Insolvenzen, Schulden, Massenentlassungen: Die Stimmung in der Fahrradbranche ist schlecht. Das sind die Hintergründe hinter den schlechten Nachrichten und was das für Verbraucher bedeutet.

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Fast wöchentlich gibt es gerade neue Meldungen über Insolvenzen oder Massenentlassungen bei Fahrradherstellern. Das Ende des Fahrradbooms? Dabei hat die Branche doch eigentlich beste Vorzeichen: Verkehrswende, stärkeres Klimabewusstsein, hohe Energiepreise. Was läuft also falsch?

Rückblick: Welche Fahrradmarken sind insolvent oder straucheln?

Oktober 2024

Januar 2024: Die Internetstores GmbH (Fahrrad.de) meldet Insolvenz an.

Oktober 2023: Das dänische Unternehmen Mate Bike, bekannt für Fatbikes, meldet Insolvenz an.

August 2023: Das E-Bike-Start-Up Gleam Bikes (E-Lastenräder aus Österreich) meldet Insolvenz an.

Juli 2023: Der niederländische ehemalige Shootingstar VanMoof meldet Insolvenz an.

Peitscheneffekt: Nach dem Corona-Hoch kommt der Absturz

Während der Corona-Jahre boomte die Fahrradbranche. Für manche lag ein Hauch von Goldgräberstimmung über dem Fahrzeug, das Karl Drais vor mehr als 200 Jahren erfunden hatte. Hersteller und Händler schraubten Produktions- und Ordervolumina infolge der hohen Nachfrage nach oben. Die Hoffnungen auf einen dauerhaften Boom wurden jedoch enttäuscht.

Die Ordermengen hatten sich entlang der Lieferketten wie ein Peitschenhieb aufgestaut (Peitscheneffekt) und die bestellten Mengen überschritten plötzlich den eigentlichen Bedarf. Russlands Krieg gegen die Ukraine, steigende Energiepreise und die hohe Inflation taten ihr Übriges, das Konsumklima zu trüben. Die Folge: Volle Lager prallten auf leere Geldbeutel. Viele Fahrradhersteller (siehe oben) traf dieser Clash hart, einige überlebten nicht.

E-Bikes und Gravelbikes laufen gut

Aber ist es wirklich überall schlecht? Aus dem Alltag sind besonders E-Bikes nicht mehr wegzudenken. Die Nachfrage nach den Elektrorädern ist im Gegensatz zu nicht motorisierten Fahrrädern recht stabil. Woran liegt das? Die E-Bike-Nachfrage wird unter anderem durch Leasingmodelle und Steuervergünstigungen angetrieben. Technologische Weiterentwicklungen wie leichtere Akkus mit größerer Reichweite und verbesserte Motorentechnologie werden die Attraktivität von E-Bikes wohl sogar noch weiter erhöhen. Hinzu kommen politische Bemühungen, die die Nutzung von Fahrrädern zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität und als Teil der Verkehrswende vorantreiben sollen.

Und auch Gravelbikes und Rennräder laufen gut. Canyon und Rose Bikes meldeten im letzten Jahr gute Geschäfte mit beiden Radgattungen. Für Pinarello und Colnago geht es seit 2023 mit zweistelligen Wachstumsraten bergauf. In Deutschland belegen die Zahlen des Verbands "ZIV – Die Fahrradindustrie” (ZIV) den Aufwärtstrend im Segment der sportlichen Räder: Der Marktanteil von Rennrädern, Gravelbikes und Fitnessrädern stieg 2023 um zwei auf neun Prozent. Eine Zahl, die aber auch daran erinnert, wie klein dieses Segment ist.

Profitieren Fahrradkäufer von der Situation?

Rund ein Viertel der Deutschen kann sich laut dem neuen Fahrradmonitor des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr vorstellen, 2024 ein Fahrrad zu kaufen. Handel und Hersteller locken mit zum Teil hohen Rabatten. Besonders bei klassischen Trekkingrädern, Mountainbikes und manchen E-Bikes können Kundinnen und Kunden immer noch Schnäppchen machen. Bei Rennrädern und Gravelbikes ist das eher weniger zu erwarten.

Insgesamt gilt: Rohstoffe wie Aluminium und Carbon sind in den vergangenen zwei Jahren teurer geworden, die Komponentenhersteller verlangen Aufschläge zwischen fünf und zehn Prozent, und auch die Lohn- und Transportkosten sind gestiegen. Preiserhöhungen sind auf lange Sicht wohl unvermeidlich.

Wie geht es 2025 weiter?

In einer aktuellen Studie von Roland Berger und dem pressedienst-fahrrad wird ein eher pessimistisches Bild gezeichnet:

"Die Befragten sind sich einig: Im laufenden Jahr und 2025 bleibt es für Fahrradhersteller schwierig. Die Konsumlaune ist aufgrund von Unsicherheiten wie die hohe Inflation, schwache Konjunktur und politischen Verwerfungen weiterhin getrübt. Schnelles Handeln ist daher notwendig, damit die Umsätze und Gewinne nicht noch weiter einbrechen. Oberste Priorität hat die Sicherstellung der Liquidität, etwa durch den Abbau von Lagerbeständen und Fixkosten sowie die Optimierung des Working Capital. Ebenso wichtig ist aber auch der Aufbau von professionellen Prozessen und Planungssystemen, um auf Marktveränderungen schneller und flexibler reagieren zu können."

Roland Berger & pd-f: Die europäische Fahrradindustrie im Krisenmodus

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Die Zeiten sind also schwierig für die gesamte Fahrradbranche. Wenn Hersteller künftig erfolgreich sein wollen, müssen sie insgesamt flexibler werden und schneller auf die neuen Rahmenbedingungen reagieren. Die Roland-Berger-Studie sagt aber auch, wenn Hersteller ihre Sortimente überdenken, Abhängigkeiten verringern und ihre Marke stärken, die aktuelle Krise auch eine Chance für Hersteller sein kann.  © Bike-X

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