Hyundai hatte 2021 das Sportcoupé N Vision 74 mit 680-PS-Wasserstoff-Antrieb gezeigt. Nun entspinnt sich ein Hin und Her über die Serienpläne: Erst gab es eine Bestätigung, dann ein Dementi. Jetzt wieder einen neuen Teaser.
Der N Vision 74 dient als "Rolling Lab", also als rollendes Labor, um Antriebe und Technik zu testen. Einen ersten Ausblick gab Hyundai bereits Ende 2021, als der Autobauer seine Wasserstoff-Strategie skizzierte und den N Vision 74 als getarnten Vision FK auf eine Rennstrecke losließ. Die im Folgejahr enthüllte Studie referenziert optisch auf das 1974 auf dem Turiner Autosalon gezeigte 2DR Coupé Concept aus der Feder von Giugiaro. Zwar wurde dieses keilförmige Modell nie gebaut; 1975 ging dann jedoch der Hyundai Pony in Anlehnung an die Studie in Serie.
Ahnenreihe
Der N Vision 74 ist der vorläufige Höhepunkt einer ganzen Reihe von Performance-Elektroautos im Prototyp-Gewand. 2020 zeigten die Koreaner mit dem RM20e bereits eine entsprechend leistungsstarke Konzeptstudie. Zuvor hatten sie mehrere RM-Modelle (Racing Midship) als rollende Labore mit Hinterradantrieb und Mittelmotor in der Entwicklung – so zum Beispiel den RM15, den RM16 und den RM19 auf der gleichen Plattform.
Design
Der Hyundai N Vision 74 misst in der Länge 4,95 Meter, in der Breite 2,00 Meter und in der Höhe 1,33 Meter – bei einem Radstand von 2,91 Meter. Das Sportcoupé zeigt eine schmale Front mit den vom Ioniq 5 bekannten Pixel-Lichtern. Scharf sind die Schürze und die Haube gezeichnet. Die Kotflügel sind kräftig ausgestellt, die Schweller massiv. Ein wenig erinnert das Design an eine Mischung aus einem DeLorean DMC-12 und einem Lancia Stratos. Die Seitenansicht ist geprägt von einer starken B-Säule sowie einer kantig verlaufenden Dachlinie. Am Heck ziehen gleich mehrere Design-Elemente die Blicke auf sich. Da ist einerseits der riesige Heckspoiler und andererseits der massive Diffusor.
Innenraum
Die Studie verfügt über ein fahrerorientiertes Cockpit mit einer Mischung aus traditionellen Elementen und modernem Design. Es präsentiert zum Beispiel ein digitales Kombiinstrument und analoge Tasten.
Antrieb
Im Hinblick auf den Antrieb nimmt der N Vision 74 Bezug auf das virtuelle Modell Hyundai N 2025 Vision aus dem Rennspiel Gran Turismo, das 2015 zur Einführung der N-Marke vorgestellt wurde. Wenngleich optisch kaum verwandt, so schlummert im Innern des N Vision 74 ein Brennstoffzellenantrieb. Der ist in der Studie als Plug-in-Hybrid-System ausgelegt, kann also elektrische Energie in einer Batterie speichern. Aufgrund der Tatsache, dass der N Vision 74 von einem Brennstoffzellensystem und einem batterieelektrischen Antrieb gemeinsam angetrieben wird, verbessert sich die Kühleffizienz, und die beiden unterschiedlichen Energiequellen können je nach Fahrbedingungen genutzt werden. Darüber hinaus erforscht der N Vision 74 das Gleichgewicht zwischen Leistung und Kühlung mit einem Drei-Kanal-Kühlsystem.
In Sachen Power ruft das Antriebssystem über 500 kW (680 PS) und mehr als 900 Nm Drehmoment auf. Die Batteriekapazität gibt Hyundai mit 62,4 kWh an; sie ist über eine 800-Volt-Schnellladetechnik aufladbar. 4,2 Kilogramm Wasserstoff kann der Tank speichern und ist in fünf Minuten befüllt. Rund 600 Kilometer Reichweite soll die Studie bewerkstelligen – aber sicher nicht, wenn die Höchstgeschwindigkeit von über 250 km/h permanent anliegt.
Serienchancen
Noch im Frühjahr 2024 hieß es, Hyundai plane, ein Serienauto auf Basis des N Vision 74 zu bringen. Bereits im September 2023 hatten sich die Koreaner die Modellbezeichnung N74 beim Europäischen Patentamt für die Klasse 12 (Automobile, Sportwagen, Vans, Lastwagen, Busse und Elektroautos) schützen lassen. Weitere Hinweise zu einer möglichen Kleinserie lieferte dann ein Bericht der koreanischen Tageszeitung "ETNews". Hyundai habe gegenüber der Zeitung bestätigt, dass man den N74 in einer Auflage von 100 Exemplaren bauen werde. 70 davon sollten an Privatkunden gehen, 30 wären als Rennversionen für Rundstreckeneinsätze konzipiert. Zudem sollte das Antriebssystem um 120 auf dann 800 PS Systemleistung zulegen. Die Produktion sollte angeblich im ersten Halbjahr 2026 beginnen.
In der Präsentation zum Investorentag im August 2024 tauchte der N74 erneut als eines der 21 Elektro-Modelle auf, die bis zum Jahr 2030 gebaut werden sollen. Informationen zum dann verwendeten Antriebssystem gab es allerdings nicht.
Im Oktober schien Hyundai seine Strategie im Hinblick auf N74 geändert zu haben. Wie "iNews24" berichtete, seien die Serienpläne inzwischen zu den Akten gelegt worden. "Der Produktionsplan, der intern diskutiert wurde, wurde gestrichen", zitierte das koreanische Nachrichtenportal einen nicht namentlich genannten Insider. Das offizielle Statement des Autoherstellers war zurückhaltender formuliert, doch zwischen den Zeilen klang durch, dass eine Serienfertigung des N74 wohl tatsächlich ein Wunschtraum bleiben wird: "Das Konzeptfahrzeug soll unsere künftige Richtung aufzeigen", sagte ein Hyundai-Sprecher übereinstimmenden Medienberichten zufolge. "Der Produktionsplan bleibt offen, und es wurden noch keine endgültigen Entscheidungen bezüglich seiner Streichung getroffen."

Neue Nahrung über eine mögliche Serienfertigung liefert im Februar 2025 ein offizielles Hyundai-Video zum "Erbe des Unternehmens", das die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft thematisiert. Und gerade beim Punkt Zukunft kommt der N74 ins Bild. Vielleicht wird also doch noch ein Kleinserienmodell aus der Wasserstoff-Studie. © auto motor und sport