagzeilen rund um Tesla und seinen CEO in immer kürzeren Zeitabständen. Zwar ging es in Sachen produzierter und ausgelieferter Fahrzeuge nach einem Tief rund um den Jahreswechsel zuletzt wieder etwas aufwärts, doch der E-Auto-Hersteller hinkt bei diesen und weiteren Kennzahlen weiterhin den eigenen Ansprüchen und jenen seiner Investoren hinterher. Zudem sorgte im Frühjahr ein Reuters-Bericht für Wirbel: Journalisten der Nachrichtenagentur wollen erfahren haben, dass das lange angekündigte Einstiegsmodell Model 2 doch nicht kommen soll.

Letzteres dementierte Elon Musk im Anschluss energisch. Der Tesla-Chef sprach gar von einer "Lüge" und diffamierte die Nachrichtenagentur als "sterbend". Weitere Informationen gab und gibt es von Musk seinerzeit nicht – zumindest nicht direkt. Aber Hinweise. In einem weiteren X-Post gratulierte er Teslas KI-Team und behauptete, dass die Autos des US-Herstellers inzwischen mehr als eine Milliarde Meilen (1,6 Milliarden Kilometer) im "Full Self Driving"-Mode, also selbstfahrend, zurückgelegt hätten. Und er verwies auf den vor etwa acht Jahren erschienenen zweiten Teil seines "Masterplans". Darin kündigte er ein "städtisches Verkehrsmittel mit hoher Passagierdichte" an, das sich "in einem frühen Entwicklungsstadium" befinde und "nächstes Jahr zur Enthüllung bereit sein" sollte. Das wäre 2017 gewesen.

"The Boring Company" mit Robotaxi-Studie

Daraus wurde bekanntlich nichts. Einen ersten konkreten Hinweis auf ein Tesla-Robotaxi gab es erst mehrere Jahre später. Als Musk im Frühjahr 2022 die Tesla-Gigafactory in Texas offiziell eröffnete, versprach er ein selbstfahrendes Auto, das ziemlich "futuristisch" aussehen werde. Ungefähr ein Jahr vorher veröffentlichte seine Tunnelbau-Firma "The Boring Company" Entwürfe eines autonomen Vans, der damaligen Plänen zufolge irgendwann in großer Anzahl durch die Boring-Company-Röhren fahren soll.

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Interessante Hinweise im Video

Besonders interessant sind die Hinweise auf der Wand hinter dem Automodell. Hier sieht "NV93 Vehicle Package Side View". Doch was bedeutet das? US-Medien zufolge steht NV93 für "New Vehicle 93", was der Nachfolger des "New Vehicle 91" sei, bei dem es sich wiederum um den eingangs erwähnten Einstiegs-Tesla für 25.000 Dollar handeln soll. Ein weiteres kurzes Bild soll zudem den Innenraum des NV93 zeigen, während eine andere Sekundenbruchteil-Sequenz die Kante des vorderen Stoßfängers mit schwarzem Splitter und einer Aluminiumstruktur zeigen soll. Womit direkt Spekulationen ins Kraut schießen, nach denen das Robotaxi ähnlich expressiv geformt sein soll wie der Cybertruck.

Der Masterplan von 2016 stellt da noch ganz andere Ideen in Aussicht, die Tesla mit seinem Robotaxi verfolgen könnte. Damals hieß es, das Fahrzeug solle kleiner sein als ein herkömmlicher Bus und das Design sei für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder geeignet. Gerufen werde das selbstfahrende Auto per Smartphone-App oder über feste Ruftasten an bestehenden Bushaltestellen. Statt eines Busfahrers gebe es einen "Flotten-Manager", der die Robotaxis aus der Ferne überwache. Musk gab aber damals auch zu bedenken, dass "etwa sechs Milliarden Meilen (knapp zehn Milliarden Kilometer) erforderlich sein werden", bis die weltweite behördliche Genehmigung für echtes autonomes Fahren gewährt werden könnte. Also das Sechsfache jener Marke, die Tesla kürzlich erreichte.  © auto motor und sport

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