Der Mitsubishi Starion ist ein seltener Turbo-Sportler aus Japan. Wir waren mit einem der wenigen noch verbliebenen Exemplaren unterwegs – und zwar als "Wide Body" mit 155 PS starkem 2,6-Liter-Vierzylindermotor.
Wetten, dass? Wer an sportliche Mitsubishi-Modelle denkt, dem kommen der Lancer Evo in allen oder einer der zehn Ausbaustufen und der 3000 GT in den Sinn. Aber in den wenigsten Fällen lautet die Antwort auf die Frage nach Dynamik unter dem Drei-Diamanten-Logo: Starion! Sta…was? Sehen Sie?
Nur rund 3.300 Exemplare des Sportwagens wurden in Deutschland damals auf die Straße gebracht. Nicht pro Jahr, sondern über den gesamten Zeitraum von 1982 bis 1990. Davon haben kaum welche überlebt, eine Klassiker-Szene rund um den Starion könnte mangels Angebots an Fahrzeugen gar nicht entstehen. Umso verzückender ist das rote Test-Exemplar, das uns der deutsche Mitsubishi-Importeur für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat. Angesichts des guten Eindrucks (Lohn vieler Stunden am und unter dem Auto) darf man getrost vom Jahreswagen-Zustand sprechen. Auch wenn es sich dabei um das Jahr 1990 handelt.
1987 kam das Wide-Body-Facelift
Mit dieser Erstzulassung im letzten Jahr des Starion-Angebots zeigt der Japaner das 1987 eingeführte Facelift, zu erkennen an der "Wide Body"-Karosserie. Über der 16-Zoll-Mischbereifung (205er vorne, 225er hinten) spannen sich drahtig modellierte Verbreiterungen über die Radkästen.
Sie sind, wie fast der ganze Rest der Karosserie, scheinbar mit dem Lineal gezeichnet worden. Damit folgt der Starion-Style dem Zeitgeist der 1980er – und wirkt auch heute noch aufregend. An der spitzen Front, am Testwagen ohne das Markenlogo, klappen die Scheinwerfer bei Bedarf nach oben. Diese Lichtshow finden Kinder und Jugendliche heute cool – als Neuwagen würde der Sportler damit an aktuellen Zulassungsvorschriften scheitern.
4,43 Meter weiter hinten zeigen die eckigen Leuchten eine Art Pixel-Grafik, für die LEDs bei modernen Elektroautos wie dem Hyundai Ioniq 5 in letzter Zeit gefeiert wurden. Darüber spannt sich eine große Glas-Hecklappe über einen flachen Kofferraum hinter der hohen Ladekante. Davor gibt es zwei Miniatur-Sitzschalen, die den Starion – zumindest in der Theorie – zum 2+2-Sitzer stempeln.
Weiter vorn kommt man als großer Mensch mit etwas Gelenkigkeit hinein, muss dabei das rechte Bein um das viel zu große Lenkrad schlängeln und dann zwischen ebendiesem und dem langen Handbremshebel platzieren.
Die Bedienung versteht man in der Sekunde, in er man auf das Cockpit blickt. Vor dem Fahrer zeigen analoge Rundinstrumente mit Ladedruckanzeige und klassischem Kilometerzähler (mit original 70.000 Kilometern "auf der Uhr") alles wann, was man wissen muss. Über dem DIN-Schacht-Radio (ein Nachrüstgerät mit Navigationssystem) kann man die Temperatur und den Luftstrom über klassische Schieberegler einstellen. Auch eine Klimaanlage ist an Bord.
2,6 Liter Hubraum mit 155 PS
Der Dreh am dürren Schlüssel weckt den 2,6 Liter Turbo auf, die Testfahrt beginnt. Sauber und präzise lässt sich der dürre Knüppel durch die Kulisse des manuellen Fünfganggetriebes dirigieren. Lediglich der arg weit weg platzierte Fünfte stört das flüssige Fahren mit schnellen Schaltvorgängen, zudem ist meist das linke Knie eines Beifahrers im Weg, wenn man in Begleitung schaltet.
Mit 155 PS ist der 34 Jahre alte Mitsubishi, zumindest aus heutiger Sicht, keine Rakete. In 8,2 Sekunden beschleunigt er laut Prospekt aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 215 km/h angegeben. Auf der Autobahn rennt der Oldie locker und entspannt 180, mehr wollen wir ihm aus Respekt vor dem Alter nicht zumuten.
Viel mehr Spaß macht er eh auf der Landstraße. Ab 2.500 U/min steht das maximale Drehmoment von immerhin 284 Newtonmetern bereit. Der Turbo zischt voller Freude, das Heck mit den angetriebenen Rädernd drückt sanft in Richtung Kurvenäußeres. Nur nicht übertreiben, moderne Dinge wie ESP und Co. gab es damals noch nicht. Mit einem ASBS genannten System, bei dem ein G-Kraft-Sensor im Heck den Bremsdruck an der Hinterachse steuert, hat der Starion eine Art ABS-Vorläufer an Bord.
Komplett-Paket für 43.700 Deutsche Mark
43.700 DM kostete der Mitsubishi Starion in seinem letzten Verkaufsjahr, umrechnet rund 22.310 Euro. Ein Schnäppchen? Aus heutiger Sicht gewiss. Aber man muss die Relationen kennen: Golf und Co. kosteten damals in der Basis deutlich unter 20.000 DM, der Starion lag preislich auf dem Niveau seiner Mitbewerber – aber unter dem Porsche 944.
Extras gab es keine. Von der Klimaanlage über die Scheinwerfer-Waschanlage, ein Canton-Soundsystem (kennt man heute bei Skoda-Modellen) und elektrischen Fensterhebern war damals alles an Bord, dazu gab es schon eine Drei-Jahres-Neuwagengarantie. Nicht überliefert ist, ob Mitsubishi Deutschland im Zubehör damals eine Anhängerkupplung bereithielt und ob jemand den Haken am Starion montieren ließ. Immerhin gibt der Prospekt von damals eine Anhängelast von 1.200 Kilogramm an.
Etwas mehr wiegt das Auto an sich, genauer 1.380 Kilogramm. Die werden am Ende unserer Ausfahrt auf einen Anhänger platziert. In seinem Alter erspart man dem Starion gerne die Strapazen einer Autobahn-Langstrecke. Schade, dass er wieder nachhause muss. © auto motor und sport
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