Die Volkswagen Group kooperiert mit Rivian Automotive und investiert Summen in Milliardenhöhe. Markenchef Schäfer nennt nun Details, wie der Konzern davon profitieren soll.

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Das Joint Venture zwischen Volkswagen und dem Tesla-Konkurrenten Rivian ist seit Mitte November 2024 besiegelt. Die Pläne dafür gaben die Unternehmen bereits im Juni des vergangenen Jahres bekannt. "Heute ist ein guter Tag für Volkswagen, für Rivian – und für die gesamte Autoindustrie", sagte Volkswagen-Chef Oliver Blume bei einer Pressekonferenz am 12. November 2024.

VW zahlt 5,8 Milliarden Dollar

Der niedersächsische Autokonzern gibt viel Geld für seine Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen aus. Statt der ursprünglich geplanten fünf Milliarden Dollar investiert die Volkswagen Group 5,8 Milliarden Dollar (aktuell umgerechnet fast 5,6 Milliarden Euro). VW-Chef Oliver Blume kündigte allerdings bereits an, dass es womöglich nicht bei dieser Summe bleiben wird. Rivian kommt die Finanzspritze sehr gelegen, denn der junge Automobilhersteller steckt nach wie vor in den roten Zahlen.

Eine erste Investition in Höhe von einer Milliarde US-Dollar in Form einer Wandelanleihe wurde bereits getätigt. Außerdem zahlt die Volkswagen-Group 1,3 Milliarden Dollar für IP-Lizenzen und die 50-prozentige Beteiligung am Joint Venture. Die restlichen Tranchen der Investition sollen zu einem späteren Zeitpunkt eingebracht werden.

Video: Die drei neuen Modelle von Rivian bei der Präsentation

Durch die Kooperation wollen beide Firmen ihre Stärken ergänzen und Herstellungskosten durch höhere Stückzahlen einsparen. "Durch unsere Zusammenarbeit werden wir die besten Lösungen schneller und zu geringeren Kosten in unsere Fahrzeuge bringen", verspricht Blume. Zusätzlich möchten sie gemeinsam weltweite Innovationen voranbringen. Genauer formuliert bezieht sich die Zusammenarbeit auf die Entwicklung von Software, Steuercomputern und Netzwerk-Architektur.

"Gesamte Elektronik im Fahrzeug"

Im Gespräch mit dem britischen Magazin "TopGear" widerspricht VW-Markenchef Thomas Schäfer dem Narrativ, dass VW mit dem Rivian-Joint-Venture in erster Linie seine Probleme bei der Software und den Infotainment-Systemen lösen will. Letztere hält er inzwischen für "perfekt" und "auf dem neuesten Stand der Technik". Vielmehr werde sich die gemeinsame Technologie über "die Karosseriesysteme, den Antriebsstrang und das Infotainment bis hin zur gesamten Elektronik im Fahrzeug" erstrecken. Ziel sei es, die aktuell vielen individuellen Steuermodule zu einer zentralen Einheit zusammenzufassen. "So hat man eine viel leichter zu aktualisierende Software-Architektur", ergänzt Schäfer. Und Rivian habe "wahrscheinlich die Fortschrittlichste auf dem Markt".

Zuerst werden Porsche und Audi die Errungenschaften des Joint Ventures nutzen; auch die neue US-Marke Scout soll sie verwenden. Rivian verspricht sich vom eingebrachten VW-Know-how dagegen vorrangig, Produktionsprozesse schneller und kostengünstiger aufgleisen zu können. So soll das neue kompakte Rivian-Modell R2 (siehe Fotoshow) bereits 2026 auf den Markt kommen. Die ersten VW-Modelle sollen ein Jahr später folgen.

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Start in Kalifornien

Das Joint-Venture wird von Wassym Bensaid (Rivian) und Carsten Helbing (Volkswagen) geleitet. Die Teams sollen zunächst in Kalifornien arbeiten. Weitere Standorte in Nordamerika und Europa sind in Planung. "Uns war wichtig, dass alle teamorientiert sind und an einem Strang ziehen, um die Produkte erfolgreich zu machen", so Rivian-Chef Robert Scaringe.  © auto motor und sport