Die Preise für Lithium-Ionen-Zellen rauschen in den Keller. Doch wann kommen endlich die billigen Elektroautos? Ein Blick auf den Batteriemarkt.
Elektroautos sind immer noch vergleichsweise teuer. Das liegt hauptsächlich an ihren großen und schweren Batterien. Doch die verbauten Zellen wurden über die vergangenen Jahrzehnte immer günstiger. Im Jahr 2024 rauschten die Preise sogar regelrecht in den Keller. Müssten nun nicht auch die Autos endlich günstiger werden?
Video: Im Video: Batterieproduktion bei CATL
Ja, müssten sie. Und eigentlich sind sie es bereits. Denn viele Hersteller geben bereits satte Rabatte auf ihre E-Flotte. Ob die Preise weiter fallen, können allerdings wir nur mutmaßen. Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass Elektroautos in Zukunft immer günstiger hergestellt werden können. Ob die niedrigeren Preise dann auch bei den Autokäufern ankommen, bleibt abzuwarten. Denn vor allem europäische Autohersteller haben bisher Milliarden in die neue Technologie investiert – ohne großen Wertschöpfungsgewinn. Den werden sie sich zunächst einmal zurückholen, bevor sie die Autos günstiger machen. Der Blick auf die aktuelle Situation gibt aber Hoffnung auf günstige E-Autos.
2013 kosteten Batterien das Zehnfache
Zur Veranschaulichung: Die ersten Lithium-Ionen-Batterien wurden in den 1990ern entwickelt. Damals kostete ein Akku, der eine Kilowattstunde Strom speichern konnte, mehrere tausend Euro (umgerechnet). Als 2013 der erste BMW i3 auf den Markt kam, lag der Preis bereits etwa zwischen 500 und 700 Euro je Kilowattstunde. Ende 2024 ist eine hochwertige Lithium-Ionen-Batterie für Automotive-Anwendungen nun schon für 50 Euro (Lithium-Eisen-Phosphat / LFP) oder 80 Euro (Nickel-Mangan-Cobalt /NMC) zu haben.
Allein in den vergangenen anderthalb Jahren sind die Preise um die Hälfte gefallen. Dass die Kosten für neue Technologien im Laufe der Jahre geringer werden, ist nicht ungewöhnlich. Die bessere Verfügbarkeit von Rohstoffen, der Ausbau der industriellen Gewinnung und die verbesserten Lieferketten haben auch die Batterietechnik verbilligt. Der jüngste Preisverfall hat jedoch noch einen anderen Grund. Durch den massiven Aufbau der Batteriezell-Produktion und den schwächelnden E-Automarkt übersteigt das Angebot an Zellen wohl erstmals in der Lithium-Geschichte die Nachfrage.
Rohstoff-Preise stark gefallen
Hinzu kommt, dass sich auch die Preise für Rohmaterialien wieder normalisiert haben. Lithium und Kobalt waren in den vergangenen Jahren extrem teuer. Lithium, das zum großen Teil in Australien abgebaut wird, kostete zwischenzeitlich 75.000 Euro pro Tonne – Kobalt sogar mehr als 80.000 Euro pro Tonne. Mittlerweile ist der Lithium-Preis auf ein Sechstel gefallen, bei Kobalt sieht es ähnlich aus. Auch die extremen Preise bei Nickel, Aluminium, Mangan oder Kupfer gehören erst einmal der Vergangenheit an.
Damit sind die Materialkosten für Batteriehersteller massiv gesunken. Mussten im Jahr 2022 noch etwa 80 Euro Materialeinsatz für eine Kilowattstunde bezahlt werden, liegt dieser Wert nur zwei Jahre später bei nicht einmal 30 Euro. Mit diesem Trend rücken einfachere und billigere Batterie-Alternativen – wie Natrium-Ionen-Chemie – wieder aus dem Fokus. Günstige Elektroautos setzen schon heute – vor allem in China – hauptsächlich auf Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) ohne Kobalt oder Nickel.
Asien ist weltweites Batterie-Monopol
Apropos China: Die Batteriezellen für Elektroautos stammen nahezu ausnahmslos aus Asien, und dabei wiederum zum allergrößten Teil aus China. Die Batterie-Riesen dort heißen CATL (siehe Fotogalerie) und BYD, wobei BYD seine Fahrzeuge hauptsächlich mit LFP-Zellen bestückt. Für europäische und deutsche Hersteller bedeutet dieses Monopol in erster Linie Abhängigkeit. An der Batterie selbst werden hiesige OEMs wohl vorerst nichts verdienen können.
Bisher haben Autobauer ihre Batteriepakete und Module immerhin noch selbst entwickelt und konnten so etwas von der Wertschöpfungskette abgreifen. Aber auch an diesem Punkt bieten chinesische Batteriehersteller mittlerweile komplett installierbare Systeme hin zum vollständigen Packaging an – knabbern also weiter am Profit der ausländischen Fahrzeughersteller. In China selbst dagegen gibt es den billigen Elektroauto-Markt längst. Eines der meistverkauften Autos ist der kleine Wuling Hongguang Mini EV, der dort gut 4.000 Euro kostet. Doch selbst die nächstgrößeren Fahrzeug-Segmente werden es schon wegen der hohen Zölle schwer haben, günstig zu uns nach Europa zu kommen. © auto motor und sport
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