Ho Sung Song, Präsident und CEO von Kia Motors, macht Hoffnungen auf wirklich günstige E-Autos zunichte. Dennoch will die Marke ab 2030 rund 1,6 Millionen BEVs pro Jahr verkaufen.
Obwohl Kia ein halbes Jahr nach der Markteinführung des EV3 drei weitere E-Fahrzeuge vorgestellt hat, macht Ho Sung Song, Präsident und CEO der Marke des Hyundai-Konzerns, keine Hoffnungen darauf, diese Modelle zum Preis von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor anbieten zu können: "Wann sich diese Lücke schließen lässt, ist derzeit ungewiss. Dazu sind speziell die Batteriekosten nach wie vor zu hoch", sagt er am Rande der jüngsten Fahrzeugpräsentation von Elektromodellen.
Entscheidend sind die Kilometerkosten
In Deutschland kostet das günstigste E-Fahrzeug, der EV3, derzeit ab 35.990 Euro, der vergleichbare Verbrenner (XCeed) ab 27.690 Euro. "Entscheidend sind die Kilometerkosten", sagt Song. Hier schneide das E-Auto erheblich besser ab. Das müssten die Kunden eben erkennen. Song hält nichts davon, Rabatte auf E-Fahrzeuge zu geben: "Wir müssen mit den Autos schließlich Geld verdienen." Also hält er am Elektrifizierungsplan des Unternehmens fest. Der sieht vor, ab 2030 rund 1,6 Millionen E-Fahrzeuge pro Jahr zu verkaufen – und zwar zusätzlich zum aktuellen Gesamtabsatz. Der betrug im vergangenen Jahr 3,1 Millionen Fahrzeuge, was zwar einem leichten Zuwachs von 0,1 Prozent entspricht, aber deutlich unter dem Ziel von 3,2 Millionen bleibt. Das soll nun 2025 erreicht werden. Eine Modelloffensive soll helfen, Käufer zu finden. Kia will 15 neue E-Modelle bis 2030 auf den Markt bringen.
Den Anfang machen in diesem Jahr der EV4 als Stufenheck-Limousine und Schrägheck in der Golf-Klasse sowie der Van PV5, mit dem Kia ins Segment elektrischer Nutzfahrtzeuge vorstößt. Im kommenden Jahr folgt der Kleinwagen EV2, 2027 womöglich ein noch kleinerer Stromer namens EV1, der laut Song nicht die Technik des Hyundai Inster nutzt, sondern die E-GMP-Plattform des Konzerns, auf der bislang alle E-Fahrzeuge von Kia aufbauen. "Dabei geht es uns nicht in erster Linie darum, unsere bisherigen Kunden von Verbrenner-Fahrzeugen zum Umsteigen zu bewegen, sondern neue Kunden zu gewinnen", erklärt Song und ergänzt: "Ich denke nicht über eine Reduzierung der Verbrenner nach, das wäre nicht gut für unsere Kunden." Der EV3 entwickelt sich aktuell zum Erfolg, denn seit Verkaufsstart konnte Kia bereits rund 25.000 Exemplare absetzen. Der EV4 soll dann unter anderem im europäischen Werk im slowakischen Teplicka nad Vahom gebaut werden, ebenso der EV2 – letzterer in bis zu 100.000 Einheiten pro Jahr.

Da das Werk mit dem Kompakt-SUV Sportage (das global erfolgreichste Produkt der Marke) und dem Kompaktwagen Ceed aktuell voll ausgelastet, muss die Produktion angepasst werden. "Wir planen aktuell keine Erweiterung des Werks. Aber durch die Modellzyklen ergeben sich Möglichkeiten, zu justieren. So wird ja die aktuelle Generation des Ceed nicht mehr ewig gebaut", sagt Song, lässt aber offen, aus welchem Werk der Nachfolger kommen soll. Immerhin: Bilder von Prototypen verraten, dass es einen geben wird. © auto motor und sport