Der 57.490 Euro teure Polestar 2 Long Range Single Motor tritt zum Verbrauchs-Check an.

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Das Nordstern-Logo schürt Erwartungen an ein komplett eigenständiges Produkt. Doch warum hat der Polestar dann einen Mitteltunnel im Innenraum und wirkt mit leicht erhöhter Bodenfreiheit so, als hätte man eine Limousinen-Karosserie auf ein Crossover-Chassis gesetzt? Nun, weil es genau so ist. Die CMA-Plattform ist nicht nur die Basis für den Polestar 2, sondern auch für den Volvo XC40. Ganz nebenbei baute man beim Facelift von Front- auf Heckmotor um. Die permanenterregten Synchronmaschinen sind neu, die Batteriekapazitäten und Reichweiten höher.

Drückt man nun aufs Strompedal, bewegt sich richtig was. Statt 170 greifen nun 220 kW an der Antriebsachse an. Noch besser: Mit Heckantrieb gewinnt das Handling an Heiterkeit. Leicht lastwechselnd und sich neigend, tendiert der Polestar auf Winterreifen zum Übersteuern. Der ESP-Sport-Modus erlaubt kleine Gierwinkel, bevor präzise Eingriffe erfolgen. Weitere fahrdynamisch relevante Einstellmöglichkeiten? Nur zwei Lenkungsmodi – fertig.

Video: E-Auto Supertest: Polestar 2

Dabei ist es gerade die Lenkung, die Feinarbeit bräuchte, wegen ihres etwas ungleichmäßigen Rückstellmoments und des tauben, feedbacklosen Gefühls. Auf der Teststrecke schlägt sich der Zweier längs- und querdynamisch mit griffigen Sommer-Contis wacker. Effizienz und Reichweite passen ebenfalls.

Nur bei der Geräuschdämmung scheint Polestar im Jahr des 1602 stehen geblieben zu sein: 72 dB(A) bei 130 km/h entsprechen dem Level diverser Dreizylinder-Kleinwagen. Dazu trägt auch das straffe Fahrwerk bei, das jede Bodenwelle akustisch kommuniziert, dabei aber noch halbwegs ordentlich federt – wenngleich erst ab 80 km/h. In der Stadt buckelt es auf kurzen Absätzen. Und wie sieht es mit den Kraftstoff- und Unterhaltskosten aus?

Unser Testverbrauch

Polestar gibt für den 2 Long Range Single Motor einen WLTP-Verbrauch von 14,0 kWh auf 100 Kilometern an. Von diesem Wert entfernt er sich im Alltag. Wir haben einen Durchschnittsverbrauch von 25,1 kWh ermittelt, was Stromkosten von 13,30 Euro auf 100 Kilometern verursacht. Auf der Eco-Runde verbrauchte der Polestar 19,8 kWh, während er sich auf der Pendler-Strecke 24,8 kWh genehmigte. Wurde der Polestar sportlich bewegt, stieg der Verbrauch auf 31,8 kWh. auto motor und sport hat im Monat November 2022 einen Gesamtdurchschnittspreis pro kWh Ladestrom für die Nutzung eines E-Autos in Deutschland errechnet: 52,96 (gerundet 53) Cent.

Monatliche Unterhaltskosten

Wer so ressourcenschonend fährt wie wir auf unserer Eco-Runde, drückt die Stromkosten für 100 Kilometer auf 10,49 Euro. Die eher heftige Gangart resultiert in einer Summe von 16,85 Euro. Die Kfz-Steuer kostet für den Polestar 0 Euro pro Jahr, die Haftpflichtversicherung beträgt 425 Euro. Teil- und Vollkasko schlagen mit zusätzlichen 258 beziehungsweise 886 Euro zu Buche. Monatliche Unterhaltskosten von 299 Euro zahlt, wer den Polestar 15.000 Kilometer im Jahr fährt. Beträgt die Laufleistung das Doppelte, steigt die Summe auf 547 Euro. Den Wertverlust lassen wir in dieser Rechnung außen vor.

So wird getestet

So misst auto motor und sport den Stromverbrauch: 70 % Pendler-Verbrauch: mehrfach gefahrene Kurzstrecke von 21 km mit 70 % Stadt-, 30 % Überlandanteil. 15 % Eco-Verbrauch: ökonomisch gefahrenes Fahrprofil unter Nutzung der maximalen Reichweite mit Stadt-, Überland- und Autobahnanteil. Autobahntempo 130 km/h. 15 % Sportfahrer-Verbrauch: Konstantfahrt mit 80 % Vmax (maximal 160 km/h) plus Verbrauchsinformation aus einer Vergleichsfahrt, Landstraße und Autobahn.

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Die monatlichen Unterhaltskosten enthalten Wartung, Verschleißteilkosten und Kfz-Steuern bei einer angenommenen Jahresfahrleistung von 15.000 und 30.000 Kilometern ohne Wertverlust. Grundlage der Berechnung sind der Testverbrauch, eine dreijährige Haltedauer, Schadenfreiheitsklasse SF12 für Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung bei der Allianz inklusive Vergünstigungen für Garagenparker und die Beschränkung auf bestimmte Fahrer (nicht unter 21). SF12 beutet bei der Allianz einen Rabattsatz von 34 Prozent für die Haftpflicht und 28 Prozent für die Vollkasko.  © auto motor und sport

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