Sie erinnern sich: VWs Bestseller war einst so populär, dass im Jahr 2000 mit der "Generation Golf" ein Buch nach ihm benannt wurde. Und heute, 24 Jahre später? Steht der Golf zwar immer noch unangefochten auf dem ersten Platz der Zulassungsstatistik in Deutschland. Aber leider auch auf dem letzten Platz des auto motor und sport-Mängelindex, den wir im Rahmen des 100.000-Kilometer-Dauertests in der jeweiligen Klasse regelmäßig erheben.
Und nicht nur das: Der VW Golf Variant Alltrack 2.0 TDI (Testwagenpreis 55.351 Euro) rangiert mit 9,5 Mängelpunkten auf Rang zehn, das davor platzierte Modell kommt mit großem Abstand nur auf 2,5 Mängelpunkte und ist, kurioserweise, ebenfalls ein VW Golf Variant 2.0 TDI – allerdings aus dem Jahr 2016. Ein Auto aus der Ära vor der des mittlerweile geschassten VW-Chefs Herbert Diess, die noch vom damaligen Konzernherrscher Martin Winterkorn als bekanntem Qualitätsfanatiker geprägt wurde.
Das Ergebnis viele Plätze hinter einem Dacia Sandero Stepway TCe 90 für nicht einmal ein Drittel des Anschaffungspreises (16.040 Euro) ist desaströs und zeigt, mit welchem Spagat der aktuelle Konzernlenker Oliver Blume noch leben muss, bis er alle Baustellen geschlossen hat – besonders die der mangelnden Qualität.
Neuer Macan nur batterieelektrisch
Mit dem Porsche Macan Electric dürfte er dabei auf dem richtigen Weg sein, aber Software-Probleme haben auch dieses Modell nicht verschont: Rund zwei Jahre verschob sich der Anlauf. Den ersten Hype um die Elektromobilität hat Porsche dadurch zumindest bei den SUV verpasst. Aktuell suchen aber eingefleischte Macan-Kunden das Weite, weil ihnen eine verbrennungsmotorische Alternative in dieser Baureihe schmerzlich fehlt. Den Macan gibt es in der neuen Generation nur batterieelektrisch. Wenn sich die Kaufzurückhaltung in Sachen E-Mobilität (– 30 % im März) weiter fortsetzt, könnte daraus für Porsche ein Problem entstehen – und damit auch für Blume.
Kritikern der Elektromobilität, die oft auch den hohen Wertverlust bei den Gebrauchtwagen adressieren, sei allerdings entgegnet, dass sich auch der Preis für den Dauertest-Golf zum Abschluss mit 29.375 Euro fast halbiert hat. Fünf außerplanmäßige Werkstattaufenthalte, unzuverlässige Software und vor allem auch frühzeitig verschlissene Bremsen passen einfach nicht ins Bild. Auch nicht bei einem Diesel. Aber wetten, dass Konzernlenker Oliver Blume es künftig besser macht? Der aktuelle Passat zeigt auf jeden Fall, dass VW immer noch Autos bauen kann.
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