Kawasaki bringt 2025 die neue Ninja 1100 SX und die SX SE mit mehr Hubraum und frischer Technik nach Deutschland. MOTORRAD fuhr das Topmodell.
Es ist keine Überraschung, dass Kawasaki künftig neben der Versys 1100 eine Ninja 1100 SX anbieten wird. Mit den technischen Daten aus der Schweiz überraschte aber zumindest die niedrigere Spitzenleistung der Ninja gegenüber der 1000er-Version. Am 1. Oktober 2024 präsentierte Kawasaki dann noch die neue Ninja 1100 SX SE als Top-Version.
Video: Im Video - Kawasaki Ninja 1100 SX 2025
So fährt die neue Kawasaki Ninja 1100 SX SE
Eine motorische Revolution bleibt mit dem 1100er-Motor, wie schon bei der neuen Versys, erwartungsgemäß aus. Unterschiede zur Vorgängerin sind ohne direkten Vergleich nur schwerlich auszumachen. Gut so, denn das bedeutet: Auch der hubraumstärkere Vierzylinder zeigt sich in der Praxis als echter Sahnemotor. Die Ninja 1100 SX SE liefert einen butterweichen Lauf und satten Schub quasi ab Standgas.
Am Scheitelpunkt geht der Vierzylinder sanft ans Gas. Feine Vibrationen machen sich erst jenseits der 6.000 Touren bemerkbar – und sind dabei nie störend. Trotz längerer Übersetzung im fünften und sechsten Gang funktioniert untertouriges Cruisen innerorts immer noch genauso gut wie einer Ninja würdige Drehzahlorgien. Mehr Spitzenleistung haben wir auf den gewundenen Landstraßen nördlich von Barcelona auch bei motivierter Gashand nie vermisst. Hier ist man mit dem bärigen Aggregat aber sowieso tendenziell – im positiven Sinne – überbewaffnet.
Auffällig unauffällig
Den in der Kawasaki Ninja 1100 SX SE Performance Tourer Edition enthaltenen, schicken Akrapovic-Carbon-Endtopf braucht es nicht. Mit dem am Testbike montierten Serienauspuff dringt ein leckerer Vierzylindersound – untenrum, sonor und bassig, im oberen Drehzahldrittel fauchig-schreiend – unter den Helm. Emotionaler Klang und ASEP 2.0 im Kontext Euro-5-Plus gehen doch. Dabei bleibt die Kawa bei Stadttempo unaufdringlich.
Video: Fahrbericht: Kawasaki Versys 1100
Auffällig besser
Auffällig besser: der neue Quickshifter der Kawasaki Ninja 1100 SX SE. Während das System beim Vorgängermodell untertourig und bei Teillast noch als hakelig galt, gibt es am aktuellen Schaltassistenten kaum etwas auszusetzen. Gangwechsel gelingen nun zuverlässig und mit angenehm kurzer Zugkraftunterbrechung, unabhängig von der Last. Kurze Schaltwege und der geringe Kraftaufwand am Schalthebel und an der Kupplung sind ebenfalls erfreulich. Das Senken der Mindestdrehzahl von 2.500 auf 1.500 Umdrehungen pro Minute muss als spürbarste Änderung der 11er-Ninja betitelt werden.
Gutes Fahrwerk, tolle Bremsen
Großer und schwerer Sporttourer? Von wegen: Die Kawasaki Ninja 1100 SX SE kann ihre 234 Kilo selbst im engeren Winkelwerk gut kaschieren. Trotz der Größe gibt sich der Sporttourer überraschend agil, lenkt mit geringem Kraftaufwand ein, ohne nervös oder kippelig zu werden. Bridgestone S23-Serienbereifung und kompakte Ergonomie leisten dazu ihren Beitrag. Schon im Grundsetup bietet das voll einstellbare Fahrwerk eine ausgewogene Balance aus Komfort und sportlichem Gegenhalt. Semiaktive Fahrwerkstechnik wäre zwar am Puls der Zeit, vermisst haben wir auf unserer Testrunde mit stark variierenden Asphaltbedingungen aber wenig.
Spürbare Schwächen der Mischung aus Showa-Gabel und Öhlins-Dämpfer waren nicht auszumachen. Genau wie bei der Bremse: Brembo-M4.32-Zangen und die Nissin-Pumpe präsentieren sich als absolut adäquates Verzögerungstrio und fangen die Ninja auch bei längeren Passabfahrten mit scharfem Anbremsen zuverlässig ein. Auch sehr schön: Der knackige Druckpunkt an der Fußbremse, kleinere Kurskorrekturen gelingen damit perfekt.
