Das geplante Verbot neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge ab 2035 stößt in Europa auf wachsenden Widerstand. Eine aktuelle Umfrage zeigt, die Mehrheit möchte eine Abschaffung oder Verschiebung des Verbots.

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Das geplante Verbot neuer Benziner und Diesel ab 2035 verliert europaweit an Zustimmung. Eine aktuelle Umfrage von AutoScout24 zeigt, dass eine Mehrheit der Befragten das Verbot ablehnt oder zumindest verschieben möchte. Besonders ältere Generationen stehen dem Vorhaben kritisch gegenüber. Gleichzeitig nimmt die Kaufbereitschaft für Elektroautos ab, während Zweifel an deren Klimabilanz zunehmen.

Übrigens, der Begriff Verbrennerverbot meint dabei nicht, dass bestehende Verbrenner ab einem bestimmten Tag nicht mehr gefahren werden dürfen. Das Verbot bezieht sich auf die neue Zulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, die CO₂ ausstoßen. Die Wörter Verbrennerverbot oder Verbrenneraus beziehen sich also umgangssprachlich auf die aktuelle politische Debatte. Das Verbot rechnet dabei nicht das CO₂ ein, das bei der Herstellung von Autos entsteht.

Knappe Mehrheiten für eine Aufhebung oder Verschiebung

Für die repräsentative Studie wurden über 6.000 Menschen in sechs europäischen Ländern befragt. In Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich sprechen sich jeweils mehr als 50 Prozent der Befragten für eine Abschaffung oder Verschiebung des Verbots aus. Besonders kritisch ist die Haltung in Österreich, wo 37 Prozent die Streichung des Gesetzes fordern, während weitere 19 Prozent für eine Verschiebung plädieren. Damit lehnen insgesamt 61 Prozent der Österreicher das Verbot in seiner jetzigen Form ab.

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In Deutschland sieht es ähnlich aus: 34 Prozent der Befragten möchten das Verbrennerverbot vollständig zurücknehmen, weitere 20 Prozent wünschen sich eine spätere Umsetzung. Nur 24 Prozent sprechen sich dafür aus, dass das Verbot wie geplant 2035 in Kraft tritt. Nur zehn Prozent der Befragten wollen es noch vor 2035 umsetzen.

Auch in Frankreich (55 Prozent) und Italien (52 Prozent) ist die Mehrheit gegen das Verbot. In Belgien liegt der Anteil der Gegner mit 48 Prozent knapp unter der Hälfte, während sich 43 Prozent für das Verbot aussprechen. Die Niederlande sind das einzige Land mit einer ausgeglichenen Meinung: Hier halten sich Befürworter und Gegner mit jeweils 45 Prozent die Waage.

Ältere Generationen besonders skeptisch

Die Umfrage zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen dem Alter der Befragten und der Ablehnung des Verbots. Je älter die Befragten, desto kritischer sehen sie die geplante Regelung. Während junge Menschen unter 25 Jahren noch eher für das Verbot sind, ändert sich das Bild bereits in der nächsten Altersgruppe.

  • 18–24 Jahre: 44 Prozent für das Verbot, 41 Prozent dagegen
  • 25–34 Jahre: 44 Prozent für das Verbot, 48 Prozent dagegen
  • 35–44 Jahre: 57 Prozent gegen das Verbot
  • 45–54 Jahre: 64 Prozent gegen das Verbot
  • 55–64 Jahre: 69 Prozent gegen das Verbot

Besonders auffällig ist die Entwicklung bei den über 55-Jährigen. In dieser Altersgruppe wünschen sich 51 Prozent eine komplette Abschaffung des EU-Plans, nur jeder vierte Befragte (26 Prozent) unterstützt das Verbot.

Kaufbereitschaft für Elektroautos sinkt

Neben der wachsenden Skepsis gegenüber des Verbrennerverbots zeigt die Umfrage einen Rückgang der Kaufbereitschaft für Elektroautos. Innerhalb eines Jahres haben immer mehr Menschen ihre Meinung zu E-Autos geändert.

In Deutschland geben 28 Prozent der Befragten an, dass sie sich den Kauf eines neuen Elektroautos heute weniger gut vorstellen können als noch vor einem Jahr. Nur 16 Prozent sind dem Kauf eines Stromers gegenüber aufgeschlossener geworden. Besonders bei gebrauchten E-Autos ist der Trend rückläufig. 35 Prozent der Deutschen sagen, dass ihr Interesse gesunken ist, während nur 13 Prozent sich heute eher für ein gebrauchtes Elektrofahrzeug entscheiden würden.

Gebrauchte Verbrenner wieder gefragter

Während die Nachfrage nach Elektroautos nachlässt, gewinnen gebrauchte Verbrenner an Attraktivität. Das dürfte unter anderem an den hohen Neuwagenpreisen und der Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Elektromobilität liegen.

  • 22 Prozent der Deutschen können sich heute eher vorstellen, einen gebrauchten Benziner oder Diesel zu kaufen als vor einem Jahr.
  • Gleichzeitig ist die Bereitschaft, einen neuen Verbrenner zu kaufen, gesunken. Nur 18 Prozent würden sich heute eher für einen Neuwagen mit klassischem Antrieb entscheiden, während 23 Prozent noch zögern.

Viele zweifeln an der Elektromobilität

Nicht nur die hohen Kosten, sondern auch technische und ökologische Bedenken tragen zur Zurückhaltung beim Kauf eines E-Autos bei. Die Umfrage zeigt, dass immer mehr Menschen an der Überlegenheit der Elektromobilität zweifeln.

Jeder vierte Deutsche glaubt inzwischen eher, dass der CO₂-Fußabdruck eines Elektroautos über den gesamten Lebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung – höher sein könnte als der eines Verbrenners. Nur 21 Prozent halten E-Autos für technisch überlegen.

Ein weiterer Hinderungsgrund für den Kauf eines E-Autos ist der Preisunterschied zu Verbrennern. Elektroautos sind in der Regel teurer, und immer weniger Menschen sind bereit, diese Mehrkosten zu akzeptieren.

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39 Prozent der Befragten sagen, dass sie heute noch weniger bereit sind, für ein Elektroauto mehr zu zahlen als für einen vergleichbaren Verbrenner. Nur 10 Prozent würden heute eher bereit sein, einen höheren Kaufpreis für einen Stromer zu akzeptieren als noch vor einem Jahr.  © auto motor und sport