Ein ganz besonderer Lamborghini Countach wird 45. Es geht um ein ikonisches Filmauto aus einem bekannten Burt-Reynolds-Klassiker.
"Auf dem Highway ist die Hölle los", oder im Originaltitel "The Cannonball Run" ist die Geschichte eines illegalen US-Straßenrennens, bei dem es darum geht, möglichst schnell von New York nach Los Angeles zu fahren. Das Besondere an dieser verrückten Geschichte: Es steckt eine Menge Realität dahinter. Der automobile Hauptdarsteller des Films wird dieses Jahr 45.
Video: Der Lamborghini Countach aus Cannonball Run im Video
Was ist der Cannonball Run?
Brock Yates, ein Motorjournalist, der in den 70er-Jahren durch seine Arbeit für das US-Magazin "Car and Driver" bekannt wurde, nahm sich ein Beispiel an Erwin "Cannonball" Baker, der um die 1920er-Jahre immer wieder neue Geschwindigkeitsrekorde für das Durchkreuzen der USA mit verschiedenen Fahrzeugen einfuhr. Yates wollte, wie er es in seinem Buch "Cannonball!" beschreibt, ursprünglich die Qualität des modernen US-Autobahnnetzes zum Schnellfahren demonstrieren und dabei gegen zu strikte Tempolimits demonstrieren. Im Mai 1971 machte er sich dazu in einem üppig motorisierten Dodge Van auf den Weg, gemeinsam mit seinem Sohn und zwei befreundeten Beifahrern. Er benötigte 40 Stunden und 51 Minuten. Noch im selben Jahr fand die erste von zahlreichen organisierten Veranstaltungen statt, bei der sich Autosammler, Sportfahrer und Prominente aus allen Ecken des Landes auf die Jagd nach dem Rekord machten. Auch Yates selbst war wieder mit von der Partie, diesmal im Ferrari Daytona des Rennfahrers Dan Gurney.
Ein Lambo als "Star-Car"
Genau da setzt der Film an, der mit Schnurrbart-Haudegen Burt Reynolds (bekannt aus den Schnellfahrer-Schmonzetten "Smokey and the Bandit/Ein ausgekochtes Schlitzohr") in der Hauptrolle allerlei Hollywood-Adel auf den Highway brachte. Unser Lamborghini-Jubilar wurde von den Schauspielerinnen Adrienne Barbeau und Tara Buckmann pilotiert und zierte mit seinem auffälligen Look das 3:26 Minuten lange Intro. Über dynamischen Fahrszenen, in denen der Countach eine Polizeistreife im Pontiac Trans-Am buchstäblich an der Nase langführt flimmern Namen wie Dan Martin, Sammy Davis Jr. Jacky Chan, Farrah Fawcett oder auch Terry Bradshaw durch den Vorspann.
Was hat es mit dem Flügel auf sich?
Die Dramaturgie, die entsteht, wenn zwei gut aussehende Damen einen schwarzen Lamborghini Countach mit Affenzahn durch die Wüste pilotieren, erläutert sich von selbst. Doch war es wirklich nötig, den ohnehin bis heute unerreicht futuristisch und dynamisch daherkommenden Countach noch mit weiteren Optikmaßnahmen, wie dem vorderen Flügel, der sich oberhalb der Stoßstange auftürmt, aufzubrezeln? Nein, tatsächlich war dieser Frontflügel keine Aerodynamik- oder Tuningmaßnahme, sondern eine Zulassungsvoraussetzung für die USA, die damals Stoßstangen in einer gewissen Höhe vorschrieb, damit kleine Kollisionen schadenfrei ablaufen. Ob das dem einstigen Countach-Designer Marcello Gandini so recht war?
Ganz unangetastet blieb der 1979er Countach LP 400 S trotzdem nicht. An das erst zwei Jahre alte Auto wurden zusätzliche acht (!) Auspuff-Endrohre montiert (macht zusammen also zwölf, für jeden Zylinder eines) und – damals ein echtes Langstrecken-Insignium – mehrere lange, biegsame Funkantennen.
Keine Hollywood-Schäden, wie beim "Wolf of Wall Street"
Das Filmauto gehörte ursprünglich einem Freund des Regisseurs Hal Needham. Der sah den auffälligen Sportwagen als Idealbesetzung für die ikonische Auto-Hauptrolle. Während der Dreharbeiten hielt sich auch der Sonnencreme-Fabrikant und Bonvivant Ron Rice am Set auf, der sich sofort in den Countach verliebte und auch die auffälligen Filmmodifikationen am Auto beließ, obwohl diese ursprünglich nach den Dreharbeiten wieder entfernt werden sollten. Rice behielt den Wagen über viele Jahre lang, bis er aus Altersgründen den Verkauf anstrebte. 2009 wurde Jeff Ippoliti aus Florida neuer Besitzer und hegt seinen Lamborghini seitdem. Er saß selbst im Kino als der Film 1981 veröffentlicht wurde und war von Optik und Klang des Sportwagens völlig überwältigt.
Anders als der Regisseur von "Wolf of Wall Street", Martin Scorsese, verzichtete Needham darauf, dem wertvollen Lamborghini Schaden zuzufügen. Jeder mit Herz für feine Autos wird es ihm danken.
Eine Geburtstagsehrung aus Sant'Agata Bolognese
Anlässlich des 45. Geburtstages des Filmautos ließ es sich Lamborghini nicht nehmen, an die Hollywood-Geschichte des Wagens zu erinnern und brachte den LP 400 S eigens mit seinen damaligen Fahrerinnen zusammen. Die Schauspielerinnen Adrienne Barbeau und Tara Buckmann, die im Film mit der Taktik, Polizisten auf strafmildernde Weise zu bezirzen, erstaunlich weit kamen (aber nicht ganz bis ans Ende) trafen nach Ende der Dreharbeiten zum ersten Mal wieder auf das Auto. Die Klassikabteilung "Polo Storico" von Lamborghini zitiert die Schauspielerinnen nach der Frage, ob sie damals schon von Erfolg des Films geahnt hätten: "Niemals, keine Sekunde. Niemand hätte während der Dreharbeiten mit diesem unglaublichen und dauerhaften Erfolg gerechnet!" Barbeau füge hinzu: "Der Erfolg des Films wurde mir erst bewusst, als die Leute anfingen, mich um Autogramme zu bitten. Bis heute." © auto motor und sport
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