Die Triumph Speed Triple 1200 RR gehört aktuell zum Dauertest-Fuhrpark von MOTORRAD. Hier lest ihr, was uns über die Distanz von 50.000-Testkilometern auffällt.
Anfang Juni 2022 rollte die Triumph Speed Triple 1200 RR mit zarten 731 Kilometern in den MOTORRAD-Dauertest-Fuhrpark. Verplomben sowie die Kompressions- und Druckverlustmessung hat sie bereits hinter sich, genauso die Eingangsmessung auf dem Leistungsprüfstand. Was gleich zu Beginn auf der Suche nach der Laufleistung aufgefallen ist: Die Informationen sind im verschachtelten Menü gut versteckt. Das könnte im Rahmen des 50.000 km-Dauertests noch öfter für Flüche sorgen, wenn einzelne Fahrer und Fahrerinnen zum Zweck der Dokumentation, beispielsweise beim Tanken, auf der Suche nach dem Kilometerstand sind. Trotzdem ist davon auszugehen, dass die positiven Eindrücke bei Weitem überwiegen werden, wie auch schon der Top-Test in MOTORRAD 6/22 zeigte. Kleiner Tipp: Der Weg führt über den Menüpunkt Service.
Video: Pro und Contra - Triumph Speed Tripple 1200 RR
Einträge aus dem Dauertest-Fahrtenbuch
Kilometerstand 28.897, 8/2024
Sebastian Schmidt, MOTORRAD-Testfahrer, hat am Wochenende 1.000 Kilometer mit der Triumph Speed Triple 1200 RR gemacht, 30 % Autobahn, 70 % Landstraßen: "Kupplung rupft im kalten Zustand, sahniger Motor, guter Windschutz, top Fahrwerk – liegt satt und straff, bügelt aber auch heftigste Verwerfungen nieder. Hinterrad wird schnell "leicht" beim Anbremsen auf Spitzkehren bergab. Restreichweite bis 5,3 Kilometer scheint zu funktionieren. Weiter hab ich mich nicht getraut. Gepäcktransport funktioniert überraschenderweise gut. Eine Wochenend-Set Wechselklamotten packt die Speedy auf jeden Fall weg."
Kilometerstand 27.478, 7/2024
MOTORRAD-Grafiker Stefan Weber nach einer 3-Tages-Tour mit der Triumph Speed Triple 1200 RR: Der erste Eindruck wird schon vom Menü durchsuchen (z.B. Tageskilometer) etwas ernüchtert. Allerdings gebe ich da mir die Schuld, da ich auf so neumodisches Infotainment nicht eingestellt bin und mangels Handbuchs doch einige Versuche benötigte. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wird das Ganze dann intuitiver. Wäre es mein Motorrad, wäre es bestimmt kein Problem mehr – vorausgesetzt, das Ganze funktioniert in 30 Jahren noch.
Die Kupplung ist vor allem in kaltem Zustand wenig fein dosierbar, das wird zwar im warmen Zustand etwas besser, allerdings funktionieren die Schaltvorgänge mit dem Shifter viel besser als mit der Kupplung. Auch rastet der erste Gang immer deutlich hörbar ein. Der Motor und das Fahrwerk lassen an 30 Jahren Weiterentwicklung keine Zweifel aufkommen.
Reifen: Die Michelin Road 6 funktionieren sehr gut auf der Speed Triple und sorgen auch bei Nässe für das nötige Vertrauen.
Die Sitzposition ist sportlich, was von einem Sportler zu erwarten war (Lenkerstummel, Kniewinkel), war aber für mich mit einer Größe von 1,93 m kein Problem. Der Fahrersitz ist gut gepolstert, sodass längere Etappen gut zu bewältigen sind.
Abschließend kann ich sagen, dass mir der Trip mit der Speed Triple sehr gefallen hat: allzeit genug Power und das Fahrwerk kann mehr, als man braucht, bringt die Leistung souverän auf die Straße. Das Ganze wird durch den entsprechenden Dreizylinder-Sound perfekt untermalt.
Etwas leidensfähiger, als mit einem klassischen (Sport-)Tourer muss man natürlich sein, dafür zieht es einem die Mundwinkel nach oben – schon beim Betrachten der Maschine, spätestens aber beim Beschleunigen und Kurvenwedeln. Die neue Generation Triumph Speed Triple 1200 RR rückt wieder mehr die Sportlichkeit und nicht mehr so sehr das Streetfighter-Image in den Fokus. Für mich eine gelungene Evolution.
