Mitte 2020 hatte Nikola bekanntgegeben, zusammen mit Iveco in Ulm Lkw mit Elektro- und Wasserstoffantrieb in Serie zu bauen (siehe Video unter diesem Absatz). Kurz darauf tauchte bereits das nächste Elektromodell auf: Mit dem Badger wollte Nikola in den Markt der elektrisch angetriebenen Pick-ups einsteigen. Bereits Anfang 2021 sollte das Modell auf den Markt kommen. Der Konzern General Motors sollte das Auto für Nikola bauen. Doch es kam anders. Eine im September 2020 durchgeführte Shortseller-Attacke von Hindenburg Research war der Anlass für strafrechtliche Untersuchungen, an deren Ende Nikola-Gründer Trevor Milton kurz vor Weihnachten 2023 wegen Betrugs zu vier Jahren Haft verurteilt wurde.
Video: Im Video: Der Nikola Tre in Zusammenarbeit mit Iveco
Nikola existierte zwar als Lkw-Hersteller weiter, doch auch dieses Geschäft lief mehr schlecht als recht. Aus Europa hat sich das zwischenzeitlich von Ex-Opel-Chef Michael Lohscheller geleitete Unternehmen bereits zurückgezogen. Das Pick-up-Projekt Badger schien ebenfalls vorzeitig tot zu sein. Zumindest bis jetzt, denn kürzlich gab ein Medienstar bekannt: "Wir haben Rechte, Vermögenswerte, geistiges Eigentum und alles, was mit dem Nikola-Badger-Product verbunden ist, erworben". Dazu gehören auch zwei Prototypen des E-Pick-ups sowie mehrere ATV-Modelle und Wasserfahrzeuge.
"Diesel Brother" fährt jetzt elektrisch
Die Rede ist von David "Heavy D" Sparks. Der Amerikaner war mehrere Jahre Teil der "Diesel Brothers". In dieser auch im deutschen TV ausgestrahlten Fernsehsendung ging es darum, urige Pick-up-Trucks zu tunen und im Anschluss zu verkaufen. Inzwischen ist die Sendung ausgelaufen und "Heavy D" Sparks hat sich weiterentwickelt. Er betreibt auf Youtube einen Kanal mit aktuell mehr als 3,5 Millionen Abonnenten, sammelte bei Facebook bisher über fünf Millionen Follower ein und hat sich auch als Unternehmer neu aufgestellt. "Ich setze mich dafür ein, die Truck-Welt mit sauberer Energie zu versorgen", sagt er in jenem Video, in dem er die Übernahme des Badger-Projekts publik macht.
Eigenen Angaben zufolge war er bereits 2019 in die Entwicklung des Nikola Badger eingebunden; ein Freundschaftsdienst für seinen guten Bekannten Trevor Milton. Seit Anfang 2021 habe Sparks mit Nikola über den Kauf des Programms verhandelt. "Das war einer der frustrierendsten Prozesse in meinem Leben", sagt der Mann aus Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah. "Wir reden hier über mehrere zehn Millionen Dollar." Sparks will den Badger nun zu einem fertigen Serienauto entwickeln und sich später ebenso um Produktion und Vertrieb kümmern. Allerdings nicht unter der Marke Nikola, sondern unter dem Label der neu gegründeten Firma Embr Motors, die er zusammen mit seinem Partner Cole Cannon betreibt.
920 PS und 965 km Reichweite
Als der Badger mit Vornamen noch Nikola hieß, waren die Antriebstechnik ausgefeilt und die Versprechungen groß. Die maximale Reichweite sollte bei 965 Kilometern liegen. Dazu wollte Nikola den elektrischen Antriebsstrang mit einer 160 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie, Superkondensatoren und einer 120-kW-Brennstoffzelle als Range Extender kombinieren. Der Badger sollte aber auch in einer rein batterieelektrischen Variante angeboten werden. Die Spitzenleistung sollte bis zu rund 920 PS betragen, wobei die Dauerleistung immerhin 460 PS betragen sollte. Und als maximales Drehmoment wurden bis zu 1.330 Nm in Aussicht gestellt.
Natürlich war der Plan, dass der Badger mit einer ordentlichen Spurtzeit punktet. Auf 60 mph (96,6 km/h) sollte es aus dem Stand in 2,9 Sekunden gehen. Ausgerüstet mit einem Allradantrieb sollte die Anhängelast bei rund 3,6 Tonnen bei bis zu 30 Prozent Steigung liegen. Zudem hätten den ursprünglichen Plänen zufolge an der 15-kW-Bordsteckdose rund zwölf Stunden lang externe Elektrogeräte betrieben werden können – ideal für den Baustelleneinsatz.
Markteinführung? Unklar!
Der 5,89 Meter lange, 2,18 Meter breite und 1,87 Meter hohe Nikola Badger kommt mit einer klassischen Doppelkabine, fünf Sitzplätzen und vier Türen. Dahinter schließt sich eine Ladefläche an. Eine große Bodenfreiheit und kurze Überhänge bürgen für Geländetauglichkeit. In den verbreiterten Radläufen stecken grob profilierte Geländereifen. An den Flanken zeigen sich robuste Trittbretter. Die Beleuchtung ist mit LED-Technik ausgeführt.
Im Cockpit dominieren ein großes Display hinter dem Lenkrad sowie ein noch größerer Touchscreen mittig auf der Armaturentafel. Fahrer und Beifahrer werden durch eine große Mittelkonsole getrennt.
Noch ist freilich völlig unklar, ob es Ex-Diesel-Brother "Heavy D" Sparks gelingt, das Badger-Projekt tatsächlich zur Serienreife zu führen. Einen Termin für die Markteinführung will er erst gar nicht nennen. Die potenziellen Preise für den Elektro-Pick-up stehen zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls in den Sternen. © auto motor und sport
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