Die drei Neuauflagen von Passat, Tiguan und Golf starten eigentlich Erfolg versprechend. Zumindest kann sich Volkswagen bei diesen Modellen auf MQB-Basis (Modularer Querbaukausten) nicht über mangelnde Nachfrage nach Autos mit Verbrennungsmotor beschweren. Die ist sogar so groß, dass im größten Automobilwerk Europas jetzt Sonderschichten an Wochenenden laufen.
Video: Vorstellung: VW Tiguan (2024)
Schon im Februar starteten die neuen Dienstpläne für die Angestellten am Standort. Seither wird auf den Werksbändern für die Golf- und Golf-Variant-Modelle (G-Linien) sowie auf den Bändern von Tiguan, Touran und Tarraco (T-Linien) jeden Samstag in einer Extra-Frühschicht und sonntags in einer Extra-Nachtschicht gearbeitet. Das Ganze soll mindestens bis zum Frühlingsanfang Mitte März dauern. Bis dahin soll auch die Produktion des neuen Passat, der zusammen mit dem Skoda Superb im Werk Bratislava (Slowakei) gebaut wird, hochgefahren sein. Das Auslaufmodell Passat (B8) läuft derweil noch zusammen mit dem ID.7 in Emden vom Band – allerdings ist hier die Nachfrage so stark eingebrochen, dass VW die Produktion bereits für mehrere Tage anhalten musste.
Durcheinander bei Produktionsstätten
Der Produktionsstopp in Ostfriesland reiht sich in eine mittlerweile lange Liste von Störungen im riesigen VW-Getriebe ein. Ob mangelnde Nachfrage nach ID-Modellen, Beschaffungsprobleme beim Hauptantriebsmotor APP550, Lieferkettenprobleme oder Bauernproteste – immer wieder mussten die Verantwortlichen in Wolfsburg in den vergangenen Monaten zu drastischen Maßnahmen greifen, um die Marktsituation auszutarieren. Anfang März standen die Bänder wegen Zulieferproblemen in Emden schon wieder still. Von Montag, 4. März bis mindestens Freitag, 8. März wurden keine ID.4 oder ID.7-Modelle gebaut.
Erfreulich ist für VW der große Andrang bei Golf und Tiguan. Beide Topseller werden in Wolfsburg gebaut. Die Erhöhung der dortigen Produktionskapazitäten umfasst ebenso andere Bereiche. Von den Sonderschichten sind obendrein die Werkslogistik, die Reifenmontage oder die Qualitätssicherung betroffen. Dabei sorgt offenbar vor allem die Markteinführung des neuen Tiguan (siehe Bildergalerie) für volle Auftragsbücher. In Wolfsburg sollte auf der Montagelinie 1 zwar auch das Elektromodell VW ID.3 produziert werden. Allerdings fehlt hier die Nachfrage der Kunden. Anfang März wurden die Pläne endgültig gestrichen und die ID.3-Fertigung komplett nach Sachsen verlegt.
Dort kämpft schon das Stammwerk in Zwickau mit der Auslastung für die MEB-Plattform-Varianten. Produktionsvorstand Christian Vollmer erklärt die Entscheidung so: "Unter dem Strich zählt jeder Euro, den wir nicht zwingend ausgeben müssen. Wir haben aus diesem Grund entschieden, das Volumen des ID.3 weiterhin in Zwickau zu bündeln und den bereits vollständig eingerüsteten Standort effektiv auszulasten."
Wie sich die Situation beim neuen Passat in Bratislava entwickelt, bleibt abzuwarten. Dass der "Alte" nach zehn Jahren Bauzeit an Attraktivität verloren hat, ist keine Überraschung. Die Emdener dürften allerdings enttäuscht sein, dass der elektrische ID.7 diese Lücke nicht füllen kann. Überhaupt scheint die ID-Familie von Volkswagen längst nicht so beliebt zu sein, wie es die klassischen Verbrenner-Modelle waren. Für potenzielle Kunden bleibt am Ende eine gute Nachricht: Sie dürfen mit satten Rabatten auf Elektro-Volkswagen rechnen. © auto motor und sport
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