Viele Autofahrer fühlen mit dem Gebrauchtwagenkauf überfordert. Ein entscheidendes Kriterium sollte immer sein, ob es sich um einen Unfallwagen handelt oder nicht. Das zu erkennen, gestaltet sich besonders für Laien mitunter schwierig. Mit diesen Tipps trennen Sie die Spreu vom Weizen.
Verkäufer müssen über bekannte Unfallschäden informieren, und zwar ohne explizit danach gefragt werden zu müssen. Das allerdings mindert den Wert des Fahrzeugs, was dazu führt, dass sich in so manchem Fall das Pflichtbewusstsein des Verkäufers in Grenzen hält. Insbesondere bei zahlreichen Vorbesitzern wird gerne darauf verwiesen, nicht die komplette Historie des Autos nachverfolgen zu können. Ob beim Gebrauchtwagen der Wahl also ein Unfallschaden vorliegt oder nicht, sollten Sie am Besten selbst erkennen können - zumindest die wichtigsten Merkmale hierfür gilt es zu erkennen.
Ab wann spricht man von einem Unfallwagen?
Einmal kurz unachtsam und schon irgendwo angeeckt. Doch ist es deshalb schon ein Unfallwagen? Nicht unbedingt: Bagatellschäden mit geringfügigen Beeinträchtigungen des Lacks haben keine Auswirkungen auf die Einstufung des Autos. Alles, was darüber hinaus geht, führt nach § 434 BGB zu einem Sachmangel – das Fahrzeug ist nicht länger unfallfrei.
Von entscheidender Bedeutung, und das noch bevor Sie das Auto genauer unter die Lupe nehmen, ist daher, dass Sie sich unter keinen Umständen vom ersten Eindruck blenden lassen. Verlieben ist zunächst verboten, zumindest, bis der Kaufvertrag unterzeichnet wurde. Beim Gebrauchtwagenkauf sind all Ihre Sinne gefragt.
Lack- und Karosseriemängel können Indizien sein
Suchen Sie sämtliche Oberflächen nach Ungleichmäßigkeiten ab. Der Lack sollte über das gesamte Fahrzeug hinweg einen einheitlichen Farbton aufweisen. Ist dies nicht der Fall, könnte das auf eine Nachlackierung infolge eines instand gesetzten Unfallschadens hindeuten. Achtung: Bei sauberen Autos lassen sich Mängel und Ungleichmäßigkeiten deutlich leichter erkennen. Schmutz, Regen und schlechte Lichtverhältnisse können dagegen die Besichtigung erschweren.
Ein sinnvolles Hilfsmittel ist eine Magnetkarte. Damit lässt sich herausfinden, ob sich unter einer lackierten Fläche intaktes Blech befindet oder Spachtelmasse verbirgt. Im Idealfall haben Sie sogar ein spezielles Lackdicke-Prüfgerät dabei. In Bereichen, die durch einen deutlich erhöhten Wert auffallen, wurde mit großer Wahrscheinlichkeit bereits Hand angelegt. Prüfen Sie darüber hinaus Fensterrahmen und Gummidichtungen auf Lackreste. Diese können darauf hinweisen, das angrenzende Karosserieteile nachlackiert wurden. Beide Fälle sprechen für einen Unfallwagen.
Spaltmaße sind ein guter Indikator
Kontrollieren Sie als Nächstes die Spaltmaße. Bei Spaltmaßen handelt es sich um die Lücken zwischen den einzelnen Karosserieteilen. Je nach Hersteller, Modell und Preissegment des Fahrzeugs können diese unterschiedlich einheitlich und groß ausfallen. Auffällige Unterschiede sind dennoch nicht normal und verraten, dass es sich um einen Unfallwagen handeln könnte. Möglicherweise sind ganze Karosserieteile oder deren Befestigungspunkte verzogen.
Öffnen Sie auch die Motorhaube und den Kofferraum. Im Motorraum lassen sich Beschädigungen, etwa Stauchungen der Längsträger der Karosserie meist gut erkennen. Achten Sie auf Verschraubungen zwischen Karosserieteilen. Wurde hier noch kein Werkzeug eingesetzt, sollte der Lack an den Köpfen der Schrauben unversehrt sein. Im Kofferraum empfiehlt es sich den Teppich herauszunehmen, um einen freien Blick auf das Bodenblech und die Reserveradmulde zu erhalten. Auch dort lassen sich Stauchungen und andere unfallbedingte Schäden schnell ausmachen.
Sichtprüfung technischer Bauteile durchführen
Auch der technische Zustand kann wichtige Hinweise geben. Kontrollieren Sie zunächst das Verschleißbild der Reifen. Das Profil sollte über die komplette Auflagefläche des Reifens hinweg gleichmäßige Abnutzungsspuren zeigen. Ist dem nicht so, könnte das ein erster Hinweis darauf sein, dass sich durch einen Unfall die Karosserie verzogen oder die Geometrie des Fahrwerks verändert hat. In diesem Zusammenhang sollten Sie zudem auf Beschädigungen an den Felgen achten. Diese können von rabiatem Bordsteinkontakt herrühren und ebenfalls Teile der Lenkung oder des Fahrwerks in Mitleidenschaft gezogen haben.
Probefahrt kann wichtige Hinweise liefern
Die Probefahrt ist ein Muss beim Autokauf. Auch sie kann einen Unfallschaden aufdecken. Steht das Lenkrad beispielsweise nicht gerade, obwohl das Auto geradeaus fährt, ist Vorsicht geboten. Das muss zwar nicht zwangsläufig bedeuten, dass Sie es mit einem Unfallwagen zu tun haben, es deutet aber in jedem Fall darauf hin, dass sich etwas verzogen hat. Gleiches gilt für den Fall, dass ein Fahrzeug bei Geradeauslauf oder beim Bremsvorgang ohne Lenkeingriffe nach rechts oder links zieht. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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