Seinen ersten Porsche-Betriebsausweis erhält Herbert Linge am 7. April 1943. Er lernt Ferdinand Porsche persönlich kennen. Der Automobilkonstrukteur und Firmengründer stirbt 1951. Als die Firma nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem österreichischen Gmünd nach Stuttgart zurückkehrt, arbeitet Linge an der Entwicklung des 356 mit. Als Porsche in den USA ein Kundendienstnetzwerk aufbaut, reist Linge 1952 vom New Yorker Quartier des Importeurs Max Hoffmann zum Beispiel zum Vergaser einstellen nach Miami, schult Mechaniker und Kunden im Umgang mit der Technik.

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Rennfahrer und McQueen-Double

Laut Porsche schätzten Kollegen Linge "als begnadeten Techniker und Analyst ebenso wie als erfolgreichen Rennfahrer." Als mitreisender Mechaniker bei der Panamericana zwischen 1952 und 1954 erhält er für drei Klassensiege in Folge den mexikanischen Verdienstorden. Bei der Mille Miglia 1954 fährt er mit Hans Herrmann zum Klassensieg. Beide zeigen starke Nerven, als sie sich im Porsche 550 Spyder wegducken, um unter einer sich schließenden Bahnschranke hindurchzukommen.

Linge fährt selbst erfolgreich Rennen und Rallyes: Er gewinnt 1954 die Rallye Lüttich-Rom-Lüttich, 1960 die Tour de Corse und 1967 den Marathon de la Route auf dem Nürburgring. Elfmal startet er bei den 24h von Le Mans, fährt dort mehrere Klassensiege ein und 1970 einen ganz besonderen Porsche: Einen 908, der mit Kameras ausgerüstet ist und Bilder liefern soll für Steve McQueens Film "Le Mans". Weil McQueen aus Versicherungsgründen keine Rennen fahren durfte, ist Linge in den Rennszenen sein Double.

ONS-Staffel und Weissach

Im Jahr 1972 gründet Linge die Sicherheitsstaffel der Obersten Nationalen Sportkommission für Automobilsport (ONS). Die Autos der ONS-Staffel sind unter anderem mit Feuerlöschern ausgestattet, dienen so als mobile Streckensicherung und können bei Rennunfällen schnell vor Ort sein. Linges erster ONS-Dienstwagen ist ein Porsche 914/6 GT, ein ehemaliges Teilnehmerfahrzeug der Rallye Monte Carlo. Zehn Jahre später erhält er für sein Engagement in der Motorsport-Sicherheit das Bundesverdienstkreuz.

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Dass Porsche seine Autos in Weissach entwickelt und testet, hat übrigens mit einem Tipp zu tun, den Linge Ferry Porsche gab: Als das Testen von Sportwagen auf öffentlichen Straßen Ende der 50er-Jahre schwierig wurde, suchte Porsche nach einem Prüfgelände. Linge, am 11. Juni 1928 in Weissach geboren, schlug das Gelände zwischen Weissach und Flacht vor. Später wurde er Betriebsleiter des Entwicklungszentrums. Linge starb am 5. Januar 2024. Er wurde 95 Jahre alt.  © auto motor und sport

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