Die Temperatur im Innenraum eines Autos hat erheblichen Einfluss auf das Fahrverhalten des Fahrers. Was viele schon geahnt hatten, wurde sogar schon durch wissenschaftliche Untersuchungen bewiesen. Was Sie gegen den Kälte- oder Hitzestress im Auto tun können, erfahren Sie hier.

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Wer kennt es nicht: An einem bitterkalten, winterlichen Morgen setzt man sich in das vereiste Auto, startet den Motor und beginnt damit, die Scheiben freizukratzen. Anschließend fährt man zitternd aus der Parklücke. Während der Motor nur widerwillig das Gas annimmt, lässt auch die Heizungsleistung zunächst zu wünschen übrig. Und das ist meist besonders unangenehm, denn in der Winterjacke eingepackt friert so mancher noch minutenlang hinter dem Steuer vor sich hin. Klar ist: Ein wohltemperiertes Auto ist ein angenehmer Luxus. Dass kalte Luft im Fahrzeug aber auch den sogenannten Kältestress auslösen kann, dürfte den meisten Autofahrern nicht geläufig sein.

Kältestress: Wenn die Temperatur im Auto zu niedrig ist

Bei einem Experiment im US-Bundesstaat South Carolina stellten US-Psychologen fest: Die Versuchspersonen fuhren riskanter, wenn es sie fröstelte. Sie hielten weniger Abstand zum Vordermann und bremsten vor einer Kreuzung deutlich später ab. Realisiert wurde das Experiment in einem Fahrsimulator und unter Verwendung einer speziellen Weste. Das Kleidungsstück war so präpariert, dass die Temperatur der Haut ein wenig sank, nicht aber die Temperatur im Körperinneren der freiwilligen Probanden.

Das Ergebnis ist eindeutig: Zwar verhielten sich die Teilnehmer mit Kälteweste am Anfang des Tests nicht anders als jene ohne. Doch schon bei der Verfolgung eines langsameren Autos, das nicht überholt werden konnte, zeigte sich ein anderes Verhalten: Die fröstelnden Fahrer hielten nun im Schnitt eine knappe Sekunde weniger Abstand. Und beim Stoppschild bremsten sie noch dazu 2,35 Sekunden später ab als die Gruppe ohne Kälteweste. Der Grund liegt im Stress, der aus der Kälte und dem Frust über die Verkehrssituation entsteht, folgern die Experten. Denn: Weder Reaktionszeit noch körperliche Geschicklichkeit hatten unter der Weste gelitten.

Hitze und Kälte beeinflussen das Verhalten

Auch der TÜV Nord ist überzeugt, dass die Umgebungstemperatur Psyche und Verhalten am Steuer beeinflussen kann. "Die Beobachtungen stimmen mit denen anderer Forscher überein", sagt Dr. Ralf Buchstaller vom TÜV Nord. "Wer am Steuer unter Stress steht, fährt aggressiver und riskanter." Diverse Untersuchungen zeigen zudem, dass auch sommerliche Hitze das Stresslevel von Autofahrern erhöhen kann.

Entsprechende Befunde schildern Forscher der Iowa State University in einem Übersichtsartikel, der in Kürze in einer Fachzeitschrift erscheint. Fahre etwa ein Auto bei grüner Ampel nicht los, dann hupe der Hintermann eher, wenn es in seinem Wagen heiß ist. Hitze im Auto erhöht zudem die Unfallgefahr, weil die Wärme auf die Konzentration und den Kreislauf schlägt.

Sorgen Sie für eine angenehme Temperatur

Daher ist es besonders wichtig, für eine Temperatur im Innenraum zu sorgen, die vor allem dem Fahrer entgegenkommt. "Als Beifahrer sollte man deshalb das Einstellen der Klimaanlage dem Mann oder der Frau am Steuer überlassen", rät etwa Dr. Buchstaller vom TÜV Nord. Wer über eine Standheizung in seinem Auto verfügt, sollte im Winter davon regelmäßig Gebrauch machen. Im Sommer gilt: Nach dem Parken erst einmal kräftig lüften, um die angestaute Hitze loszuwerden. Ein heißer Tipp für Autos ohne Klima: Die hinteren Seitenscheiben öffnen, das zieht die heiße Luft effektiv aus dem Inneren.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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