In Rekordzeit baute AMG den CLK GTR für die FIA GT1: Am 5. Dezember 1996 gab der Mercedes-Vorstand AMG den Auftrag für den GT-Rennwagen, kurz vor Weihnachten lief der V12-Motor das erste Mal auf dem Prüfstand und Anfang März im Testauto, einem umgebauten McLaren F1. Fertig war der CLK GTR Ende März 1997 – mit 113 Tagen Bauzeit hatte die AMG-Truppe Konkurrenten Porsche schon vor der Saison deutlich geschlagen. Für den 911 GT1 benötigte der Sportwagenhersteller 234 Tage.

Mehr zum Thema Mobilität

Nur mit einem Fototrick konnte AMG die Bedingung der FIA erfüllen, ein Straßenauto zur Homologation fertig zu haben: Der Rennwagen wurde mit Straßenrädern und Kennzeichen fotografiert. Danach kamen Heckflügel und Sponsorenschriftzüge an das Chassis 001. Am ersten Lauf der neuen GT1-Serie in Hockenheim konnte AMG nur teilnehmen, weil das Rennen um eine Woche verlegt worden war. Der Aufwand hatte sich gelohnt: Bernd Schneider gewann in der Saison 1997 den Fahrertitel und Mercedes-AMG die Herstellerwertung.

Ex-Rennwagen für 10 Millionen Euro

Bernd Schneiders Einsatzauto wurde 2015 an einen Sammler verkauft. Der will es verkaufen und bietet es über eine Sotheby's-Auktion an, die bis 6. März 2024 läuft. Weil es sich um eine halböffentliche Auktion handelt, nennt das Auktionshaus keinen Preis. Experten schätzen den Wert des CLK GTR GT1 jedoch auf rund 10 Millionen Euro.

Neu hatte der Rennwagen 1,5 Millionen Mark gekostet. Das Kohlefaserchassis ließ AMG bei Lola in England bauen. Das sequenzielle Sechsgang-Getriebe lieferte mit X-Trac ebenfalls eine britische Firma. Der 12-Zylinder-Mittelmotor baute auf dem Aluminiumblock des M 120 aus der S-Klasse auf. Titanpleuel und Trockensumpfschmierung machen den Saugmotor leichter, drehfreudiger und fit für rennmäßige Querbeschleunigungen. Untypisch für einen Rennmotor: Das maximale Drehmoment von 700 Newtonmeter liegt schon bei 3.900/min an.

600 PS, 1.000 kg, 330 km/h

Die Leistung von 600 PS trifft auf 1.000 Kilogramm Leergewicht. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 330 km/h. Bernd Schneider erklärte 1997 gegenüber auto motor und sport: "Beim ITC-Motor begann das nutzbare Leistungsband bei 7.500 Touren. Die Renn-C-Klasse von 1996 vermisste Schneider nicht: "Mehr PS, breitere Reifen, mehr Abtrieb – der Spaß im CLK ist sogar gestiegen." Elektronische Fahrhilfen wie ABS waren in der GT-Klasse nicht zulässig. Das und der Saugmotor machen den CLK GTR zu einem der letzten mehr oder weniger puristischen Rennwagen.

Damals teuerstes Serienauto der Welt

Die Rennsport-Firma HWA AG (HWA: AMG-Mitgründer Hans Werner Aufrecht) baute den CLK GTR Straßenversion in Affalterbach. Im Gegensatz zur Rennversion hat die Straßenversion ein etwas komfortableres Fahrwerk. Der Innenraum passt mit seinem schlicht wirkenden Lenkrad, den harmlos aussehenden Instrumenten und der Leder-Alcantara-Velours-Ausstattung gut zu den Serien-Mercedes-Modellen der späten 1990er-Jahre. 3.074.000 DM kostete ein Exemplar – unter Berücksichtigung der Inflation wären dies heute zirka 2,2 Millionen Euro. Damals war das Auto der teuerste Seriensportwagen der Welt. Nur 25 CLK GTR Straßenversionen (20 Coupés und fünf Roadster) hat Mercedes von 1998 bis 1999 gebaut.

Viele Vorteile mit ams+
Erhalten Sie werbereduzierten Zugang zu allen Inhalten von auto-motor-und-sport.de inkl. der digitalen Zeitschrift als E-Paper. Monatlich kündbar.

12-Zylinder-Saugmotor mit 612 PS

Unter der Haube des CLK GTR wummert ein 6,9-Liter-V12-Sauger (Baureihe M 297), der 612 PS leistet und ein maximales Drehmoment in Höhe von 731 Newtonmeter generiert. Die Kraft gelangt über ein sequenzielles Sechsganggetriebe an die Hinterräder. Das leichte Kohlefaser-Monocoque ließ Mercedes beim englischen Rennwagen-Spezialisten Lola fertigen – der Supersportwagen wiegt insgesamt 1.140 Kilogramm. In 3,7 Sekunden spurtet der CLK GTR Straßenversion auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit beträgt etwas über 320 km/h. Für die Verzögerung sind rundum Karbonbremsen zuständig. Den Motor hat Mercedes seinerzeit übrigens in einem heimlich gekauften McLaren F1 getestet.  © auto motor und sport

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.