Am 27. Februar 1892 meldete Rudolf Diesel sein Patent an: Die Erfolgsgeschichte der "Neuen rationellen Wärmekraftmaschine" nahm damit ihren Lauf. Der effiziente Motor ist in letzter Zeit allerdings schwer in die Kritik geraten. Das sind die größten Mythen rund um den Selbstzünder.

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Für Rudolf Diesel war es Ende der 19. Jahrhunderts ein beschwerlicher Weg, den von ihm erdachten Motor das erste Mal zum Laufen zu bringen. 1897 war es dann so weit. Nach und nach erhielt der Antrieb Einzug in Schiffen, U-Booten, Lkw und ab 1936 auch erstmals in Personenkraftwagen. Heute ist der selbstzündende Ölmotor kaum noch aus dem europäischen Straßenbild wegzudenken. Durch seinen überlegenen Wirkungsgrad ist er sparsamer als Benzinaggregate und kann aufgrund der hierzulande günstigeren Kraftstoffpreise viele Autofahrer überzeugen.

Dieselmotor nicht salonfähig?

Mehrere Jahrzehnte galt der Dieselmotor im Pkw als wenig komfortabel und ausgesprochen lahm, war etwas für Taxis und große Lastwagen. Man musste ihn vor dem Start lange vorglühen, im Winter hatte der Motor mit den niedrigen Außentemperaturen zu kämpfen. Das ist natürlich längst Vergangenheit. Mit dem Einsatz von Turboladern ab Mitte der 80er Jahre und der Verbesserung des gesamten Verbrennungsprozesses wurde der Diesel gewissermaßen salonfähig.

Heute wird der Motor sogar aus Gründen des Fahrspaßes gewählt: Wegen seiner spontanen Kraftentwicklung und der niedrigen Drehzahlen ist er bei Fahrten im alltäglichen Straßenverkehr und besonders auf Autobahnetappen beliebt, muss nur noch kurz oder überhaupt nicht mehr vorgeglüht werden und hat auch im Winter kaum noch Probleme mit der Zuverlässigkeit. Selbst Laufruhe und Geräuschentwicklung sind heutzutage einem Benzinantrieb oft ebenbürtig.

Ist der Dieselmotor besonders umweltschädlich?

Mit der Entwicklung von Rußfiltern wurde dem Dieselantrieb dann auch das Rauchen – also der Partikelausstoß – abgewöhnt und er galt aufgrund des geringeren Verbrauchs lange Zeit als Lösung für geringere CO2-Emissionen im Straßenverkehr. Mit dem VW-Abgasskandal im letzten Jahr ist allerdings ein altes Grundproblem des Motors wieder in den Fokus gerückt: Der gegenüber dem Benziner stark erhöhte Ausstoß von Stickoxiden.

Diese sind nur unter Einsatz von sogenannten SCR-Katalysatoren (selective catalytic reduction) in den Griff zu bekommen, was die Abgasreinigungstechnik noch aufwendiger und teurer macht, als sie in modernen Dieselfahrzeugen ohnehin schon ist. Die meisten Hersteller wollen diese zusätzlichen Kosten dieser Harnstoffeinspritzung also lieber vermeiden oder verbauen diese Systeme höchstens in hochpreisigen Modellen. Dennoch ist sich auch der ADAC sicher: Wirklich sauber wird der Diesel nur mit einer solchen Technik.

Der Dieselmotor hält viel länger!

Insbesondere Taxiunternehmen galt der Selbstzünder als der ideale Antrieb: Sparsam und solide, war die Technik doch sehr viel robuster als bei Benzintriebwerken. Bis heute gilt der Diesel als der widerstandsfähigere Motor, auch wenn das nicht immer so ist. Denn die alten Motoren hielten vor allem auch deshalb so lange, weil ihre Leistungsdichte viel geringer war. Heute jedoch erzielen die Dieselmotoren nahezu gleiche Leistungswerte wie Ottomotoren, die Haltbarkeit ist bei den meisten damit nahezu gleichauf.

Hinzu kommen Bauteile wie Turbolader und Rußpartikelfilter, die in vielen Fällen auch kein Autoleben lang halten und nach gewisser Zeit ersetzt werden müssen. Die Kosten steigen also auch hier. "Den Diesel wird man künftig vornehmlich in Fahrzeugen ab der Mittelklasse finden", sagt auch der ADAC.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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