Über mehrere Jahre verschwanden aus einem Kia-Werk in Indien komplette Verbrennungsmotoren. Erst vor einigen Wochen fiel das auf, die Polizei ermittelt.
Es ist eine absurde Vorstellung: Da will man ein Auto bauen und stellt plötzlich am Band fest, dass der Motor fehlt. Schließlich ergibt eine Fahndung, dass der benötigte Motor zuvor gestohlen wurde. Und nachdem das 900 mal passiert ist, erkennt die Werksleitung, dass es offensichtlich ein Problem im eigenen Haus gibt.
900 verschwundene Motoren in fünf Jahren
Auf diese Art wird sich der Fall, den die indische Polizei derzeit zusammen mit Kia aufzuklären hat, sicher nicht abgespielt haben. Dennoch stellt sich schon die Frage, wie über fünf Jahre 900 Verbrennungsmotoren unbemerkt verschwinden können. Einem Bericht der indischen Zeitung "Economic Times" zufolge ist den Verantwortlichen im Kia-Werk Penukonda das Fehlen der Motoren erst aufgefallen, als sie den Jahresabschluss für das abgelaufene Geschäftsjahr zusammenstellen wollten. Am 19. März wurde die örtliche Polizei eingeschaltet, die drei Sonder-Teams mit den Ermittlungen beauftragt hat.
Die Beamten vermuteten anfangs, dass die Motoren bei der Lieferung zum Werk abhandengekommen waren. Doch inzwischen scheint ein anderes Szenario wahrscheinlicher: "Wir vermuten, dass es eine geheime Absprache zwischen ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern gab", sagt der Stellvertreter des örtlichen Polizeichefs. Demnach sollen Insider an dem Komplott beteiligt gewesen sein. Indem im Werk Unterlagen manipuliert wurden, sei das Verschwinden der Triebwerke erst so spät aufgefallen.
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Wie genau sich der Diebstahl abgespielt hat, können die Polizisten allerdings noch nicht sagen. Dazu bedürfe es weiterer Ermittlungen und Vernehmungen von Verdächtigen. Die Tat soll jedoch "schrittweise und geplant" abgelaufen sein. Unklar ist außerdem, wie es den Langfingern gelungen ist, die alles andere als kleinen und leichten Motoren unbemerkt aus dem Werk zu schaffen. Obendrein ist fraglich, was genau mit den gestohlenen Motoren passiert ist.
900 Motoren vs. bis zu 400.000 gebaute Autos
900 fehlende Motoren sind angesichts des gesamten Outputs des Werks allerdings eine verschwindend geringe Menge. "Wir produzieren jährlich je nach Nachfrage zwischen 300.000 und 400.000 Fahrzeuge", sagt ein Kia-Sprecher laut "Economic Times". Der Diebstahl habe die Produktion in keiner Weise beeinträchtigt.

Dass Insider Autoteile direkt beim Hersteller stehlen, ist übrigens kein neues Phänomen – und kann auch in Deutschland passieren. So ging im Herbst 2024 ein Fall durch die Medien, bei dem sechs Männer in einem niedersächsischen VW-Logistikzentrum über einen Zeitraum von zwei Jahren Autoteile im Wert von rund zwei Millionen Euro gestohlen hatten. Dabei ging es hauptsächlich um Bremsscheiben, Bremssättel und Radlager, die daraufhin Richtung Osteuropa verschwanden. Die Täter erhielten Haftstrafen zwischen acht Monaten auf Bewährung sowie drei Jahren und acht Monaten ohne Bewährung.
Hinweis: Im Video und in der Fotoshow präsentieren wir Ihnen den Kia Syros, einen speziell für den indischen Markt entwickelten Kompakt-SUV. © auto motor und sport