Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will ein Pilotprojekt zum Schutz vor Geisterfahrern starten. Denn im vergangenen Jahr gab es rund 2.200 Falschfahrer-Meldungen in Deutschland. Das wirft Fragen auf: Wie wird man eigentlich zum Geisterfahrer? Gibt es Faktoren, die Geisterfahrten begünstigen? Und wie verhalte ich mich, wenn das Radio eine Warnung ausspricht?

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Das Risiko, einem Falschfahrer zu begegnen, ist eigentlich nicht besonders hoch. Doch wenn es tatsächlich einmal zu einem Unfall aufgrund einer Geisterfahrt kommt, dann nimmt dieser überdurchschnittlich oft einen tödlichen Ausgang. Wie der ADAC berichtet, warnten deutsche Radiosender 2013 insgesamt 2.200 Mal vor Geisterfahrern, 16 Mal kam es zu einem Unfall, 22 Menschen kamen dabei ums Leben. Um dieses Risiko zu senken, wurden an einigen Autobahnauffahrten bereits testweise auffällige Warntafeln nach österreichischem Vorbild aufgestellt. Verkehrsminister Dobrindt will nun noch weiter gehen und digitale Warnsysteme testen.

Zwar werfen ihm Kritiker vor, dass er das Problem größer mache, als es ist. Eine Studie, die vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben wurde, ermittelte beispielsweise nur rund 1.800 Falschfahrer pro Jahr - auf knapp 16.000 Kilometern Strecke. Doch gerade aufgrund der Schwere der durch Geisterfahrer verursachten Unfälle sehen viele Menschen Handlungsbedarf.

Wer wird zum Falschfahrer?

"Es kann jeden treffen", sagt Verkehrspsychologe Karl-Friedrich Voss gegenüber "Spiegel Online". Nicht jede Geisterfahrt findet mit der Absicht eines Suizids statt. Viele Autofahrer werden versehentlich zum Falschfahrer, und dabei gilt: Wer denkt, ihm könne so etwas niemals passieren, liegt falsch. Denn es sind nicht nur Fahranfänger, übermüdete Autofahrer oder Senioren, die statt einer Autobahnauffahrt die -ausfahrt erwischen. Verkehrspsychologe Voss erwähnt gegenüber "Spiegel Online" beispielsweise einen Fall, in dem Polizisten in falscher Richtung auf der Überholspur unterwegs waren.

Welche Faktoren begünstigen eine Geisterfahrt?

Laut dem Experten sind es vor allem mangelnde Orientierung sowie eine ruhige Verkehrslage, die häufig zu Geisterfahrten führten. Ist wenig los auf den Straßen, wähnen sich viele Autofahrer in Sicherheit, die Aufmerksamkeit leidet - und das Risiko, zum Falschfahrer zu werden, steigt. Besonders in der Dunkelheit oder in den frühen Morgenstunden sei dies der Fall. Das deckt sich mit Forschungsergebnissen der Universität Wuppertal, die vergangenes Jahr vorgestellt wurden. Demnach wurden die meisten Geisterfahrer an Feiertagen und am Wochenende registriert.

Viele Falschfahrer waren der Studie, die im Auftrag der Bundesregierung durchgeführt wurde, zufolge älter als 65 Jahre. Doch neben dem Alter und einer möglicherweise damit zusammenhängenden Orientierungslosigkeit fanden die Forscher einen weiteren bedeutsamen Risikofaktor: Alkohol. Insbesondere bei jüngeren Fahrern, die zu Geisterfahrern wurden, fanden Ermittler hinterher Alkohol oder andere berauschende Substanzen im Blut.

Wie verhalte ich mich nach einer Falschfahrer-Meldung?

Hören Sie eine Radiomeldung, die vor einem Falschfahrer auf der Strecke warnt, auf der Sie unterwegs sind, sollten Sie umgehend Ihre Geschwindigkeit reduzieren, rät der ADAC. Fahren Sie auf dem rechten Fahrstreifen, verzichten Sie auf Überholvorgänge und vergrößern Sie den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Im Ernstfall sollten Sie auf den Seitenstreifen ausweichen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, können Sie natürlich auch bei der nächsten Gelegenheit von der Autobahn abfahren und gegebenenfalls auf einem Parkplatz abwarten, bis der Verkehrsfunk die Entwarnung durchgibt.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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