Noch Inspiration für den Fahrradurlaub gesucht? Dann empfehlen wir das Land der Fahrrad-Enthusiasten und Startpunkt der diesjährigen Tour de France. Italien, genauer gesagt die Emilia-Romagna, ist DAS Reiseziel für Radsportler und Genussreisende in diesem Jahr.
Knapp 9000 Kilometer Radrouten, spannende Rennen für Freizeitsportler und Semiprofis und 2024 erstmals die Tour de France – in der Emilia-Romagna boomt gerade der Radtourismus. Der Grand Départ führte vom 29. Juni bis zum 1. Juli in drei Etappen zuerst von Florenz in die Fellini-Stadt Rimini, dann von Cesenatico – mit seinem von Leonardo da Vinci entworfenen antiken Hafen – in die Stadt der Laubengänge Bologna und schließlich von Piacenza mit seinen Kathedralen, Palästen und Plätzen via Turin nach Frankreich. Unsere BikeX-Kollegen Tom und Georg haben sich bereits ein persönliches Bild von den Radstrecken gemacht.
Das ist die Radregion Emilia-Romagna
Die Emilia-Romagna liegt im südlichen Teil Norditaliens – also quasi am Schaft des Stiefels. Geprägt ist die Region mit ihrer größten Stadt Bologna von der grünen und fruchtbaren Po-Ebene, was regionales Obst, Gemüse und viele kulinarische Spezialitäten hervorbringt. Im Osten grenzt sie an die Adria und bietet traumhafte Küsten. Insgesamt ist sie eine der grünsten Regionen Italiens und (nicht nur) deshalb perfekt für Radfahrer. Das wissen auch die Profis: Die Giro d’Italia führt immer durch die Emilia-Romagna. Und in der Nähe von Rimini gibt es jedes Jahr das riesige Italian Bike Festival.
5 Touren-Tipps in der Emilia-Romagna
Die Emilia-Romagna bietet eine Vielfalt an Radwegen und Touren für jeden Geschmack. Ob du ambitionierter Rennradfahrer oder gemütlicher Genussradler bist, hier findest du die perfekte Route. Von malerischen Küstenstrecken bis hin zu kulinarischen Genusstouren – hier kommen fünf Touren-Ideen für jeden Geschmack.
Via Romagna: 460 Kilometer von Nord nach Süd
Einmal von Norden nach Süden durch die Romagna. Der 460 Kilometer lange Romagna-Radweg führt auf asphaltierten Nebenstraßen und Schotterwegen von Comacchio im Po-Delta Gebiet, das wegen seiner vielen Kanäle Klein-Venedig genannt wird, nach San Giovanni in Marignano und streift dabei auch die autonome Republik San Marino. Besonders schön ist der Teil durch die Täler Valmarecchia und Valconca im Hinterland von Rimini. Sie verdanken ihre Namen den Flüssen Marecchia und Conca und bestechen mit einer hügeligen Landschaft und Orten wie dem auf einem Felsen thronenden San Leo. Bereits Dante schwärmte in der "Göttlichen Komödie" davon. Weiter südlich geht es nach Montefiore Conca, das mit seiner markanten Festung ausgedehnt auf den Hügeln des toskanisch-romagnolischen Apennins liegt oder nach Mondaino, wo der Käse in Gruben reift. Und schließlich zur Königin der Adria nach Cattolica, mit den traditionellen Strandbädern und der historischen Altstadt.
Food Valley Bike: 70 Kilometer durchs Schlaraffenland
Eben und fast ausschließlich dem Flusslauf des Po folgend: Die Herausforderung der Food Valley Bike Tour liegt nicht in steilen Anstiegen, sondern in den kulinarischen Versuchungen entlang der Route. Aus dem Produktionsgebiet des Parmigiano Reggiano geht es nach Brescello, der Heimat von Don Camillo und Peppone. Einen Teller Anolini – fleischgefüllte Teigtaschen – oder die kleinen, schmackhaften Sorbolo-Tomaten sollten sich Radler ebenso wenig entgehen lassen wie die "tortel dòls": süßsaure Tortellini, deren Füllung aus Senffrüchten, Semmelbröseln, gekochtem Traubenmost und Pflaumenmarmelade besteht. Das Parmigiano Reggiano-Topping ist ein Muss! Die Food Valley Runde ist eine einzige Versuchung. Hier hat selbst der Schinken, der eigentlich gar kein Schinken ist, sein eigenes Museum: Im Museo del Culatello erfahren die Besucher alles über das in Birnenform gebundene, gepökelte Muskelfleisch aus der Schweinekeule. Endpunkt der Tour ist Busseto – der Geburtsort Giuseppe Verdis.
Ciclovia di Dante: 91 Kilometer auf Dantes Spuren
Überwiegend auf Feldwegen und verkehrsarmen Nebenstraßen verbindet die insgesamt 225 Kilometer lange Ciclovia di Dante die Toskana mit der Emilia-Romagna und führt dabei durch ein Gebiet, in dem sich Kunst, Kultur, Kulinarik und eine faszinierende Natur die Waage halten. Abhängig von Kondition, der Lust auf gutes Essen und Besichtigungen am Wegesrand ist diese Tour, die Dantes Geburtsort Florenz mit seinem Sterbeort Ravenna verbindet, auf E-Bikes, Gravel- oder Mountainbikes in drei bis vier Tagen zu bewältigen. Haltepunkte am Wegesrand: die Basilica di Sant’Apollinare in Classe mit ihren überwältigenden Mosaiken. Cervia, berühmt für das süße Salz, dessen kulturelles Erbe im Salzmuseum spürbar wird – oder Forlimpopoli, die Heimat des berühmten Gastronomen Pellegrino Artusi.
