Ein serienreifes Elektroauto, das am Ende seiner Lebenszeit nicht aufwendig verschrottet werden muss, sondern einfach auf den Kompost wandern kann: Dieser Vision ist man an der Technischen Universität in Eindhoven ein gutes Stück nähergekommen.
Die Studenten aus Eindhoven wollten offenbar nicht länger tatenlos zusehen, wie Autos, die unter Einsatz energieaufwendiger Produktionsverfahren hergestellt wurden, auf den Schrottplätzen dieser Welt enden, sobald sie nicht mehr genutzt werden. So wurde ein ambitioniertes Projekt mit einem völlig neuen Ansatz ins Leben gerufen. Lina, wie das Elektroauto liebevoll getauft wurde, war geboren.
Flachs und Zuckerrüben statt Karbon
Kritisch beobachten die am Projekt beteiligten Studenten insbesondere, dass die Autohersteller bei der Entwicklung und Produktion effizienter und folglich möglichst leichter Fahrzeuge vermehrt auf Materialien wie Aluminium und Verbundwerkstoffe setzen. Dabei wird teils deutlich mehr Energie benötigt, als bei der Verwendung von gewöhnlichem Stahl. Lina besteht zum Großteil aus nachwachsenden und vor allem vollständig biologisch abbaubaren Materialien wie Flachs und sogenanntem Bioplastik, das aus Zuckerrüben hergestellt werden kann.
Für den Vortrieb des extrem kompakt und puristisch anmutenden Ökomodells sorgt ein Elektromotor mit einer Leistung von 8 kW. Das entspricht etwa 11 PS und sollte in Anbetracht des Gewichts von lediglich 310 kg zumindest zum Mitschwimmen im Stadtverkehr ausreichen. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h dürfte das Gefährt für ausgedehnte Autobahnfahrten hingegen eher ungeeignet sein. Selbstverständlich besteht das Aggregat selbst nicht aus biologisch abbaubaren, sondern aus konventionellen Materialien. Das Gleiche gilt übrigens auch für die extrem dünnen Räder und einzelne Fahrwerkskomponenten.
Bewusstsein schaffen
Zu den Herausforderungen, denen sich das mehr als zwanzigköpfige Team mit dem Projekt stellen will, zählt vor allem auch der Wunsch danach, ein stärkeres Bewusstsein für die Notwendigkeit alternativer Ansätze zu schaffen. So schuf man Lina offenbar auch, um Verbraucher und Automobilindustrie gleichermaßen von der Umsetzbarkeit eines solchen Konzepts zu überzeugen.
Damit kreative Lösungen wie Lina nicht einfach als in der Realität unbrauchbare Prototypen abgetan werden, hat man es sich zudem zum Ziel gemacht, eine Straßenzulassung für das Elektroauto zu erhalten. Bei Vorgängermodellen von Lina konnte man die niederländische Zulassungsbehörde bereits von der Straßentauglichkeit überzeugen. So durften die Studenten beispielsweise mit Isa bereits Fahrten im öffentlichen Straßenverkehr durchführen. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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