Seit Tagen machen kuriose Bilder und Videos im Netz und in den Medien die Runde. Sie zeigen Autos in China mit überdimensionalen Beulen auf der Motorhaube und zum Teil an den Türen. Es soll sich um die Kombination aus billiger Folierung und großer Hitze drehen – so das Narrativ. Nach unserer Recherche ist das jedoch schlicht Fake.
Medien aus der ganzen Welt behaupten, die riesigen Blasen seien Hitzeschäden der Folierung. Angeblich sollen diese durch die aktuell hohen Temperaturen und Sonneneinstrahlung in China entstehen. Als Abhilfe empfehlen sie, die Autos in der Garage oder an schattigen Plätzen zu parken. Man könne auch versuchen, die Oberfläche mit Sonnenschirmen zu schützen. Wir haben uns schlau gemacht und das Video einem Experten für Autofolierung gezeigt.
Der Spezialist für Folierungen Signal-Design aus Schwäbisch Hall erklärt, dass hinter den großen Blasen eher ein sommerlicher Scherz steckt anstatt ein ernst zu nehmender Schaden durch das heiße Wetter. "Der Kleber von Folie lässt sich durch Druck aktivieren. Hier hat der Kollege eine neue Folie angebracht und nur am Rand fixiert”, erklärt Markus Schäffler, geschäftsführender Gesellschafter von Signal-Design, gegenüber auto motor und sport. Anschließend wird durch ein kleines Loch Druckluft unter die Folie geblasen. Dadurch entstehen diese besonders großen Blasen. Außerdem betont er, dass derartige Blasen bei Lack schon gar nicht entstehen können. Auch Folierungen sind für hohe Temperaturen ausgelegt, unabhängig von welchem Hersteller.
Blasen können beim Folieren dennoch entstehen
Dass beim Auftragen einer Folie kleine Lufteinschlüsse entstehen, ist weitgehend normal. Oft verschwinden viele dieser Bläschen nach der Folierung von selbst wieder. Zurückbleibende größere Blasen müssen hinterher entfernt werden. Inwieweit sich kleine Blasen bilden, hängt auch vom verwendeten Klebstoff ab. Daher gibt es inzwischen Spezialkleber, die die Bildung von Blasen zum Großteil verhindern. Dies sind sogenannte Luftkanalkleber, die die eingeschlossene Luft über feine Kanäle entweichen lassen. So verringert sich die Blasenbildung. Diese kleinen Lufteinschlüsse haben aber nichts mit den künstlich erzeugten Blasen auf den Autos in China zu tun. Das Beispiel zeigt mal wieder, wie viel Fake im Internet als die Wahrheit verbreitet wird. © auto motor und sport
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.