Ein Sanierungskonzept sieht den Einstieg des Sportwagenbauers Porsche beim Batteriehersteller Varta vor. Das Bundeskartellamt hat dafür seinen Segen erteilt.

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Das Bundeskartellamt hat Porsches Einstieg beim angeschlagenen Batteriehersteller Varta seinen Segen erteilt. Der schwäbische Nobelhersteller darf "eine nicht-kontrollierenden Beteiligung an der Varta AG" und die "Mehrheit der Anteile an und die Alleinkontrolle über die V4Drive Battery GmbH" erwerben. "In unserer fusionskontrollrechtlichen Prüfung ging es nur darum, ob das Vorhaben wettbewerbliche Bedenken hervorruft. Die können wir ausschließen", sagte Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamtes. Porsche erhalte keine Kontrolle über Varta, insbesondere keine Vetorechte im Hinblick auf strategische, geschäftspolitische Entscheidungen.

Der deutsche Batteriehersteller Varta hatte zuvor eine wesentliche Sanierungsvereinbarung mit seinen Gläubigern getroffen, bei der Porsche als strategischer Partner eine Schlüsselrolle spielt. Die Vereinbarung sieht eine Reduzierung der Schulden von Varta von 485 Millionen Euro auf zunächst 200 Millionen Euro vor. Porsche und der Varta-Hauptaktionär Michael Tojner wollen gemeinsam eine Kapitalspritze von 60 Millionen Euro in das Unternehmen einbringen, während die Gläubiger weitere 60 Millionen Euro als besicherte Darlehen bereitstellen sollen.

Porsche übernimmt die Mehrheit bei "V4Drive"

Im Rahmen der Vereinbarung übernimmt Porsche die Mehrheit an Vartas V4Drive-Batteriesparte durch eine Kapitalerhöhung, die vor allem durch eine Sacheinlage erfolgt. Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Porsche, erklärte dazu gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: "Mit der geplanten Mehrheitsübernahme von V4Drive leisten wir einen wichtigen Beitrag, um Schlüsseltechnologien in Deutschland zu halten." Die V4Drive-Batterien sind von besonderem Interesse für Porsche, da sie die Leistungsfähigkeit der Hybrid- und Elektrofahrzeuge des Unternehmens verbessern könnten. Bereits 2021 erhielt Varta einen ersten Auftrag von Porsche. Der Sportwagenbauer verfolgt seit einigen Jahren das Ziel, eigene Batteriezellen zu produzieren, und hat dafür 2021 die Batterietochter Cellforce gegründet. Cellforce baut derzeit eine Pilotanlage in Reutlingen mit einer Kapazität von bis zu 1,3 Gigawattstunden und prüft eine Erweiterung auf über 20 Gigawattstunden an einem weiteren Standort.

Varta-CEO Michael Ostermann äußerte sich optimistisch über die Zukunft des Unternehmens: "Mit der Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen sind die Finanzierung und Liquidität des Konzerns nun nachhaltig stabilisiert und langfristig gesichert." Er betonte, dass es keine unmittelbare Bedrohung durch größere Stellenstreichungen gibt. "Wir wollen wachsen, sowohl mit Batteriespeichern für Photovoltaikanlagen als auch mit Knopfzellen für Apple-Kopfhörer. Aktuell suchen wir in diesen Bereichen nach Personal," so Ostermann. Moderate Kürzungen seien lediglich im Verwaltungsbereich geplant.

Kleinanleger gehen leer aus

Allerdings wird Varta nach der Restrukturierung von der Börse genommen, was bedeutet, dass bestehende Aktionäre ihre Anteile verlieren werden. "Wir haben alles versucht, um die Kleinanleger einzubeziehen – aber das ist in dieser Situation rechtlich nicht möglich", erklärte Ostermann.

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Mit dieser Sanierung ist es dem Unternehmen gelungen, die wesentlichen Finanzierungsprobleme zu lösen und die Basis für zukünftiges Wachstum zu legen. Porsche sichert sich durch das Engagement bei Varta den Zugang zu fortschrittlicher Batterietechnologie, die für die Entwicklung leistungsstarker Elektrofahrzeuge von entscheidender Bedeutung ist.  © auto motor und sport

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