Keyless-Systeme zum Öffnen des Autos sind bequem: Der Fahrer braucht keinen Schlüssel ins Schloss zu stecken, die Tür geht auf, sobald er sich nähert. Doch Diebe können die Signale abgreifen, wie der ADAC bei einem Test herausfand. Wie sich Autofahrer davor schützen können, erklärt die Polizeiliche Kriminalprävention.
Wer schwerbeladen mit vielen Taschen aus dem Supermarkt kommt, weiß ein Keyless-System zu schätzen. Der Schlüssel besteht aus einem kleinen Gerät mit einem integrierten Chip. Ein weiteres Modul im Fahrzeug empfängt ein Funksignal des Schlüssels, wenn der Autobesitzer diesen bei sich trägt und in die Nähe kommt. Sobald er den Türgriff berührt, öffnet sich die Zentralverriegelung.
Das erspart das umständliche Suchen und Einstecken des Schlüssels ins Schloss. Das Auto selbst wird anschließend gestartet, indem der Fahrer auf einen Knopf am Armaturenbrett oder auf der Mittelkonsole drückt. Umgekehrt verschließt er das Fahrzeug, indem er eine Stelle auf dem Schlüssel anfasst.
Solche schlüssellosen Systeme sind inzwischen bei vielen Fahrzeugen zu finden – vor allem bei größeren Modellen. Die Hersteller statten nach Angaben des ADAC aber auch immer mehr Kleinwagen und Motorräder mit der Technik aus – bei Letzteren wird damit das Lenkerschloss entriegelt.
Keyless-Systeme können mit einfachen Mitteln überlistet werden
Doch die praktischen Systeme lassen sich von Dieben leicht überlisten, wie ADAC und der österreichische Automobil-, Motorrad- und Touring Club (ÖAMTC) bei einem Test herausgefunden haben. Die Experten prüften die Keyless-Systeme von 273 Autos und versuchten, die Fahrzeuge mit einem Trick zu öffnen, ohne Zugriff auf den Schlüssel zu haben. Mit Erfolg: Bei 269 Modellen gingen anschließend die Türen auf.
Die Automobilclubs nutzten dafür eine Sicherheitslücke aus. Zum Einsatz kam nur ein frei verkäuflicher und legaler Reichweitenverlängerer. Dieser kann sogar mit relativ einfachen Mitteln und Bauteilen aus dem Elektronikladen selbst gebaut werden, erklärt der ADAC.
Ist die Tür offen, können Diebe mit dem Auto wegfahren
Diebe haben damit leichtes Spiel. Ein Komplize muss sich mit dem Reichweitenverlängerer in der Nähe des Schlüssels befinden. Der andere hält ein zweites Gerät in Reichweite der Autotür oder des Motorrads.
Die Funksignale können mit den kleinen Geräten um hunderte von Metern verlängert werden. Das "geht auch dann, wenn der Schlüssel im Haus liegt oder der Besitzer mit Schlüssel in der Hosen- oder Jackentasche einen Biergarten besucht", heißt es beim ADAC.
Mit Hilfe der Reichweitenverlängerer können Diebe das Funksignal auch dann stören und abfangen, wenn der Autobesitzer es gerade abschließt. Ist die Tür erst offen, brauchen sie nur noch auf den Knopf im Fahrzeug zu drücken und können losfahren. Das Auto läuft so lange, bis es ausgeschaltet wird oder der Tank leer ist.
Nur bei vier Modellen konnten ADAC und ÖAMTC die Keyless-Systeme nicht austricksen: Bei den Jaguar-Wagen I-Pace und E-Pace sowie den Land-Rover-Fahrzeugen Discovery und Range Rover blieben die Türen verschlossen. Die Autos blockten die Signale, sobald ein Reichweitenverlängerer eingesetzt wurde.
Wie sich Autofahrer mit Keyless-Systemen vor Dieben schützen
Aber wie können sich Autofahrer vor einer solchen Masche schützen, wenn ihre Fahrzeuge einen Keyless-Schlüssel verwenden? Sie sollten immer darauf achten, dass der Wagen "das Verriegeln der Türen mit der Funkfernbedienung durch ein optisches Signal quittiert", rät Kriminaloberrat
Autobesitzer sollten außerdem beim Ein- und Aussteigen aus dem Wagen "auf Personen mit Aktenkoffern in unmittelbarer Nähe achten. Dabei könnte es sich um professionelle Autodiebe handeln", sagt der Experte.
Etuis, Alufolie und Schachteln immer ausprobieren
Die Hersteller spezieller Etuis werben damit, dass Funkwellen blockiert werden, wenn sich der Schlüssel darin befindet. Einige Experten raten dazu, ihn in Alufolie einzuwickeln oder in einer Blechdose aufzubewahren.
Schmidt empfiehlt Autofahrern bei all diesen Methoden: "Machen Sie vorher den Selbsttest. Nur wenn das Fahrzeug sich nicht einmal dann öffnet, wenn Sie den 'abgeschirmten' Schlüssel direkt neben die Fahrzeugtür halten, haben auch die Diebe keine Chance."
Generell sollte der schlüssellose Schlüssel nie ungeschützt in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür abgelegt werden. Autobesitzer können auch dann eine der genannten und von ihnen selbst überprüften Methoden nutzen, um das Signal abzuschirmen.
Der ADAC gibt allerdings zu bedenken, dass es trotz vorheriger Selbsttests später zu Problemen kommen kann. So kann ein Zacken eines anderen Schlüssels ein Loch in die Alufolie bohren, oder das Etui schließt nicht richtig, weil ein anderer Gegenstand eingeklemmt ist.
Das Funksignal ganz oder teilweise ausschalten
Sicherer ist es, das Funksignal komplett oder zumindest zeitweise zu deaktivieren, zum Beispiel nachts. Dann kann es nicht geknackt und abgefangen werden. Kriminaloberrat Schmidt erklärt: "Bei manchen Modellen lässt sich die Keyless-Funktion durch zweimaliges Drücken auf die Verriegelungs-Taste am Schlüssel ganz ausschalten." Ansonsten rät er Fahrern, beim Hersteller oder in einer Fachwerkstatt nachzufragen, welche Möglichkeiten zur Deaktivierung des Keyless-Systems es bei ihrem Fahrzeugmodell gibt.
Klappt die Abschaltung nicht und Autofahrer haben Angst vor einem Diebstahl, können sie ein GPS-Ortungssystem in ihren Pkw einbauen lassen. Einige Modelle bringen serienmäßig eines mit. Damit erhöht sich die "Chance, das Fahrzeug nach einem Diebstahl wiederzubekommen", sagt Harald Schmidt. "In Verbindung mit der Live-Ortung von Fahrzeugen wird oft auch eine Diebstahlschutzfunktion mit diversen Leistungsmöglichkeiten angeboten."
Wer vor der Entscheidung steht, sich ein neues Auto zuzulegen, sollte genau hinsehen, empfiehlt der ADAC nach seinem Test: "Als Käufer sollte die Bestellung des Fahrzeuges mit einem optionalem 'Keyless'-System gut überlegt werden."
Verwendete Quellen:
- ADAC: Leichte Beute: Autos und Motorräder mit Keyless
- Spiegel: Autodiebe haben leichtes Spiel mit Keyless-Go
- Polizei-Beratung: Autodiebstahl
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