Der insolvente schwedische Batteriehersteller Northvolt könnte mit deutscher Hilfe gerettet werden. Indizien deuten darauf hin, dass Bosch ernsthaft interessiert ist. Und es gibt da noch einen weiteren Stuttgarter Riesen.
Der schwedische Batteriehersteller Northvolt ist insolvent und trennt sich schrittweise von Geschäftsbereichen und Standorten. Seit März 2025 überwacht der gerichtlich bestellte schwedische Treuhänder Mikael Kubu den Prozess, einschließlich des Verkaufs des Unternehmens und seiner Vermögenswerte sowie der Begleichung ausstehender Verpflichtungen.
Laufende Akku-Fabrik als Filetstück
Herzstück des Unternehmens ist sicher die Batteriefabrik in der beschaulichen Stadt Skellefteå, weit oben im Norden von Schweden. Und genau dort soll nach Recherchen von NDR und einer lokalen Zeitung am Morgen des 28. März 2025 ein Privat-Flugzeug vom Typ Challenger 3500 gelandet sein. Das Flugzeug blieb den ganzen Tag und gehört Scintilla AG, einer Tochter des Bosch-Konzerns – einem der weltweit größten Automobilzulieferer.
Bosch hat selbst ein schwieriges Jahr 2024 hinter sich und steht gerade bei traditionell automobilen Geschäftsfeldern wie Einspritz- oder Assistenzsystemen auch durch Absatzkrise und Mobilitätswende unter finanziellem Druck. Das Unternehmen muss massiv Stellen abbauen. Zudem betonte Bosch-Chef Stefan Hartung zuletzt im Interview mit auto motor und sport, dass die Elektromobilität stockt und ohnehin schon Überkapazitäten entstünden.
Standort Heide unabhängig von Schweden
Dennoch könnte die Übernahme einer laufenden Batteriefabrik mit all ihren Mitarbeitern, dem Know-how und den Werkzeugen und Maschinen ein cleverer Schachzug für Bosch sein. Vor allem auch, weil sich damit die eigentliche Vision von Northvolt – eine von China unabhängige europäische Batterie-Industrie aufzubauen – weiter verwirklichen ließe. Die Fabrik in Skellefteå produziert etwa Batteriezellen für Scania, die dann im gemeinsamen Werk in Södertälje (nahe Stockholm) zu Batteriepaketen weiterverarbeitet werden. Scania bezieht für die eigene E-Flotte ausschließlich Northvolt-Batterien und hatte den Schweden bereits finanziell unter die Arme gegriffen. Mittlerweile hat Scania den Schwer-Industrie-Bereich von Northvolt übernommen.

Bisher hat Bosch das Interesse an Northvolt weder bestätigt noch dementiert. Gleiches gilt für ein weiteres Stuttgarter Unternehmen, das zu Besuch im hohen Norden war: Mercedes-Benz. Bisher waren die Schwaben zwar noch kein Teil der Investoren-Gruppe, doch das könnte sich ändern. Volkswagen ist mit 21 Prozent der größte Anteilseigner von Northvolt, gefolgt von Goldman Sachs (19,2 Prozent) und etlichen kleineren Investoren – darunter auch BMW mit 2,8 Prozent. Was aus Northvolt Deutschland und seinem Standort Heide samt Baustelle der Northvolt Gigafactory passiert, ist indes noch offen. © auto motor und sport