Laut Ferrari-Chef John Elkann müssen Kunden noch bis 2025 auf ein Elektroauto der Marke warten. Patente zeigen, wie ein möglicher Elektro-Ferrari aufgebaut sein könnte, wie die Italiener den Akku vorteilhaft positionieren und für einen authentischen Sound sorgen wollen. Auch ein Basispreis ist bereits durchgesickert. Jetzt gibt es zudem erste Erlkönige.

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Auf einem Investoren-Meeting im April 2021 erklärte Ferrari-Boss John Elkann, der erste elektrische Ferrari werde 2025 vorgestellt. "Für einen solchen Meilenstein in unserer Geschichte werden die Designer und Ingenieure alles nur Vorstellbare umsetzen", sagte Elkann. Damit kassiert er seine eigene Aussage, dass das vollelektrische Ferrari-Modell deutlich später kommt. "In diesem Jahrzehnt werden wir keinen vollelektrischen Ferrari sehen", erklärte der Ferrari-Boss noch bei der Vorstellung der 2020er-Geschäftszahlen.

Schon Ende 2019 dämpfte der damalige Ferrari-Chef Louis Camilleri die Erwartungen an einen Ferrari mit Elektroantrieb. Die Batterietechnik brauche noch viel mehr Entwicklung, ehe sich Ferrari ein rein elektrisch betriebenes Auto der Marke vorstellen könne, so Camilleri damals.

Camilleri verriet, dass man sich die Machbarkeit eines vollelektrischen GT angeschaut und sich dann für hybridisierte Fahrzeuge entschieden habe. Eines der ersten Fahrzeuge dieser Hybrid-Sportwagen-Serie ist der Anfang 2019 vorgestellte SF90 Stradale, den neben seinem V8-Biturbo noch eine elektrischer Axialflussmotor von Yasa antreibt. Pikant: Den E-Motor-Spezialisten hat inzwischen Mercedes-AMG gekauft.

Video: Erste Fahrt im Ferrari SF90 Stradale mit 1000 PS!

Elektrisch, mit Range Extender oder als Hybrid

Im Januar 2020 hat das Europäische Patentamt ein Ferrari-Patent veröffentlicht, das einen rein elektrisch angetriebenen Zweisitzer skizziert. Vorgesehen sind in der Patentschrift je zwei L-förmig aufgebaute Elektroantriebsmodule je Achse. Damit würde der Elektro-Ferrari zum Allradler, auch eine Momentensteuerung per Torque Vectoring wäre möglich. Die Antriebseinheiten an der Vorder- und der Hinterachse arbeiten dabei mechanisch völlig unabhängig voneinander.

Die Batterie würde nach der Patentanmeldung hinter den Passagieren vor der Hinterachse sitzen. Hier ist laut Patent aber auch ein Verbrenner als Antrieb für einen Generator denkbar. Für die Batterievariante sieht das Patent zudem die Möglichkeit eines Schnellausbaus durch die Heckklappe vor. Möglicherweise denkt Ferrari hier an ein Batteriewechselsystem. Als weitere Option sieht das Patent einen Hybridantrieb vor, bei dem der Verbrenner direkt die Hinterräder antreiben würde und von den E-Motoren unterstützt werden könnte.

Zweigeteiltes Batteriepaket

Zwei Jahre später im Januar 2022 wurde vom US-Patentamt ein bereits im Dezember 2019 beantragtes neues Patent zum Ferrari-Elektro-Sportwagen veröffentlicht. Das schlicht mit "Electric or hybrid sport car" betitelte Papier zeigt ein Sportwagenchassis im typischen Zweisitzer-Mittelmotordesign und beschäftigt sich mit der Unterbringung der Batterie. Der Energiespeicher sitzt in Plattenbauweise geschichtet wenig überraschend als Block hinter den Passagieren in dem Bauraum, den für gewöhnlich das Verbrennertriebwerk bei Mittelmotor-Bauweise einnimmt. Das Batteriegehäuse ist dabei so ausgelegt, dass es als strukturelles Bauteil in den Heckrahmen integriert, aber auch komplett ausgebaut werden kann. Weitere flache Batteriepakete sitzen ergänzend im Fahrzeugboden unter dem Passagierabteil. Diese Zweiteilung erlaubt auch den Einbau eines Verbrenners im Heck, der in einer Hybrid-Konfiguration nur die Batterien unter dem Fahrzeugboden nutzt.

Video: Im Video

Markant ist noch die leichte Anstellung des Heckrahmens, der die große Batterie (oder den Verbrenner) aufnimmt. Durch die Keilform stellt sich ein abtriebsfördernder Groundeffect ein. Zudem soll die damit nach hinten beschleunigte Abluft auch Luft aus dem Batteriebereich absaugen und so die Kühlung der Energiespeicher verbessern.

In Sachen Zellform benennt das Patent für den Unterbodenbereich Rundzellen als erste Wahl. Die große Heckbatterie kann dagegen mit zylindrischen, prismatischen oder Pouch-Zellen bestückt werden – je nach gewünschter Batteriecharakteristik.

Eigenes Soundkonzept

Wichtig für einen Elektro-Ferrari ist auch ein authentischer Sound. Der soll nicht wie bei verschiedenen Wettbewerbern komplett aus der Konserve kommen, sondern sich an der tatsächlichen Dynamik des Antriebs orientieren. Entsprechende Patente wurden im Sommer 2022 in Italien und im Januar 2023 in den USA veröffentlicht. Ferrari will die Geräusche des Elektromotors sowie die von verschiedenen anderen Antriebskomponenten wie Getriebe, Differenzial und Räder einfangen und dann elektronisch neu abmischen. Daraus sollen sich dann je nach Fahrzustand Geräuschkulissen darstellen lassen, die zur gebotenen Fahrdynamik passen. Übertragen werden die Lebensäußerungen per Resonatoren an den entsprechenden Bauteilen. Unter dem Strich ahmt diese Soundentwicklung dann das Geräuschverhalten von Verbrennungsmotoren nach.

Ist der Preis selbst für Ferraristi zu hoch?

Noch haben wir noch nicht einmal ein Auto gesehen. Trotzdem ist die Preisvorstellung aus Maranello bereits zu den Kollegen von Reuters durchgesickert. Und nicht nur für die gut betuchte Klientel dürfte das ein kleiner Schock sein. Der erste Elektro-Ferrari soll nämlich mindestens 500.000 Euro kosten. Hinzu kommen die üblichen persönlichen und individuellen Extras. Bleibt abzuwarten, welche Highlights die Italiener am Ende zu diesem Kurs zu bieten haben.

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Ferrari EV als Muletto

Einen ersten Ausblick auf den kommenden Elektro-Ferrari gibt ein jetzt erwischter Erlkönig. Der kommt allerdings noch als wilder Muletto daher. Die Karosserie des Versuchsträgers mischt den Grundkörper eines Purosangue mit Anbauteilen von Maserati. Klare Hinweise auf den E-Antrieb liefern die über die Karosserie verteilten Elektro-Warnaufkleber. Die am Heck angebrachten Auspuffendrohre sind nur Attrappen. Details zum kommenden Elektro-Ferrari lassen sich vom Muletto-Auftritt noch nicht ableiten. Die verwendete Karosseriegröße deutet allerdings schon die Klasse an, in der der elektrische Ferrari einzusortieren ist. Ein Sportwagen scheint nahezu ausgeschlossen, ein Crossover- oder ein SUV wahrscheinlich.  © auto motor und sport

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