Erst ein teures Auto kaufen und trotzdem später für Extrageld Zusatzfunktionen buchen müssen? Eine Umfrage zufolge lehnen das viele Menschen in Deutschland ab.
Autos sind längst die vielzitierten "Smartphones auf Rädern". Und bieten damit ähnliche Update-Möglichkeiten, wie wir sie von unseren internetfähigen Mini-Computern aus der Hosentasche kennen. Das lässt bei den Automanagern die Euro-, Dollar- oder Yuan-Zeichen in den Augen aufblitzen. Denn wenn sich Zusatzfunktionen per Over-the-Air-Update ins Auto laden lassen – neudeutsch: "Functions on demand" -, kann man sich das ja fürstlich bezahlen lassen – per Einmalzahlung oder im Abonnement. Und das, obwohl die in der Produktion teure Hardware im Vorfeld ja bereits eingebaut wurde.
Video: Im Video: Chat GPT erzählt Märchen im DS Infotainment
Schon einige Autohersteller haben mit dieser Vorgehensweise für Kontroversen gesorgt. Besonders große Verwunderung riefen BMW und Mercedes hervor – zwei Autobauer, die wahrlich nicht dafür bekannt sind, ihre Produkte zu Discount-Preisen unter die Leute zu bringen. Die Münchner zogen im Sommer 2022 Unmut mit der Ankündigung auf sich, sich die Freischaltung der Sitzheizung künftig extra bezahlen zu lassen – und zwar Monat für Monat. Mit der Konsequenz, dass manche Regionen der Welt ein solches Vorgehen gesetzlich verbieten lassen wollen und BMW Spott von Dacia über sich ergehen lassen musste. Mercedes bietet in den USA gar technisch tiefgreifendes wie Mehrleistung und Hinterachslenkung zum nachträglichen Kauf oder im Abo an.
Mehrheit ist gegen "Functions on demand"
Dass die potenzielle Kundschaft über solche Geschäftspraktiken nicht gerade glücklich ist, überrascht kaum. Wie kritisch derartige Modelle genau gesehen werden, hat nun eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage im Auftrag des von der Autoscout-Gruppe betriebenen Online-Portals Leasingmarkt.de herausgefunden. Das Ergebnis: 59 Prozent der 1.001 befragten Personen würden kein Fahrzeug mit "Functions on demand" kaufen. Unter den 50- bis 65-Jährigen sind es sogar 68 Prozent.
Der Großteil von ihnen hält dieses Vorgehen für Geldmacherei, die das Auto letztlich nur teurer mache. 17 Prozent der Skeptiker zeigen eine altmodische Haltung: Sie wollen ihr Fahrzeug beim Kauf konfigurieren und später schlicht nichts mehr daran ändern. Für manche Befragte aus der ablehnenden Gruppe ist die Technik in der Anwendung zu kompliziert, andere sehen Probleme beim Datenschutz. Allerdings betrifft dies insgesamt nur acht Prozent der "Nein-Sager". Bei den Unter-30-Jährigen beträgt die Quote sogar weniger als zwei Prozent.
Jüngere sind aufgeschlossen
Jene 41 Prozent, die "Functions on demand" befürworten, sind im Schnitt jüngeren Alters – das ist ebenfalls keine Überraschung. Sie schätzen daran, dass sich ein Auto nach Bedarf konfigurieren lässt und nur Funktionen bezahlt werden, die auch wirklich genutzt werden. Anders als die zuvor erwähnten Personen sehen sie also Einsparpotenzial durch das Geschäftsmodell. Ein relevanter Teil argumentiert zudem, dass sich das Auto später leichter verkaufen lasse, da der Käufer oder die Käuferin den Gebrauchtwagen nach den eigenen Vorstellungen neu konfigurieren können. Immerhin elf Prozent der Aufgeschlossenen würden ein solches Auto zwar kaufen, aber später keine kostenpflichtigen Zusatzfunktionen herunterladen.
Hinweis: Die genauen Ergebnisse der Umfrage präsentieren wir Ihnen in der Fotoshow. © auto motor und sport
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.