Die japanischen Automobilhersteller Honda und Nissan führen laut Insider-Berichten Gespräche über eine intensivere Zusammenarbeit, die bis zu einer Fusion führen könnten.
Beide Unternehmen wollen mit einer möglichen Allianz den wachsenden Herausforderungen durch globale Wettbewerber wie Tesla und chinesischen Elektroautohersteller begegnen.
Nissan/Honda gegen Tesla und China
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters sowie zahlreichen anderen Medien prüfen Honda und Nissan verschiedene Modelle der Zusammenarbeit, darunter die Gründung einer gemeinsamen Holding-Gesellschaft oder eine vollständige Fusion. Auch eine engere Zusammenarbeit mit Mitsubishi Motors wird diskutiert. Offizielle Bestätigungen zu den Gesprächen gibt es derzeit nicht. Die Gespräche zeigen, wie sehr sich die Automobilindustrie im Umbruch befindet. Tesla und chinesische Hersteller wie BYD setzen die etablierten Unternehmen unter Druck, Kosten zu senken und schneller Innovationen auf den Markt zu bringen. Eine Kooperation zwischen Honda und Nissan könnte eine starke zweite Achse in der japanischen Automobilindustrie schaffen und eine dringend benötigte Alternative zu Toyota bieten.
Eine Fusion würde indes erhebliche Herausforderungen mit sich bringen. Die Unternehmenskulturen beider Hersteller unterscheiden sich deutlich: Honda ist für seine technologiezentrierte Ausrichtung bekannt, während Nissan mit internen Schwierigkeiten und einer von Restrukturierungen geprägten Kultur kämpft. Ebenso könnte eine Kooperation oder gar ein Zusammenschluss internationale Auswirkungen haben, insbesondere in den USA. Da beide Unternehmen Fahrzeuge in Mexiko für den US-Markt produzieren, könnten Handelshemmnisse und politische Anforderungen eine Rolle spielen. Analysten erwarten, dass mögliche Vereinbarungen in den USA und anderen Schlüsselregionen einer genauen Prüfung unterzogen werden.
Die Unternehmen planen laut Insidern eine gemeinsame Pressekonferenz in Tokio in der kommenden (Weihnachts-)Woche.
Drittgrößte Autogruppe nach Toyota und VW
Schließen sich Honda und Nissan tatsächlich zusammen, entsteht einer der weltweit größten Automobilkonzerne. Mit einem geschätzten Marktwert von 54 Milliarden US-Dollar und einer jährlichen Produktionskapazität von 7,4 Millionen Fahrzeugen entstünde die global betrachtet drittgrößte Automobilgruppe – hinter Toyota und Volkswagen. Bereits im März 2024 hatten die beiden Unternehmen eine strategische Partnerschaft geschlossen, um gemeinsam Elektrofahrzeuge zu entwickeln.
Nissan kämpft seit einiger Zeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Ein Sparprogramm in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar sieht den Abbau von 9.000 Arbeitsplätzen und eine Reduzierung der globalen Produktionskapazität um 20 Prozent vor. Diese Maßnahmen wurden notwendig, nachdem die Verkaufszahlen in China und den USA stark eingebrochen waren. Der Gewinn des Unternehmens sank im zweiten Quartal 2024 um 85 Prozent. Erst kürzlich schrieb die "Financial Times", dass der langjährige Nissan-Allianzpartner Renault seinen Anteil am japanischen Autobauer reduzieren will. Wie die Zeitung unter Berufung auf Insider berichtet, sucht Nissan einen langfristigen und stabilen Aktionär wie etwa eine Bank oder eine Versicherungsgruppe, um einen Teil des von Renault gehaltenen Aktienanteils zu ersetzen. Der Verkauf der Anteile an Honda stehe ebenfalls im Raum. Ein hochrangiger Nissan-Manager wird mit den Worten zitiert: "Wir haben zwölf oder 14 Monate, um zu überleben."
Auch Honda steht unter Druck. Experten erwarten eine Verschlechterung der finanziellen Situation im kommenden Jahr, während die Verkäufe von Hondas Elektrofahrzeugen bisher hinter den Erwartungen zurückblieben. Erst im August 2024 hatten Honda, Mitsubishi und Nissan angekündigt, gemeinsam eine Software-Architektur, Batteriemodule und elektrische Antriebsstränge zu entwickeln. © auto motor und sport
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