Kilometerstand 9.730, 4/2023
Seit Kurzem zieren deutlich höhere ABM-LenkerstummeI die Speedy. Schon beim Trockentest in der Tiefgarage ist der ergonomische Gewinn deutlich spürbar. Der Anbau des sehr schön verarbeiteten, 469 Euro teuren Kits ist kein Hexenwerk, aber auch nicht ganz trivial, da zum Beispiel die Bremsleitung verlängert (und natürlich neu befüllt und entlüftet) werden muss. Wie man oben im Bild gut erkennen kann, liegen die vielfach verstellbaren Stummel bis zu 50 Millimeter höher und 40 Millimeter breiter als die Serienteile. Dadurch ist die Sitzposition deutlich entspannter und komfortabler. Leider verdecken nun die eigenen Arme die Sicht in den Rückspiegeln fast komplett. Derzeit zeigt das ABS eine Fehlermeldung, und der Joystick funktioniert nicht korrekt. Zusammen mit dem noch ausstehenden Rückruf, den Lüfter des Kühlers betreffend, Gründe genug für einen Termin in der Werkstatt.
Kilometerstand 9.300, 3/2023
Mehr als 9.000 Kilometer nach nur 9 Monaten, davon die Hälfte Winter, das ist keine schlechte Bilanz für die Dauertest-Triumph Speed Triple 1200 RR. Anfängliche Beschwerden über einen störrischen Quickshifter/Blipper wurden durch einen Tausch auf Garantie beseitigt. Den schleichenden Plattfuß durch einen eingefahrenen Fremdkörper zum Saisonende kann man der Triumph nicht anlasten.
Kilometerstand 7.801, 11/2022
Die hinreißende Sport-Speed-Triple weckt Begehrlichkeiten, wie es Motorräder nicht alle Tage zu schaffen vermögen. Auch redaktionsintern rangiert die schnelle Triumph eher oben als unten. Über 7.000 Kilometer in weniger als einem halben Jahr sind angesichts der qua Konzept leidlichen Touren- und Alltagsqualitäten höchst respektabel. Trotzdem: Zweimal R bedeutet im Zweifel eher Gym als Couch. Und dementsprechend gefällt es Ross und Reiter umso besser, je schneller und länger die Radien werden, je mehr Grip der Asphalt für die sportlichen Michelin Power 5-Reifen bereithält und je beherzter man die außergewöhnlich sahnig-saftige Triple-Power anzapfen kann. Der launische Quickshifter konnte durch einen neuen Sensor arbeitswilliger gemacht werden, gegen die mitunter sehr verschachtelte Menüführung hingegen kann man akut wenig ausrichten. Aber hier zumindest ein schneller Hinweis, der erfahrungsgemäß viel Ärger ersparen kann: Der Kilometerstand verbirgt sich unterm Menüpunkt "Inspektion". Vielleicht gibt es bei ebenjener ja bereits ein entsprechendes Software-Update. Zeit genug wäre ja angesichts entspannter 16.000er-Intervalle.
Kilometerstand 7.600, 10/2022
Nachdem bereits kurz nach Testbeginn der Schaltautomat/Blibber herumzickte und das kurzerhand von einem Ausstellungsfahrzeug montierte Exemplar ebenfalls nur mäßig funktionierte, wurde letztendlich ein drittes, aus einer anderen Charge kommendes Exemplar verbaut. Seitdem ist Ruhe an der Getriebefront. Nach 5.950 Kilometern wurden die verschlissenen OEM Pirelli Supercorsa SP durch Michelin Power 5 2CT ersetzt. Die Gummis tun der Triumph Speed Triple 1200 RR im kälter werdenden Alltag gut, da die lästige Aufwärmphase der Pirellis weitgehend entfällt. Was im Alltag auch gefällt: Der Tank lässt sich schnell und sabberfrei richtig volltanken.
Kilometerstand 6.411, 9/2022
Das Rätsel um den zickigen Quickshifter ist gelöst. Nicht etwa die im Verdacht stehende Hitze war schuld am regelmäßigen Ausfall, sondern: Der Sensor war schlichtweg hinüber. Laut Triumph kam wohl eine schlechte Charge nach Hinckley. Neuer Sensor, neues Schaltglück. Endlich funktioniert das sehr gut arbeitende System, selbst in der Stadt bis in den ersten Gang hinunter zum Stillstand kann das an sonst etwas teigig wirkenden Getriebe. Beim flotten Feuern arbeitet das QS jetzt immer sicher und schnell, das Zwischengas beim Herunterblippen sorgt hier und da für wohlige Gänsehaut. Für den Herbst und Winter bereits um bereift auf Michelin Power 5 als sportlichem "Winterreifen". Mighty Bib kann selbst bei 5,5 Grad nichts schrecken. Ab Meter eins ist der Reifen da, lässt sich kalt so sauber und sicher in die Kurve werfen, als wäre es 20 Grad wärmer. Auffällig gut: In den Tankstutzen kann der Zapfrüssel einfach eingehängt und selbst die Arretierung des Ventils bleibt fest. Im Vergleich zu vielen anderen Motorräder, vor jeder Tropfen einzeln reingezittert werden muss: großartig. Es sind eben die kleinen Dinge, die ein Krad gut machen.