Ciclovia del Sole: 50 Kilometer von Mirandola nach Bologna
Die Ciclovia del Sole ist eine Genusstour von Mirandola nach Bologna, entlang der Bahnstrecke Bologna-Verona. 50 Kilometer durch das Tiefland der Po-Ebene auf einem Teilstück der Sonnenroute EuroVelo 7. Wo heute Radler einem fast schnurgeraden Radweg auf dem Damm einer ehemaligen Eisenbahnstrecke folgen, verkehrten bis vor 15 Jahren noch Züge. Der gesamte Radweg wird von der heutigen Bahnlinie Verona-Bologna flankiert. Das erlaubt mit dem Zug kombinierte Strecken, da das Fahrrad in den Zug verladen werden kann. Werkzeug für kleine Reparaturen am Rad, kleine B&Bs und typische Trattorien sind in unmittelbarer Nähe der Radwege zu finden. Serviceplus der Ciclovia del Sole sind zudem fünf überdachte Stationen mit Luftpumpen und Trinkwasserspendern, Handyladestationen sowie Tischen und Bänken zum Pause machen. Die vielen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand machen die Ciclovia del Sole für kulturell interessierte Genussradler interessant. Typische Gerichte bzw. Produkte, die aus den verschiedenen Ortschaften entlang des Radwegs stammen, sind z.B. die Salami und die geschmackvollen Frittelle (frittierter Teig) aus San Felice sul Panaro, der Parmigiano Reggiano aus Crevalcore sowie die leckeren Fladenbrote Crescentine. In Sala Bolognese kommen religiös Interessierte auf ihre Kosten: Die Ursprünge der Basilica di Santa Maria Annunziata e San Biagio reichen bis ins Jahr 300 nach Christus zurück. Die heutige Basilica stammt aus dem Jahr 1096 und wurde 1920 renoviert.
Anelli del Po: Bike & Boat im Po-Delta-Park
Der "Po di Volano", der "Fiume" (großer Fluss), Renaissancebauten und prachtvolle Landhäuser. Vier Themen, vier Rundtouren mit Boot und Bike – ein Ziel: die Natur und Kultur in der einzigartigen Lagunenlandschaft des UNESCO Weltkulturerbes "Po-Delta-Park" erkunden. Start und Ziel der geführten Radtouren liegen jeweils in der Provinzhauptstadt Ferrara. Um den alten Zweig des Po-Deltas "Po di Volano" geht es während der gleichnamigen Tour, die entlang des rechten Ufers des Flusses Po führt. Highlight ist die Rückfahrt mit dem Boot. Die Rundtour "Grande Fiume" verläuft von Ferrara nach Bondeno, immer entlang des Ufers. Unterwegs können die Festung von Stellata, das archäologische Museum und eine Entwässerungsanlage sowie die typische Flora und Fauna der Oasi Zarda und Vigarano besichtigt werden. Die Delizie, die prachtvollen Landsitze der Adelsfamilie D‘Este mit ihren zauberhaften Gärten sowie die Villa della Mensa, ein Landhaus desselben Adelsgeschlechts aus dem 15. Jahrhundert gehören zu den Rundtouren Anello del Rinascimento und Anello delle Delizie. Führungen durch die Sehenswürdigkeiten und die Passagen in ökofreundlich betriebenen Booten sind Teil der Rundtouren.
Bike Hotels: perfekte Basecamps für Radsportler
Mit speziell auf Fahrradfahrer zugeschnittenen Übernachtungsangeboten setzt das regionale Konsortium von Bike-Hotels "Terrabici" Maßstäbe für zielgruppenorientierten Tourismus. Neben den Bike-Hotels mit Radfahrerextras wie abschließbaren Fahrradräumen oder passend ausgestatteten Werkstätten für kleine Reparaturen gehören auch besondere Angebote und Pakete zum Service von Terrabici. Beim Giro d’Italia werden Interessierte vom Hotel aus per Rad zu den romagnolischen Etappen des Giro begleitet, um die Profis anzufeuern. Während berühmter Granfondo-Rennen wie dem Nove Colli in Cesenatico oder beim Ironman in Cervia werden die Hotelgäste vor und nach ihrem Start mit einem Sonderservice betreut. Auf Genussradler warten Angebote rund um die italienische Küche und spezielle Familienangebote auf einfachen und sicheren Routen.
Anreise: Mit dem Rad in die Emilia-Romagna
Wer sein Rad am liebsten mit dem Auto transportiert, kommt über die Hauptrouten durch Österreich und über den Brenner via Verona oder Venedig in die Emilia-Romagna. Wer die Bahn bevorzugt, hat die Wahl zwischen gleich mehreren Direktverbindungen. Im Sommer 2024 vom 23. Mai bis zum 7. September 2024 wird der DB-ÖBB EuroCity 83 täglich von München über Bologna und Cesena direkt nach Rimini ans Meer fahren. Außerhalb dieser Zeiten fährt der Zug bis Bologna. Der Flughafen Bologna wird u.a. aus Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Köln und München direkt angeflogen. Mehr Informationen gibt es bei Visit Emilia-Romagna. © Bike-X
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