Wäre es nach seinem Vater gegangen, wäre Marcello Gandini Pianist geworden. Doch das Geld, das er für ein Lateinbuch erhalten hatte, investierte er in ein Buch von Dante Giacosa über "Endothermische Motoren". Zum Glück hat Gandini gegen die Familientradition rebelliert und einen anderen Weg eingeschlagen als sein Vater, der ein bekannter Dirigent gewesen ist. Die Autowelt wäre um einige der spektakulärsten Autos ärmer.
Lamborghini Miura und Countach
Am 1. November 1965 beginnt Marcello Gandini bei Bertone, wird Nachfolger von Giorgetto Giugiaro. Sein erstes Projekt, eine Sportwagenstudie für Lamborghini zum Genfer Autosalon im Frühjahr 1966, wird ein Designklassiker: Der Miura definierte mit seinen Proportionen, wie Supersportwagen auszusehen hatten. "Gandinis Begabung lag darin, diese Formen ins Extreme zu steigern", sagte Bertone später in einem Interview. Auch für Gandinis Verhältnis zu seinem Vater war der Mittelmotor-Sportwagen nicht unwichtig: "Erst als er in einen Lamborghini Miura stieg, verstand er, dass ich andere Noten spielen konnte: die der Motoren."
Designer von Alltagsautos und Sportwagen
Gandini gestaltete einige der begehrenswertesten italienischen Sportwagen der 60er und 70er-Jahre: Alfa Romeo Montreal, Lancia Stratos und den Ferrari 308 GT4, den einzigen Ferrari aus dem Designbüro Bertone. Zahlreiche Entwürfe für Studien und Alltagsautos zeigen, welche Bandbreite in der Formensprache der Designer beherrschte. Wobei zwei Elemente immer wiederkehren: kantige Karosserien mit schrägen hinteren Radläufen. Die sind nicht nur am Lamborghini Countach zu sehen, sondern auch am Maserati Quattroporte IV.
Auch für so unterschiedliche Alltagsautos wie den Audi 50 und den BMW 2500 lieferte Gandini das Design. Den ersten BMW 5er beeinflusste Gandini ebenfalls maßgeblich. Im Januar 2024 hat ihm das Polytechnikum Turin die Ehrendoktorwürde im Maschinenbau verliehen. Am 13. März 2024 verstarb Marcello Gandini in Rivoli bei Turin. Seine Entwürfe werden lange im Gedächtnis bleiben. Gandini hat das Automobildesign geprägt. © auto motor und sport
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