Sie haben keinen klassischen Riemenverschluss mehr, sondern einen starren "Arm" zum Hochklappen unterm Kinn: Die zwei neuen Helme, die Canyon jetzt in einer Pressemitteilung vorstellte, könnten neue Maßstäbe im Helm-Geschäft setzen. Bis zu 12 Watt sollen der Canyon Disruptr CFR und den Canyon Sringr CFR mit HighBar-Technologie angeblich sparen. Aber die Optik kommt nicht bei jedem gut an.

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Unter dem Motto "a new era of speed" stellt Canyon zwei neue Rennradhelm-Modelle vor: den Canyon Disruptr CFR und den Canyon Sringr CFR. CFR steht dabei für Canyon Factory Racing. Die High-End-Innovationsabteilung der Koblenzer hatte schon 2020 mit dem Ultimate CFR ein eigenes Rad vorgestellt und ist auch der Name mehrerer Canyon-Teams aus dem Downhill- und Enduro-Bereich. Die jetzt vorgestellten Helme richten sich aber vor allem an die Rennradfraktion, auch wenn sie schon von MTB-Fahrern getestet wurden. Dazu später mehr.

Zwei neue Canyon-Helme ohne klassischen Riemen

Der Disruptr CFR und der Stingr CFR setzten laut Canyon einen neuen Standard für Helm-Performance und Schutz. Das Besondere bei beiden Modellen sind aber nicht ihre Aerodynamik oder ihr Gewicht. Auf den ersten Blick sehen sie nämlich nahezu unspektakulär und normal aus. Das Besondere ist: der Riemen. Der klassische Gurt, der am Ohr ein Dreieck bildet und dann unter dem Kinn hindurchläuft ist hier nicht zu finden. Stattdessen gibt es nur noch einen Gurt vor dem Ohr. Dieser lässt sich nicht öffnen, sondern muss zum Aufsetzen und Absetzen des Helms hochgeklappt werden. Die Technik nennt sich HighBar-Technologie. Wir haben uns angeschaut, was dahintersteckt.

Was ist das HighBar-System?

HighBar ist ein Helmsicherungssystem der gleichnamigen Firma HighBar aus Kalifornien. Statt mit den klassischen Dreiecksriemen, die unter dem Kinn geschlossen werden, arbeitet HighBar mit nur einem starren "Arm", der von der Schläfe unter dem Kinn hindurchläuft. Zum Aus- und Anziehen muss der Arm hochgeklappt werden. Das Klappgelenk sitzt in etwa da, wo das normale Y des Gurtsystems auch seinen Drehpunkt hätte. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt dieses Video:

Die Idee hinter HighBar: Während sich fast alle Technologien seit dem Beginn des Radsports gewandelt und verbessert hätten, seien die Riemen und Schnallen der Helme praktisch unverändert geblieben. Der neue Klappriemen soll jetzt sicherer und benutzerfreundlicher sein und die Aerodynamik verändern. Manko für die Style-Polizei: Wie es aussieht, ist es nicht mehr möglich, die Brille über dem Riemen zu tragen.

Für HighBar ist Canyon der erste große Hersteller, der die Technologie nutzt. Aber möglicherweise könnte uns das System in Zukunft auch bei Helmen anderer Marken begegnen – ähnlich wie das bei MIPS der Fall ist.

Disruptr CFR und Stingr CFR: Die neuen Helme im Detail

Jetzt aber ein genauerer Blick auf die Helme an sich. Viele Infos lassen sich aus der Canyon-Pressemitteilung noch nicht entnehmen. Aber wie es scheint, hat der Disruptr eher den Fokus auf Thermodynamik, während der Stingr auf Aerodynamik setzt.

Disruptr CFR

  • Ventilationsdesign, das signifikant besser kühlen soll als das anderer Helme
  • Aerodynamisch optimiertes Design
  • Reflektierende Oberfläche an der Helmrückseite
  • Integrierte Öffnung für ein magnetisches Canyon-Licht

Stingr CFR

  • Aerodynamisch optimiertes Design
  • Einsparung von 10-12 Watt bei 60-70 km/h
  • Getestet und entwickelt mit Profi-Athleten, z.B. Carolin Schiff

Preislich liegen beide Helme bei sportlichen 299,95 Euro. Ab wann es die Modelle zu kaufen gibt, ist noch nicht bekannt.

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Bereits Diskussionen um das HighBar System

Die ersten Bilder von Profis, die mit Canyons HighBar-Helmen gesichtet wurden, entstanden schon im Februar 2024. Beim Gravelrennen X Santa Vall in Spanien war etwa die Deutsche Meisterin Carolin Schiff mit dem Klappgurt unterwegs. Auch Cross-Country-Profi Luca Schwarzbauer fährt schon die ganze Saison mit dem Helm. In Foren und auf Social Media wird derweil schon fleißig über das neue System diskutiert:

  • "Ich frage mich wie der Helm hält. Ohne Riemen hinter dem Ohr kann der Helm eigentlich ungehindert nach vorne ins Gesicht rutschen", zweifelt ein User den Halt und die Sicherheit des Helms an.
  • Ein anderer hinterfragt den grundsätzlichen Ansatz der HighBar-Technologie, das auch zu mehr Komfort beim Auf- und Absetzen des Helms beitragen soll: "Da wurde meines Erachtens ein Problem gelöst, welches in der Breite nicht existiert."
  • Es gibt aber ach positive Stimmen: "Zusammen mit schattenoptimierten Lüftungslöchern wäre das tatsächlich ein Produkt, mit dem ich mich anfreunden könnte."
  • Die Optik hingegen stößt in der Community überwiegend auf Stirnrunzeln: "Der Verlauf des Mono-Riemens sieht aber wirklich bei jedem Fahrer auf den Fotos bescheiden aus.

Fazit: Neue Riementechnologie scheidet die Geister

Da bisher nur die Profis die neuen Canyon-Highbar-Modelle testen konnten, bleibt abzuwarten, ob sich der Klappriemen in Zukunft auf den Rädern bewähren wird. Noch sind die Meinungen gespalten. Wir sind gespannt, wann der Helm für die breite Masse verfügbar sein wird.  © Bike-X

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