Kilometerstand: 4.020, 8/2022
Wie jedes Dauertest-Motorrad, das ich in meine Finger bekomme, muss auch der neue Triple-Schönling im Fuhrpark erstmal seine Pendeltauglichkeit beweisen: Stuttgart – Mannheim heißt der bitterharte Prüfstein, den die Speedy aber souverän schultert. Kein Wunder, wie der Name und die rennsportliche Ergonomie es nahelegen, gehört schnell Geradeausfahren zum Kerngeschäft. Stummel und Fußrasten sind fordernd, aber nicht so gnadenlos positioniert wie auf einem 1000er-Supersportler, das Sitzpolster ist erstaunlich bequem, und im Modus "Komfort" bietet das semiaktive Öhlins-Fahrwerk eben genau diesen, ohne auch nur ein bisschen Stabilität einzubüßen. Zusammen mit dem unanständig bärigen Triple-Kraftwerk ergibt das einen exzellenten Autobahnbrenner mit Automatikcharakter von 70 bis 270 Sachen.
Kritik? Wenig, aber essenziell. Störend, wenn auch behebbar: Der sehr flache Windschild macht die Autobahn-Sause bereits bei überschaubaren 1,80 Meter Körpergröße kräftezehrender als nötig. Störend, aber permanent: deftige Vibrationen. Grob und langwellig zwischen 2.000 und 3.000, fein und hochfrequent zwischen 4.000 und 5.000 Touren. Ärgerlich einerseits, weil der mächtige Motor so weit unten bereits voll nutzbar ist und anderseits, weil man bei Autobahnrichtgeschwindigkeit im sechsten Gang bei etwa 4.500 Umdrehungen liegt und dort der Gashand beim Einschlafen zuschauen kann. Da hilft nur eins – und auch das legt der Name nahe: mehr Speed!
Kilometerstand 3.274, 8/22
Einfache Strecke: 78 Kilometer. Über Landstraßen im Kraichgau, kaum Konstantfahrt, viele Kurven. Eigentlich ein Motorradparadies und wohl die beste Möglichkeit einen neuen Dauertester auf Herz, Nieren und die Pendlerqualitäten zu testen. Vorweg: Ans Herz geht die Speedy RR durch ihre atemberaubende Optik und den neuen Triple. Der ist für mich – Jens Kratschmar – der wohl beste Vierzylinder mit drei Töpfen überhaupt. Der neue 1160er-Triple kann alles. Unten drücken, schmalzige Mitte, feurige Spitze. Großartig. Selbst wenn dem bekennenden Speedy-Fan die Eloquenz des zuletzt zur höchsten Fahrbarkeit gereiften alten 1050er-Motors oft fehlt. An die Nieren geht die neue RR ebenfalls. Ihr sehr sportliches, straffes Fahrwerk mit harten Federn verlangt Nehmerqualitäten. Der Autor, mit über 100 Kilogramm Gewicht, bekommt die Federn gut zum Arbeiten, doch die Härte der Speedy RR bleibt jederzeit präsent. Abhilfe schafft das vollständige Öffnen der Dämpfungen per Fingerklick im Menü des semikativen Fahrwerks, selbst wenn man sich dadurch eine leicht unterdämpfte Zugstufe hinten erkauft, die bei langen Wellen leicht nachwippt.
Apropos Menü: Das kleine, feine Display fügt sich zwar unauffällig in die zierliche Verkleidung ein, verlangt für zusätzliche Informationen allerdings immer mehrere Klicks auf den Joystick. Zu Beginn ist die Menüführung eine Katastrophe, die Lernkurve allerdings steil und nach einigen Hundert Kilometern mit gutem Gedächtnis fast intuitiv. Doch wie in der Schule: Das Lernen macht keinen Spaß. Ein weiterer dicker Minuspunkt in der Speedy-Bilanz sind die Rückspiegel. Bei erwähntem Gewicht und 1,88 Meter Körperlänge sieht man nach hinten eigentlich immer nur die eigenen Unterarme. Nur mit argen Verrenkungen der Halswirbelsäule ist der rückwärtige Verkehr zur erahnen. In der Stadt ein Graus, außerorts nicht viel besser. Aktuell ein großer Kritikpunkt ist der teilweise komplett ausfallende Quickshifter. Gerade beim Herunterschalten quittierte der zwischen zwei Gängen den Dienst, was das Anbremsen ziemlich verhagelt. Warum der ansonsten hervorragend arbeitende Automat ausfällt, ist noch nicht klar. Hohe Hitze am Getriebeausgang und die in einer Nische platzierte Position könnten ein Aspekt sein, denn bei niedrigeren Umgebungstemperaturen ist bisher kein Ausfall zu vermelden. © Motorrad-Online
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.