Serbien gewährt der EU Zugang zu einem der weltweit größten Lithium-Vorkommen. China soll kein Stück vom Rohstoff-Kuchen erhalten.

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Große Abhängigkeiten haben sich auf dem globalen Rohstoffmarkt nicht gerade als zielführend erwiesen. Deutschland musste das zuletzt am Beispiel von billigem Gas aus Russland erfahren. Unterdessen zeichnet am Horizont längst das nächste Problem ab: China. Gerade die für den Bau von Elektroautos so wichtigen Rohstoffe wie Lithium liegen in Fernost und Australien. Das macht es Automobilherstellern schwer, eigene Batteriewerke in der EU zu errichten, mindestens sorgt es aber für weite Lieferwege oder eine Abhängigkeit von einem schwer durchschaubaren Partner.

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Nun will Serbien, seit 2012 EU-Beitrittskandidat, die Tore zu einem der größten Lithium-Vorkommen der Welt öffnen. Exklusiv für Europa. Mit Blick auf die Wirtschaftsleistung des Landes ist das durchaus konsequent – die Europäische Union ist bereits größter Handelspartner und Abnehmer von zwei Dritteln aller Exporte. NIchtsdestotrotz hatten auch China und Russland Interesse am Lithiumvorkommen bekundet. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) trifft sich noch im Juli in Belgrad mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Maroš Šefčovič, und Serbiens Präsidenten Aleksandar Vučić, um einen Deal auszuhandeln. Dabei geht es um ein Volumen von 58.000 Tonnen Lithium pro Jahr. Genug Rohstoff für den Bau von 1,1 Millionen Elektroautos und die Abdeckung von 17 Prozent des europäischen Bedarfs, wie das Handelsblatt berichtet.

Serbien steht loyal zur EU

Die Rohstoffgewinnung allein löst allerdings kein Lieferketten-Problem. Schließlich muss das Lithium zu nutzbaren Chemikalien weiterverarbeitet werden und hier dominiert aktuell China mit der Aufbereitung von 60 Prozent des global geförderten Lithiums. Entsprechend bedarf es auch auf diesem Gebiet einer Diversifizierung, um einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden. Vučić verspricht indes, keine chinesischen Hersteller zu beliefern und schwört der EU Loyalität – obwohl er erst im vergangenen Jahr ein Freihandelsabkommen mit China unterzeichnet hat. Im Gegenzug erhofft sich Serbien einen positiven Effekt auf den Verlauf der Beitrittsverhandlungen. Diese verliefen zuletzt schleppend. Auch, weil Serbien als einziges europäisches Land die EU-Sanktionen gegen Russland nicht mitträgt.

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