Der Eccentrica V12 ist ein Restomod-Umbau des Lamborghini Diablo. In Monterey debütiert die Serienversion, im Prototyp haben wir schon Platz genommen.
Wie konnte man eigentlich auf die Idee kommen, diesen Restomod auf Lamborghini-Diablo-Basis "Eccentrica" zu nennen? Exzentrisch ist es vielleicht, wenn man gerne Lila mit Rot kombiniert. Oder zum Dreiteiler eine Feder-Boa trägt. Das hier, das ist nicht exzentrisch. Das ist einfach nur bezaubernd. Und deshalb wäre ein Name wie "Bellezza" oder "Adorabile" doch wesentlich passender gewesen. Ach, was soll’s – werfen wir einen Blick auf das gute Stück.
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Als Basis des Restomod-Modells dient ein Diablo der ersten Serie aus den frühen 1990er-Jahren. Kopf und Finanzier des Start-ups dahinter ist Emanuel Colombini, selbst ein passionierter Lamborghini-Fahrer. "Obwohl ich das ursprüngliche Design sehr bewundere, wollte ich das Fahrerlebnis verbessern", sagt der italienische Geschäftsmann. Der Eccentrica V12 sei ein modernes Hypercar mit dem Herz und der Seele eines Klassikers aus den 90ern.
Eccentrica im ersten Check
Insgesamt 19 Exemplare des Eccentrica V12 sollen entstehen. Ihr Wert, so die Annahme der Erschaffer, werde über die Zeit steigen. Die Serienversion debütiert aktuell bei der Sportwagen-Show "The Quail, A Motorsports Gathering" im Rahmen der Monterey Car Week. Bei der 2023er-Auflage des Festival of Speed in Goodwood zeigte Eccentrica Cars einen Prototyp – und wir durften uns sogar mal reinsetzen.
Für das Design zeichnet das Studio BorromeodaSilva verantwortlich, dessen grundlegende Inspiration ein Diablo GTR gewesen ist. Einziges Originalteil der Außenhülle ist die Windschutzscheibe. Alle anderen Komponenten wurden durch neu gestaltete Leichtbau-Teile ersetzt, die teilweise aus dem 3D-Drucker stammen. Auf das Interieur sei er besonders stolz, verrät der Designer. Hier finden nur die edelsten Materialien Platz: Leder, Alcantara, Carbon und Aluminium. Plastik ist tabu, alles fühlt sich hochwertig und vor allem teuer an. Der im dunklen Blau gehaltene Innenraum des Prototyps bildet einen schönen Kontrast zur Mittelkonsole und der Außenfarbe, die Eccentrica "Liquid Metal" nennt.
Bessere Sitzposition und Servolenkung
Außerdem im Fokus der Entwickler: die Sitzposition des Fahrers. Der glorreiche, längs eingebaute Mittelmotor-V12 forderte im originalen Lamborghini Diablo seinen Tribut in Form eines leicht verdrehten und durchaus kritikwürdigen Fahrersitzes. Zwar schafft es Eccentrica, eine entspanntere Haltung zu ermöglichen, die im Showcar verbauten Schalensitze sind jedoch so schmal geschnitten, dass sie selbst schlanke Autofahrer einengen. Anders als der Erstserien-Diablo verfügt der Eccentrica V12 zudem über eine Servolenkung.
Die Sicht auf die Instrumente ist gut. Die Anzeigen im Pixel-Design sind leicht ablesbar und optisch passend für den Eccentrica V12. Die Bedienelemente für Lüftung und Klimaanlage fügen sich gut erreichbar und doch unauffällig in das Design ein. Heraus stechen nur die Kippschalter auf dem Mitteltunnel. Schon beim bloßen Hinsehen juckt es in den Fingern. Um den Eccentrica zu starten, muss der Fahrer den Schlüssel einführen, die Kippschalter hinter dem Schalthebel für Zündung und die Benzinpumpen umlegen und schließlich den Startknopf betätigen. Eine Hommage an Filme wie "Top Gun", ist der Pressemitteilung zu entnehmen.
Modernisierter Diablo-V12
Was anschließend zum Leben erwacht, ist der umfangreich modernisierte 5,7-Liter-V12-Saugmotor mit 60-Grad-Bankwinkel des Original-Fahrzeugs. Dank zahlreicher Neuteile wie anderer Nockenwellen und einer elektronisch gesteuerten Drosselklappe steigt die Leistung von 492 auf 550 PS und das maximale Drehmoment auf 600 Newtonmeter. In 3,5 Sekunden soll der Restomod auf 100 km/h schießen und weiter bis 335 Sachen rasen. Eine speziell angefertigte Capristo-Abgasanlage besorgt die akustische Untermalung. Das Sechsgang-Getriebe ist ebenfalls eine Neuentwicklung und zeigt sich mit seinem Übersetzungsverhältnis an den modifizierten Motor angepasst.
Namhafte Partner wie Brembo, Pirelli und Alcantara liefern Bremsanlage, Bereifung und Sitzpolster. Das Chassis zeigt sich durch Verbundwerkstoffe verstärkt, das Fahrwerk mit aktiven Dämpfern aus dem Hause TracTive aufgerüstet. An der Vorderachse verfügt der Eccentrica V12 über ein Liftsystem, damit Temposchwellen nicht zu unüberwindbaren Hindernissen werden. Die 19-Zoll-Felgen bestehen aus einer Aluminiumlegierung. Beim Rückwärtsfahren unterstützt eine Kamera.
Auf nur 19 Exemplare limitiert
Jedes der geplanten 19 Exemplare ist selbstverständlich hochgradig individualisierbar, die ersten Exemplare werden ab Sommer 2025 ausgeliefert. Natürlich bewahrt Emanuel Colombini Stillschweigen über profane Details wie den Kaufpreis. Den Namen dagegen, den erklärt er dann doch gerne. So beschreibt er im Wortsinn ja eine Position weit abseits des Zentrums. "Exzentrisch" ist ursprünglich ein Begriff aus der Astronomie, der sich auf die Form von Bewegungen und Umlaufbahnen bezieht und so auch in der Mechanik verwendet wird. Also gut – wir geben zu: Rein modisch war das nicht gemeint. Lassen wir es mal durchgehen. © auto motor und sport
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