Erstes Fazit zur neuen Kawasaki Ninja 1100 SX SE:
Die Kawasaki Ninja 1100 SX SE ist ein charakterstarker Old-School-Sporttourer mit modernen Features, Detailverbesserungen und gelungener Balance zwischen Tour und Sport. Wichtigstes Upgrade der SE-Version sind der exzellente Öhlins-Dämpfer und die kraftvolle Brembo-Nissin-Bremskombo. Revolutionäres oder einen anderen Grund zum Umstieg vom Vorgängermodell sucht man allerdings vergebens.
Kawasaki Ninja 1100 SX hat weniger Leistung
In der Schweiz homologierte Kawasaki Ende September 2024 die neue Ninja 1100 SX – wie gewohnt mit aussagekräftigen Daten: Kawasaki bohrt den bekannten Vierzylinder von 1.042 auf 1.099 Kubik auf. Das erhöht im Normalfall das Drehmoment eines Motors. Und ja: 113 Nm bei 7.600 Touren sind 2 Nm mehr bei 400 Umdrehungen weniger als bei der Ninja 1000 SX. Wobei aufbohren ist falsch. Kawasaki geht den vermeintlich aufwändigeren Weg und verlängert den Hub der Kurbelwelle um 3 Millimeter je Zylinder von 56 auf 59 Millimeter. Die Bohrungen messen weiterhin 77 Millimeter im Durchmesser. Zusammen mit geänderten Ansaugkanälen stimmte Kawasaki den Motor neu ab. Mit dem Ergebnis, dass der Motor statt zuvor 142 PS in der 1000er-SX noch 136 PS Spitzenleistung erreicht. Allerdings schon bei 9.000 statt bisher 10.000 Umdrehungen.
Mehr Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen
Bevor noch schnell "die letzte starke Ninja 1000 SX" bestellt wird, zeigen die Zahlen der neuen Kawasaki Ninja 1100 SX eins klar: Mehr Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen sowie lediglich 6 PS weniger, die aber dann 1.000 Umdrehungen früher, dienen der viel beschworenen Fahrbarkeit. Hand aufs Herz: Wer hat zuletzt den Motor seines Sporttourers auf der Straße bis zur Nenndrehzahl getrieben?
Top-Version Kawasaki Ninja 1100 SX SE
Nach den ersten Hinweisen aus Australien ist die neue Kawasaki Ninja 1100 SX SE die neue Top-Version der SX-Modelle mit Saugmotor. So etwas gab es bei den Touren-Modellen ohne Kompressor bisher nicht. Den persönlichen Wunsch, Kawasaki könnte so schließlich der Ninja 1100 SX SE als letztes großes Touren-Modell nach H2 SX SE und Versys 1100 SE das bekannte semi-aktive Fahrwerk ergänzen, erfüllt Kawasaki leider nicht. Den Unterschied von SX zur SE macht ein konventionelles Federbein von Öhlins mit hydraulischer Vorspannungsverstellung, Brembo M4.32-Sätteln vorn und ein Plus an Mehrausstattung, darunter der Tempomat, die USB-C-Ladebuchse am Lenker und die Griffheizung.
Was kosten Kawasaki Ninja 1100 SX und die SE?
Mit der Präsentation der neuen Kawasaki Ninja 1100 SX und dem Top-Modell SX SE standen die Preise gleich fest. Die neue 1100 SX startet ab 2025 bei 14.895 Euro, was 100 Euro Aufpreis zur 1000 SX bedeutet. Zu haben ist die Basis-SX in Deutschland nur in Metallic Carbon Gray / Metallic Diablo Black. Die Ninja 1100 SX SE startet ab 16.645 Euro, zur Wahl stehen die Farbkombinationen Emerald Blazed Green / Metallic Diablo Black und Metallic Matte Graphenesteel Gray / Metallic Diablo Black.
Fazit
Kawasaki präsentiert die neue Ninja 1100 SX und die Top-Version 1100 SX SE. Die 1100 SX bietet mehr Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen und 6 PS weniger als die 1000er-Version. Die SE-Version kommt mit Öhlins-Federbein und Brembo-Bremsen. Preise starten bei 14.895 Euro für die Kawasaki Ninja 1100 SX und 16.645 Euro für die Kawasaki Ninja 1100 SX SE. © Motorrad-Online
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