Herbert Diess, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, äußerte sich auf dem auto motor und sport Kongress in München klar zur Zukunft der Kleinwagenproduktion in Deutschland.
"Deutschland steht für Premium. Einen Kleinwagen kann man in Deutschland nicht profitabel herstellen." Damit bringt Diess auch mit Blick auf die aktuelle Krise bei VW und dem angekündigten Elektro-Kleinwagen VW ID.2 die Herausforderungen der deutschen Autohersteller auf den Punkt.
Diess nannte das Beispiel des Ford Fiesta, dessen Produktion im Sommer 2023 in Köln eingestellt wurde, obwohl er in einem der effizientesten Werke der Welt gefertigt wurde. Die Einstellung der Produktion zeigt laut Diess deutlich, dass es in Deutschland schlichtweg zu teuer ist, Kleinwagen wirtschaftlich zu produzieren. "Ford hat den Fiesta aufgegeben, obwohl er im effektivsten Werk der Welt hergestellt wurde", so Diess.
Fokussierung auf Premiummodelle als Lösung
Angesichts dieser Entwicklungen betont der ehemalige VW-Chef, dass sich Deutschland auf die Produktion von Premiummodellen konzentrieren sollte, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die hohen Produktionskosten und die gestiegenen Anforderungen in Deutschland lassen es nicht zu, dass Kleinwagen in diesem Segment rentabel hergestellt werden können. "Deutschland muss sich auf Premium fokussieren", sagte er und verwies auf die zunehmende Bedeutung von hochwertigen und teureren Fahrzeugen, die besser zur Kostenstruktur passen.
Bidirektionales Laden als Chance für Elektromobilität
Neben den Herausforderungen in der Fahrzeugproduktion sieht Diess, der jetzt Vorsitzender des Verwaltungsrats der Mobility House AG ist, auch Chancen, insbesondere im Bereich der Elektromobilität. Er plädiert dafür, die Akkus von Elektroautos als Energiespeicher für überschüssigen Solar- und Windstrom zu nutzen. Hierfür müsse jedoch das aktuelle System der Netzentgelte reformiert werden. Derzeit fallen diese doppelt an: einmal beim Laden und ein weiteres Mal beim Rückspeisen des Stroms ins Netz. Dies macht das sogenannte bidirektionale Laden unattraktiv. Diess verwies darauf, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zugesagt habe, sich für eine Neuregelung einzusetzen, bei der mobile Energiespeicher nur einmal belastet werden.
Herbert Diess war von 2015 bis 2022 eine zentrale Figur bei Volkswagen. Zunächst trat er als Vorstand für die Marke VW ein, bevor er 2018 die Position des Vorstandsvorsitzenden des Volkswagen-Konzerns übernahm. Diess war maßgeblich für die strategische Neuausrichtung des Unternehmens verantwortlich, insbesondere in Richtung Elektromobilität. Unter seiner Führung wurde der VW ID.3 als erstes reines Elektrofahrzeug der Marke auf den Markt gebracht, und der Konzern intensivierte seine Bemühungen, sich als globaler Vorreiter bei Elektrofahrzeugen zu etablieren.
Diess galt als Verfechter einer schnellen und umfassenden Transformation hin zu nachhaltiger Mobilität und setzte sich stark für die Elektrifizierung der VW-Flotte ein. Gleichzeitig verfolgte er eine klare Kostenkontrolle, was zu Reibungen mit Gewerkschaften und internen Interessengruppen führte. © auto motor und sport
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